SEO Auslese April 2021
Obwohl das Page Experience Update auf Mitte Juni verschoben wurde, blieb der April alles andere als ruhig. Unterdessen glänzt Google mit einem neuen Bericht zur NutzerInnenfreundlichkeit in der Google Search Console und hat ganz nebenbei ein Update für Produktrezensionen herausgebracht. Alle wichtigen Infos zu den Releases und viele weitere spannende Neuigkeiten findet ihr wie immer in unserer SEO Auslese.
News der Suchmaschinen
Page Experience Update kommt nun doch erst im Sommer
Google gab am 19. April bekannt, dass das große Page Experience Update um mehrere Wochen verschoben wird. Geplant ist, die NutzerInnenfreundlichkeit von Seiten erst Mitte Juni 2021 als Teil der Ranking-Systeme einzuführen und dann schrittweise bis Ende August auszurollen. Auch wenn laut Google zunächst keine drastischen Änderungen für Websites zu erwarten sind, sollte die zusätzliche Zeit für (weitere) Optimierungen genutzt werden.
Als Ansatzpunkt für Verbesserungen könnte der neue Bericht zum Verhalten von Seiten in der Google Search Console dienen. Der Report bildet neben den Core Web Vitals auch die Faktoren HTTPS-Sicherheit, Fehlen störender Interstitials, Safe-Browsing-Status und Optimierung für Mobilgeräte ab. Außerdem gibt er Auskunft über den Anteil der guten URLs, d.h. den Anteil der mobilen URLs mit hoher NutzerInnenfreundlichkeit.
Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Kennzahl kritisch zu hinterfragen ist. Denn damit eine Seite als „gute URL“ zählt, muss sie auch im Core Web Vitals Bericht den Status „gut“ zeigen und darf keine Probleme hinsichtlich der NutzerInnenfreundlichkeit auf Mobilgeräten aufweisen. Die Gruppe der „zu optimierenden URLs“ fließt hingegen nicht in die Wertung mit ein. Hinzu kommt, dass der URL-Status je nach Bericht variieren kann, da die Berechnung unterschiedlichen Zeitplänen folgt. Ein Blick in die einzelnen Berichte lohnt sich daher in jedem Fall.
Und noch eine Neuigkeit könnte sich zugunsten einiger Webseiten auswirken: Google hat die Berechnung des Cumulative Layout Shifts angepasst. Bisher waren lange Seiten im Nachteil, da alle auftretenden Verschiebungen aufaddiert wurden. Das soll sich nun mit der neuen Berechnungsweise, bei der sogenannte Session Windows eingeführt werden, ändern.
Vielleicht auch bald bei uns: Googles Update für Produktrezensionen
Am 8. April hat Google das Product Review Update im englischsprachigen Raum ausgerollt. Auch wenn es so anmuten mag – Google betonte, dass es sich hierbei nicht um ein großflächiges Core Update handelt. Betroffen waren vor allem Affiliate-Webseiten mit Fokus auf Produktrezensionen. Und genau darum geht es. Die Algorithmus-Anpassung soll dafür sorgen, dass künftig hochwertige und gut recherchierte Testberichte in der Google-Suche bevorzugt werden. Kurz gesagt: Das EAT-Modell aus den Quality Rater Guidelines hält nun auch in diesem Bereich Einzug.
Googles Webmaster John Müller bestätigte inzwischen auch, dass Produkttests und Erfahrungsberichte von VerbraucherInnen es deshalb in Zukunft schwerer haben werden, gute Rankings aufzubauen. Dies sei nur dann möglich, wenn die NutzerInnen tatsächlich auch ExpertInnen seien. Eine Alternative stellen hingegen systematische Testberichte dar, die einem bestimmten Konzept folgen, das von ExpertInnen erarbeitet wurde.
Bislang greift das Product Review Update zwar nur für englischsprachige Rezensionen, doch wir bei Projecter rechnen mit einer baldigen Ausweitung auf alle Sprachen.
News der Suchmaschinen kurz & knapp
- Die Google Search Console unterstützt jetzt reguläre Ausdrücke im Leistungsbericht. Mithilfe dieser Funktion ist es möglich, nach mehreren Begriffen gleichzeitig zu filtern – und zwar sowohl für Seiten als auch für Suchanfragen. In unseren Augen eine echte, wenn auch seit langem überfällige, Erleichterung für den SEO-Alltag.
- Googles Webmaster John Müller wies kürzlich erneut darauf hin, dass gutes SEO von der Konsistenz der technischen und inhaltlichen Optimierungen abhängig ist. Website-BetreiberInnen sollten demnach für ähnliche Website-Bereiche nicht unterschiedliche Entscheidungen treffen und sich z.B. bei der Gestaltung von URLs (mit oder ohne Trailing-Slash am Ende) oder Produktvarianten (mit Canonical oder 301-Weiterleitung) auf eine einheitliche Strategie festlegen.
- In einem SEO-Hangout äußerte sich Müller außerdem zu der Frage, wie Google mit Langzeit-302-Weiterleitungen umgehe. Tatsächlich würden 302-Redirects, die für längere Zeit bestehen, irgendwann wie 301-Redirects behandelt. Dennoch empfiehlt es sich, Weiterleitungen so zu verwenden, wie sie vorgesehen sind. Denn die geänderte Betrachtung kann zur Folge haben, dass Google nicht länger die Quellseite indexiert, sondern stattdessen die Zielseite nutzt.
Branchen Insights
Psychologische Erkenntnisse zur Conversion-Optimierung nutzen
Morefire hat einen interessanten Artikel zur Nutzung von Heuristiken, also den zumeist unbewussten Handlungen, im Online Marketing veröffentlicht. Welche Learnings sich daraus ergeben und wie sich Conversion- und Klickraten ganz konkret steigern lassen, haben wir nachfolgend zusammengefasst.
- Verfügbarkeitsheuristik: Sie besagt, dass ein Produkt eher gekauft wird, wenn es leicht zu erwerben ist. Das lässt sich z.B. mit einem einfach gehaltenen Bestellprozess oder einem minimalistisch gestalteten Formular auf einer Landing Page erreichen. Dazu kommt: Je leichter sich NutzerInnen an Produkte erinnern, desto höher ist ebenfalls die Kaufwahrscheinlichkeit. Darum sollten NutzerInnen über verschiedene Marketingkanäle angesprochen werden, um Cross-Selling-Effekte zu nutzen.
- Anker-Anpassungs-Heuristik: Sie zeigt auf, dass Kaufentscheidungen oft in Bezug zu einem bestimmten Referenzwert getroffen werden. Shop-BetreiberInnen können sich dieses Verhalten zunutze machen, indem solche Anker bewusst gesetzt werden, z.B. mit Streichpreisen, Countern oder künstlicher Verknappung.
- ExpertInnenheuristik: Damit ist gemeint, dass NutzerInnen eher auf die Aussage von (wahrgenommenen) ExpertInnen vertrauen als auf die Bewertungen anderer KundInnen. Daher empfiehlt sich die Einbindung von positiven ExpertInnen-Testimonials und Trust-Elementen (z.B. Siegel von Stiftung Warentest) auf der Website, aber auch die Hervorhebung in Snippets und Anzeigentexten („von ExpertInnen empfohlen“).
- Sympathieheuristik & Konsensheuristik: In puncto Trust-Elementen spielen diese beiden ebenfalls eine Rolle. Hinter Sympathieheuristik verbirgt sich die Annahme, dass Testimonials von sympathischen Personen eher vertraut wird. Wichtig ist hier die passende Bild-Zitat-Kombination für die eigene Website zu finden. Die Konsensheuristik geht davon aus, dass sich NutzerInnen von der Mehrheit überzeugen lassen. Eine hohe Anzahl an Bewertungen oder Aussagen wie „schon 10.000 KundInnen lieben unser Produkt“ können daher Conversion-Treiber sein.
Natürlich lassen sich auch mehrere der genannten Mechanismen miteinander kombinieren, wie nachstehendes Beispiel für eine Produktseite zeigt:
Nur drei Prozent der Websites erreichen aktuell die Core-Web-Vitals-Zielwerte
In der letzten Auslese haben wir sie schon kurz angeteasert und nun ist sie da: Die 85 Seiten starke Core-Web-Vitals-Studie von Searchmetrics. Für die Analyse wurden über zwei Millionen URLs aus Deutschland, Großbritannien und den USA gecrawlt und im Hinblick auf die Metriken Largest Contentful Paint, Total Blocking Time und Cumulative Layout Shift analysiert. Searchmetrics legte dabei den Schwerpunkt auf die Desktop-Werte, da diese ein genaueres Bild zeigen als die simulierten und gedrosselten Daten der mobilen Performance.
Heraus kam, dass nur drei Prozent aller Websites, die in den Top-20-Suchergebnissen von Google ranken, derzeit einen guten Core-Web-Vital-Score erreichen. Nachfolgende Grafik zeigt, wie die Top fünf bzw. Top 20 Websites im Vergleich zu den Google Benchmarks abschneiden:
Neben diesen interessanten Insights bietet die Studie aber noch mehr. Searchmetrics verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und geht davon aus, dass es „noch andere Web Vitals gibt, die Google als wichtig erachtet“. Deshalb wurden zwölf weitere Metriken in einer Korrelationsanalyse untersucht. Es zeigte sich, dass die so häufig unterschätzte Bild-Optimierung einer der wichtigsten Hebel zur Verbesserung der Website-Performance ist.
In der Studie finden sich außerdem zahlreiche Best-Case- und Worst-Case-Beispiele sowie viele praktische AnwenderInnentipps. Daher klare Leseempfehlung!
Branchen News kurz & knapp
- ahrefs hat nochmal einen Artikel zu den Core Web Vitals geschrieben, der die Metriken verständlich vorstellt und die Optimierungsmöglichkeiten super auf den Punkt bringt.
- Der Screaming Frog steht jetzt in Version 15.0 zur Verfügung. Das große neue Feature sind die Vergleiche: Man kann nun Crawls miteinander vergleichen und so feststellen, ob sich bestimmte Aspekte verbessert oder verschlechtert haben. Dies ist für alle Messwerte, die Seiten-Struktur und auch den HTML-Quellcode möglich.
- Für URLs mit einem hohem Cumulative Layout Shift zeigt PageSpeed Insights nun Screenshots aus Google Lighthouse für die betroffenen problematischen Elemente.
- Wie sich selbst kleinste optische Anpassungen positiv auf die User Experience einer Website auswirken können, zeigt Marc Andrews eindrucksvoll anhand von 18 simplen Beispielen. Unter anderem gibt er Tipps zur farblichen Gestaltung und Anordnung einzelner Elemente sowie zur Wahl der richtigen Schriftart, -stärke und -größe.