Nutzerintentionen in Keywords verstehen – Haben Singular und Plural noch eine Bedeutung?
Vor ca. 2 Jahren, als der Artikel entstand, konnte man noch eine Unterscheidung in den Suchergebnissen feststellen, wenn eine Singular- oder Plural-Suchanfrage eingegeben wurde. Dies hat sich jedoch durch die Zusammenfassung ähnlicher Keywords geändert. Die angezeigten Suchergebnisse unterscheiden sich nur noch marginal. Vor allem nur noch dann, wenn sich aus der Verwendung von Singular- bzw. Pluralversionen eines Keywords unterschiedliche Suchintentionen ableiten lassen.
Wenn Nutzer Keywords in die Google Suche eingeben, haben sie ein Ziel vor Augen, welches oft nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Nicht nur der SEO muss die Nutzerintention verstehen, sondern auch die Suchmaschine.
Laut John Mueller von Google wird die Entscheidung, welche Ergebnisse bei Singular- und Pluralvarianten eines Begriffes ausgespielt werden, auf Grund algorithmischen Lernens gefällt. In der Praxis klappt das mittlerweile sehr gut, deshalb sollen ein paar Regeln und Beispiele aufgezeigt werden, wie man Nutzerintention richtig interpretiert.
Google fasst ähnliche Varianten zusammen
Seit Juni 2017 fasst Google viele Keywords mit derselben Bedeutung im Keywordplanner zusammen. Dies hat zur Folge, dass sich meistens keine separaten Suchvolumina für die Singular- und Pluralvarianten eines Keywords abrufen lassen. Dadurch können die Daten aus dem Keywordplanner von Google nur noch bedingt zu Rate gezogen werden.
Die gute Nachricht ist, dass Google oftmals auch Anzeigen und Suchergebnisse für das Plural-Keyword ausspielt, obwohl es inhaltlich eher auf die Singularform optimiert ist. Das liegt daran, dass Google sehr ähnliche Varianten eines Wortes oder einer Wortgruppe erkennt und dann auch entsprechend anzeigt.
Dennoch ist es wichtig, sich in den Nutzer hineinzuversetzen und zu analysieren, aus welchem Grund er sich für die Einzahl oder Mehrzahl eines Suchbegriffes entscheidet. Natürlich beeinflussen auch das genutzte Device und äußere Einflüsse, wie Stress, das Nutzerverhalten. Im Idealfall nutzt man beide Varianten, konzentriert sich aber auf das aus Nutzersicht relevantere Keyword. Um einen Eindruck zu bekommen, welche Variante häufiger genutzt wird, kann das Google Trends Tool genutzt werden. Dort ist zu erkennen, welche Variante ein höheres Suchinteresse aufweist.
Singular vs. Plural
Sucht man nach den beiden Begriffen „Hose kaufen und „Hosen kaufen“ fällt sofort auf, dass in den SERPs des Singularbegriffs „Hose“ überall die Pluralform „Hosen“ zu lesen ist. Dieses Schema fällt auch bei anderen Suchbegriffen auf. Obwohl das Singularwort gesucht wird, tauchen Suchergebnisse auf, die sowohl in Titles und Description nur die Pluralvariante des Wortes beinhalten. Wie oben schon erwähnt, lässt sich daran erkennen, dass Google die Keywords gruppiert und die Zugehörigkeit beider Varianten erkennt.
Es gibt jedoch Ausnahmen. Bei manchen Suchanfragen unterscheiden sich die ausgespielten Ergebnisse je nach gewählten Numerus des Keywords.
Beim Vergleich zwischen „autopanne“ und „autopannen“ ist diese Ausnahme zu beobachten.
Erklärungsversuch: Bei der Suche nach der Einzahl bezieht der Nutzer die Anfrage auf sich. Das heißt, er hat selbst eine Panne und informiert sich, was zu tun ist. Relevante Informationen („wie verhalte ich mich bei einer Panne“ oder „wer hilft“) werden hier ausgespielt.
Bei der Suche nach „autopannen“ hat der Nutzer aktuell keine Autopanne, sondern holt sich präventiv Infos über die häufigsten Gründe einer Panne oder das richtige Verhalten bei einer Panne. Dies könnte zum Beispiel im Zuge der Urlaubsplanung erfolgen.
Der Nutzer sucht also eher nach „autopanne“, wenn er selbst von diesem Problem betroffen ist.
Vergleicht man die Google Suggest Vorschläge für beide Keywords, wird auch klar, welches Keyword für das konkrete Problem steht:
Auch wenn die Schlussfolgerungen an der ein oder anderen Stelle etwas schwer zu treffen und vielleicht auch nicht eindeutig sind, so lassen sich in jedem Falle Unterschiede zwischen Singular und Plural erkennen und das Learning ist, dass Singular-Anfragen oft nutzerzentrierter sind. Würde man das in Aussagen des Nutzers transferieren, dann sähe es wohl so aus:
- Singular: „Ich habe ein konkretes Problem und brauche jetzt eine Lösung dafür!“
- Plural: „Mir ist das folgende Problem bekannt und vielleicht könnte ich es zukünftig bekommen. Um vorbereitet zu sein, suche ich nach Lösungsmöglichkeiten!“
Im Shopping Bereich lässt sich das Prinzip folgendermaßen transferieren:
- Singular: „Ich suche dieses Produkt, weil ich die Absicht habe, es jetzt zu kaufen.“
- Plural: „Ich möchte mich zunächst über das Produkt informieren und herausfinden, welches das richtige/beste für mich ist“
Was lernt man nun daraus?
Wie schon zu Beginn erwähnt, muss auch die Suchmaschine die unterschiedlichen Intentionen des Nutzers erkennen. Sie ist dafür verantwortlich, welcher Inhalt letztendlich ausgespielt wird. Beim Nachprüfen fällt auf, dass Google kaum auf den Numerus zurückzuführende Unterschiede in den SERPs zulässt, also obige Thesen nicht in den Algorithmus einbezieht.
Dennoch sollte natürlich versucht werden, dem Suchenden das zu liefern, was er möchte. Je besser man die Intention versteht, umso zielgerichteter kann auf die Fragen eingegangen werden. Nicht immer sind beide Nutzerintentionen (konkretes Problem, Vorbereitung auf ein Problem) relevant. Wenn man aber weiß, dass man ein Pannendienst ist und dass Nutzer sowohl nach „autopanne“ als auch „autopannen“ suchen, so kann man Seiten für beide Nutzerintentionen bereitstellen:
- Konkrete Seite zur Pannenhilfe inkl. Notfallrufnummer
- Allgemeine Seite zum Verhalten bei einer Panne
Weitere Faktoren
Betrachtet man z.B. noch den Faktor des Endgerätes, kann noch genauer auf das Suchverhalten der Google Nutzer eingegangen werden. Sucht ein Nutzer nach „autopanne“ über ein Smartphone, so wird es schon fast eindeutig, dass er ein konkretes Problem hat. Das Kriterium des Endgerätes ist in diesem Falle auch viel aussagekräftiger als der Numerus des Keywords.
Auch Variablen, wie der Nutzer-Standort oder die Tages- oder Jahreszeit, können wesentlich für die Deutung der Nutzerintention sein. Wichtig ist nur, dass man sie korrekt interpretiert.
Fazit
Je besser die Nutzerintention interpretiert wird, umso besser lassen sich Inhalte für ihn bereitstellen. Damit wäre die Aufgabe des SEO oder Content-Managers erfüllt. Das Problem, dass die Suchmaschine womöglich die Nutzerintention nicht genau so interpretiert, bleibt dennoch bestehen. Hier gibt es auch kaum Möglichkeiten, der Suchmaschine Empfehlungen an die Hand zu geben. Im besten Falle etabliert sich der eigene Seiteninhalt durch gute Nutzersignale und wird zukünftig bei den passenden Anfragen ausgespielt.
Da sich die SERPs im Laufe der Zeit verändert haben, Google kaum noch Unterschiede zwischen Singular und Plural macht, ist es aus SEO Sicht nicht zwingend notwendig, auf beide Varianten zu optimieren. Vielmehr sollte analysiert werden, welche Variante am besten zu der Nutzerintention passt, um dann auf die relevantere Version des Keywords zu optimieren.
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