Social Media Auslese November 2019

Die Supermarktregale haben bereits angekündigt, was nun immer schneller auf uns zu kommt – Weihnachten. Bevor im Feiertagstrubel alle Neuigkeiten des letzten Monats verschwimmen, möchten wir unsere Top-News rund um Social Media mit euch teilen. Darunter Entwicklungen zu den gängigen Netzwerken und dem Newcomer des Jahres – TikTok.

FACEBOOK

Mehr KI für dynamische Werbung auf Facebook

Facebook hat eine Erweiterung der personalisierten Werbeformate angekündigt. Die bekannten dynamischen Produktanzeigen, bei denen verschiedene Assets hinterlegt und je nach Erfolg innerhalb der jeweiligen Zielgruppen durch den Algorithmus kombiniert werden, sind mittlerweile gängiges Mittel in der bezahlten Facebookwerbung.
Künftig sollen zusätzlich zu den momentan möglichen Komponenten auch noch das Werbeformat, Texte (auch außerhalb von Dynamic Ads) und Übersetzungen entsprechend passend zu den Nutzern angepasst werden.

Verschiedene Varianten dynamischer Anzeigen. Quelle: Facebook

Facebook Pay in den USA ausgerollt

Quelle: Facebook

Facebook hat in diesem Monat den eigenen Bezahldienst Facebook Pay für den US-Markt im Facebook Messenger und WhatsApp ausgerollt. Facebook Pay ist aktuell unabhängig vom Libra-Netzwerk und soll in erster Linie zur Zahlung zwischen den Nutzern, Spenden, In-Game-Käufen und Käufen einiger Seiten und Unternehmen über den Facebook Marketplace dienen.

Quelle: Facebook

Sofern das System gut angenommen wird, ist die Expansion auch über den amerikanischen Markt hinaus geplant.

Beschränkung der Anzahl aktiver Ads

Facebook beschränkt voraussichtlich ab Mitte 2020 die Anzahl an parallel aktivierten Werbeanzeigen. Nach den Aussagen des Netzwerks dürfte das zunächst aber nur einen minimalen Prozentsatz der Werbetreibenden betreffen. Aussagen zu spezifischen Zahlen sind aktuell noch nicht veröffentlicht.

INSTAGRAM

Serien auf IGTV

Immer mehr InfluencerInnen und Unternehmen wollen auf IGTV setzen, um ihre Follower mit einem wiederkehrenden Format regelmäßig zu aktivieren. Instagram ermutigt diese Tendenz und will Serienformate stärker in IGTV ziehen. Zudem hat IG ein Tool für Creator herausgebracht, um Serien kennzeichnen zu können. Die Kennzeichnung erscheint über der Videovorschau. Beim Klick auf den Namen der Sendung kommt man auf eine Seite mit allen bisherigen Folgen.

Serienformate können künftig auch als solche gekennzeichnet werden.

Immer weniger Likes?

Dass Instagram testet, welche Auswirkungen es auf die Plattform und deren Nutzer hat, wenn kein öffentlicher Like-Count angezeigt wird, ist mittlerweile weithin bekannt. Die ersten Tests fanden ab April in Kanada statt und wurden im Sommer dieses Jahres auf Brasilien, Australien, Neuseeland, Irland, Italien und Japan ausgeweitet. Nun kündigte Instagram unter anderem per Twitter an, den Like-Count auch global zu verbergen. Immer mehr Nutzer werden nun nur noch die Likes unter den eigenen Posts sehen, nicht jedoch die Likes unter fremden Beiträgen.

Begründet wird diese Entscheidung mit der positiven Resonanz auf die oben genannten Tests.
Quelle: Twitter

Erste Auswertungen dazu, wie sich das Nicht-Anzeigen von Likes auswirkt, findet ihr in grafischer Form auf SocialMediaToday. Die Seite stellt einige Slides aus einem Report zur Verfügung, der ursprünglich von HypeAuditor veröffentlicht wurde.

Reels – Instagrams TikTok-Klon wurde in Brasilien gelauncht

Instagram veröffentlicht zunächst einmal in Brasilien unter dem Namen Cenas den TikTok Clon Reels. Letztendlich erhalten die Stories damit mehr Funktionen, die an TikTok erinnern. Sicherlich wird das ganze bald auch für andere Länder ausgerollt.
Interessante Randnotiz dabei: Erfolgreiche TikTok und Instagram Inhalte hängen immer mehr von wirklich (!) kreativen Inhalten auf den Plattformen ab. Selbst Unternehmen, die Social Media verstanden haben dürften, stehen damit vor einer ggf. noch größeren Herausforderung, als es damals in den Anfangstagen von Instagram oder Facebook der Fall war.

TIKTOK

News, Features & Kritik

TikToK wächst und wird auch außerhalb Asiens immer sichtbarer und relevanter. Das wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass mittlerweile auch die Tagesschau die ersten Versuche mit dem Netzwerk wagt.
Daneben zeigt die voranschreitende Entwicklung der Features der Plattform, dass TikTok nicht plan,t in nächster Zeit ohne weiteres von der Bildfläche zu verschwinden. Im November wurden die Tests zu zwei neuen Features angekündigt: Zum einen die Verwendung von Links in der Bio der jeweiligen Nutzer, zum anderen auch die Verwendung von Social Commerce URLs.
Techcrunch schreibt dazu Folgendes:
„The short-form video app said it has started to allow some users to add links to e-commerce sites (or any other destination) to their profile biography as well as offer creators the ability to easily send their viewers to shopping websites“.
Gleichzeitig hat TikTok dieses Jahr für Länder wie die Türkei aber auch die geltenden Community-Richtlinien angepasst und behält sich vor, Inhalte der LGBTQ+ Community zu löschen. Dazu zählt neben Pride Parades auch schon einfaches Händchenhalten.
Laut onlinemarketing.de ist TikTok aber gleichzeitig auch ein wichtiges Netzwerk eben dieser LGBTQ+ Community, um sich zu outen bzw. auf das ComingOut vorzubereiten. Ähnliche Aktivitäten waren und sind auch auf anderen Plattformen zu beobachten und zeigen, wie wichtig die oft zurecht kritisierten sozialen Medien sein können – wenn auch manchmal einfach nur, um mit der eigenen Situation nicht allein zu sein.
Umso trauriger ist es, dass der positive Einfluss des Netzwerks den Menschen der betroffenen Länder durch die Anpassung der Richtlinien genommen wird. Hier handelt es sich letztlich um Länder, in denen oft eine ohnehin schon prekäre Situation vorherrscht und deren illiberaler Umgang mit der eigenen Gesellschaft so noch unterstützt wird.
Wie netzpolitik.org in einem Artikel zur Content-Moderation auf der Plattform zeigt, betrifft die Regulierung neben der LGBTQ+ Community auch andere Themen wie etwa Beiträge über Demonstrationen. Die Proteste in Hongkong sind beispielsweise auf der Plattform kaum sichtbar, was für einen deutlichen Einfluss der chinesischen Regierung spricht, trotz der Tatsache, dass es sich um ein privates Unternehmen handelt. TikTok selbst dementiert den Einfluss jedweder Regierung auf die Regulierung der eigenen Community, wie ebenfalls auf netzpolitik.org zu lesen ist.
Dennoch beschneidet TikTok die Möglichkeiten diverser Gruppen auf der Plattform nach dem Gusto repressiver Staaten und unterstützt durch den marktwirtschaftlichen Erfolg eine autokratische Regierung, die aktuell dabei ist eine „der größten Menschenrechtsverletzungen unserer Zeit“ zu begehen.
Daher sollte man darüber nachdenken, ob der uneingeschränkte Einsatz der Plattform, insbesondere im professionellen Sinne, ratsam ist. Die Reichweite scheint verlockend, doch muss man sich im Klaren sein, dass investierte Gelder nicht nur dafür eingesetzt werden, positive (Marken-)Botschaften zu verbreiten. Dringlicher als manches Mal zuvor empfiehlt es sich bei diesem neuen Social Media Trend, die Nutzung genau zu reflektieren.

TWITTER

Neuerungen über Neuerungen auch auf Twitter

Twitter ermöglicht es nun auch, Replies zu verbergen, was im Prinzip der „Kommentar verbergen“-Funktion auf Facebook entspricht. Im Gegensatz zu Facebook können sich andere Nutzer die versteckten Replies aber dennoch ansehen, sofern Interesse daran besteht. Das Ganze soll dem ursprünglichen Autor eines Tweets mehr Kontrolle über die angestoßene Konversation geben.

So sieht es aus, wenn man einen Reply verbirgt. Quelle: Twitter.

Darüber hinaus soll es auch noch einige weitere neue Funktionen geben, die im Laufe des kommenden Jahres experimentell getestet werden sollen, um die Plattform weniger toxisch zu machen. Die möglichen Neuerungen kommen dabei aber nicht von den Betreibern der Plattform, sondern von den Nutzern selbst.
Unter den Vorschlägen finden sich unter anderem folgende Ideen:

Twitter bannt politische Werbeanzeigen von der Plattform

Twitter is finally doing something popular: banning political ads.“
Mit der Ankündigung, politische Werbeanzeigen auf ihrer Plattform zu verbieten, hat Twitter viel Aufmerksamkeit erzeugen können. Die Frage dabei ist jedoch: Was genau ist eine politische Anzeige und was nicht? Eine Frage, auf die es wohl keine einfache Antworten gibt. Finanziell dürfte es Twitter nicht weh tun, da wie bei Facebook die Einnahmen aus dem politischen Spektrum angeblich im minimalen Prozentbereich sind.

WEITERE NEWS & NETZWERKE

Youtube hat seiner Startseite ein kleines Makeover verpasst, um die User-Experience zu verbessern. Darunter finden sich folgende Neuerungen:

TRENDS & LESEEMPFEHLUNGEN

Die Grafik-Trends für 2020 – schwächere Sättigung, Farbverläufe und abstraktere Grafiken sind im Kommen.
Eine nette Infografik, in der die Gründungsjahre aller bekannten Social Media Netzwerke auf einem Zeitstrahl mitsamt einer kurzen Zusammenfassung ihrer Funktionen zu sehen sind.
Die New York Times hat die Anzahl der App-Downloads weltweit in den letzten 12 Monaten in einem Artikel aufgeführt:

Ein äußerst lesenswerter Beitrag über die Funktion von Troll-Farmen. Eine polnische Journalistin hat sich für genau eine solche Troll-Farm rekrutieren lassen und berichtet in diesem Artikel über ihre Erfahrungen.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments