Social Media Auslese September 2021

Im September hüllte Facebook eines seiner Features zu Beitragstests in ein neues Gewand und stattete es zusätzlich mit weiteren Funktionen aus. Instagram scheint mit einer neuen aber nicht unbekannten Kartenfunktion zu experimentieren und TikTok möchte zukünftig für mehr Struktur auf den Profilen seiner Creators sorgen. Klingt nach der perfekten Lektüre bei diesem Lesewetter? Ab auf die Couch und viel Spaß beim Schmökern. 

Instagram

Das ist alles nur geklaut…

…würden böse Zungen bei einem neuen Instagram Feature behaupten. Die Rede ist von Map Search. Dabei handelt es sich um eine Kartenfunktion, mit der NutzerInnen innerhalb des Netzwerks gelistete Unternehmen und Beiträge von öffentlichen Accounts zu einem beliebigen Ort sehen können. Über das neue Feature lassen sich zudem im Umkreis liegende Restaurants, Bars und Geschäfte über einen Hashtag entdecken. Suchen NutzerInnen über die Map Search beispielsweise nach #icedlatte, zeigen die Suchergebnisse an, wo in der Umgebung die kalte Kaffeespezialität angeboten wird. Klingt nach einer genialen Idee – die Snapchat zuerst hatte. Die Snap Map funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Klonvariante von Instagram und soll sich innerhalb der App großer Beliebtheit erfreuen. Laut Angaben von Snapchat nutzten im zweiten Quartal diesen Jahres rund 250 Millionen Menschen die Snap Map. Im Verhältnis zu den weltweit täglich aktiven 293 Millionen NutzerInnen entspricht das rund 85 Prozent. Wenn das mal kein überzeugender Anreiz für Instagram war.

Zu sehen ist eine in der Instagram-App eingebettete Kartensuche
Die neue Kartensuche bei Instagram. (Quelle: Instagram)

Die Vorteile für private NutzerInnen sind offensichtlich: Nach dem Umzug in eine neue Stadt hilft die Map Search beim Entdecken der neuen Hood, beim Städtetrip erleichtert sie die Suche nach den besten Hot-Spots für Essen, Shopping und Co. Gleichzeitig profitieren aber auch Unternehmen von dem Karten-Feature, indem potentielle neue Gäste und KundInnen darüber auf sie aufmerksam werden. Klassische Win-Win-Situation. Wann die Map Search in Deutschland ausgerollt wird, ist noch unklar. Aktuell läuft die Testphase in Australien und Neuseeland.

Digitale Doppelgänger

Bleiben wir noch ein bisschen bei der Inspiration aka Übernahme von Funktionen anderer sozialer Netzwerke. Nicht nur Snapchat, sondern auch WhatsApp und Facebook haben sie – persönliche Avatare. Und, Überraschung: Instagram zieht nach und führt ebenfalls personalisierte Icons ein.

Das behauptet zumindest Alessandro Paluzzi. Auf seinem Twitter-Account teilte der Social-Media-Experte Screenshots, auf denen die Implementierung der Avatar-Funktion im Story-Modus zu erkennen ist. Die individuell gestaltbaren Icons werden demnach wahrscheinlich als eine spezielle Form von Stickern nutzbar sein. Ob diese Abbilder der NutzerInnen das neue Must-Have werden oder sich eher als nette Spielerei und Abwechslung zu der immensen Auswahl an Filtern entpuppen, bleibt abzuwarten. 

Zu sehen ist Tweet 2 von Paluzzi
Alessandro Paluzzis Tweet über potenzielle Instagram-Avatare (Quelle: Twitter)

Zeit für Reel Talk

Eine Studie von Cisco geht davon aus, dass bis 2022 circa 82 Prozent des gesamten Internet-Traffics durch Videos erzeugt werden. Instagram bestätigt die zunehmende Bedeutung von digitalem Video-Content mit seinem Fokus auf Reels, die Kurzvideos gelten auf der Plattform momentan als Reichweiten-Boost schlechthin. Die Erstellung der Videosequenzen kann mitunter jedoch ziemlich aufwendig sein und erfordert nicht nur Kreativität, sondern auch ein Gespür für Trends, um einen viralen Effekt hervorzurufen. Ein neues Montage-Feature könnte die Produktion von Reels jetzt deutlich vereinfachen und NutzerInnen ermutigen, denen das Thema bisher völlig fremd war.

Quizfrage: Wer hat das bisher noch unveröffentlichte Tool entdeckt und darüber getwittert? Richtig, der Spürhund wenn es um News im Social-Media-Kosmos geht, Alessandro Paluzzi.

Seinen geteilten Screenshots nach sieht es so aus, als ob es zukünftig möglich wird, Stories in Reels zu verwandeln. Content-Recycling quasi.

Zu sehen ist Tweet 2 von Paluzzi
Können aus Stories bald Reels generiert werden? (Quelle: Twitter)

Die Wiederverwertung von Social-Media-Inhalten scheint im ersten Moment absolut sinnvoll zu sein, weil Ressourcen eingespart werden. Jedoch gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass guter Content nicht nur an die jeweilige Zielgruppe und das zur Veröffentlichung gewählte soziale Netzwerk angepasst sein sollte, sondern auch an das jeweilige Format jener Plattform. Instagram selbst schränkte vor ein paar Monaten erst das Teilen von Feed-Posts in Stories ein – was sich ebenfalls als eine Wiederverwendung von Content einordnen lässt. Ob Reels, die über das geplante Montage-Tool von Instagram erstellt wurden, Einfluss auf die Performance haben, wird sich nach dem offiziellen Launch des Tools zeigen. 

Facebook

Reelly? Wer hätte das gedacht.

Reels sind momentan DAS Content-Format auf Instagram sind. Deshalb stellt sich die Frage, wie es hinsichtlich der Kurzvideos um den großen Bruder Facebook steht. Lange Zeit schienen die Videoschnipsel kein Thema zu sein, bis im September bekannt wurde, dass Reels ab sofort auch bei Facebook verfügbar sind. Reels können bei der Veröffentlichung auf Instagram jetzt nicht nur wie Feed-Posts und Stories automatisch auch auf Facebook geteilt werden, sondern auch als eigenständige Content-Pieces gepostet werden. Der Erstellungsprozess funktioniert analog zu Instagram. Ausgespielt werden die Reels auf Facebook an die jeweiligen Follower. Außerdem sollen die kurzen Videosequenzen auch über den News Feed gezeigt werden, um dort von Nicht-AbonnentInnen entdeckt werden zu können – vergleichbar mit dem Explore-Feed auf Instagram. 

Facebook sieht, was wir nicht (mehr) sehen

Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß – oder doch? Stories dienen nicht nur dazu, Freunde, Familie und die ganze Welt am Urlaub oder Highlights aus dem Alltag teilhaben zu lassen, sondern auch um zu checken, wer genau sich für Momente aus dem eigenen Leben interessiert. Über die Story Views kann nachvollzogen werden, wie viele Menschen und welche NutzerInnen im Speziellen die einzelnen Slides konsumiert haben. Facebook schränkt genau diese Funktion jetzt ein und verwehrt den genaueren Überblick über Einzelpersonen, die sich eine Story angeschaut haben.

Elodie Flenniau veröffentlichte auf Twitter einen Screenshot, in dem Facebook ankündigt, mit etwas Neuem zu experimentieren. Wer genau eine Story angeschaut hat, lässt sich nur noch dann nachvollziehen, wenn die jeweilige Person auf einen Story-Slide reagiert hat oder einen Kommentar hinterlässt. Bedeutet also im Umkehrschluss: Facebook-NutzerInnen können „heimlich“ Stories schauen, ohne dass die jeweiligen Personen davon wissen. In den Einstellungen können NutzerInnen festlegen, wer ihre Stories ansehen darf – jedeR, FreundInnen oder ausgewählte Personen.

Zu sehen ist die Benachrichtigung von Instagram, dass Story-Views nicht mehr transparent gemacht werden, wenn man nicht kommentiert oder teilt
Facebook testet etwas Neues & verbirgt die Story Views (Quelle: Twitter)

Eine offizielle Begründung für das Verstecken der Story Views gibt es seitens Facebook nicht. Vergleichen lässt sich das Experiment mit Instagram – seit einigen Monaten ist es NutzerInnen der Plattform möglich, die Anzahl der Likes unter ihren Beiträgen im Feed auszublenden. Dadurch soll der Spaß am Veröffentlichen von Bildern und Videos erhöht und Vergleiche über die Beliebtheit der Beiträge minimiert werden. Ob die Intention für das Verbergen der Story-BetrachterInnen auf Facebook einer ähnlichen Intention folgt, kann nur gemutmaßt werden. Fakt ist: Wer mit seinen Stories ganz bestimmte Personen erreichen möchte, kann ihnen die Inhalte ja immer noch per Direktnachricht senden – egal ob bei Facebook, Instagram, WhatsApp oder Snapchat.

This or That: Hilfe bei der optimalen Entscheidung

Sich in eine bestimmte Zielgruppe hineinzuversetzen und dabei nicht automatisch doch wieder zu den eigenen Ansichten und Vorlieben abzudriften, ist manchmal gar nicht so einfach. Um herauszufinden, welche Inhalte auf Facebook bei einer bestimmten Community am besten ankommen, eignen sich deshalb A/B-Tests. Um einen Test zu starten, muss im ersten Schritt eine Metrik ausgewählt werden, die vom gewünschten Ziel abhängt. Anschließend werden verschiedenen Content-Varianten getestet, bevor schließlich die Option mit der besten Performance öffentlich ausgespielt wird. Die Tests zum Optimieren der eigenen Content-Strategie wurden von Facebook im vergangenen Jahr mit dem Creator Studio verknüpft.  

Seit einem Update im September erstrahlt das Feature nicht nur in einem neuen Design, sondern verfügt auch über erweiterte Optionen. Nun ist es möglich, verschiedenen Content-Formate miteinander zu vergleichen, mit der Ausnahme, dass Videos nur mit Videos verglichen werden können.

Die neue Funktion wird im Creator Studio schrittweise für alle Seiten ausgerollt. Ob man selbst schon Zugriff auf das neue Feature hat, lässt sich ganz einfach mit wenigen Klicks auf „Neu erstellen“ > „Beitragstest erstellen“ im Creator Studio überprüfen. 

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TikTok

Is it me you’re looking for? API für mehr Einblick in Influencer-Kooperationen

Über den Creator Marketplace können Unternehmen auf TikTok nach passenden Influencern suchen und die geplante Zusammenarbeit im nächsten Schritt sogar komplett über die Plattform abwickeln.

Ein besonders wichtiger Aspekt während und nach einer Influencer-Kooperation stellt für Brands das Tracking der Performance dar. In diesem Zusammenhang gibt es jetzt eine Neuerung im Creator Marketplace, über deren Ankündigung wir im August bereits berichtet haben. Durch eine Programmierschnittstelle haben Unternehmen erstmals die Möglichkeit, eigene Marketing-Tools zu integrieren und auf TikToks First Party Data zuzugreifen. Diese beinhalten neben demografischen Angaben und Growth Trends auch einen Überblick über die Clips mit der besten Performance sowie ein Kampagnenreporting in Echtzeit.

Unternehmen können durch diesen Informationen wichtige Learnings zur Optimierung zukünftiger Kampagnen generieren und gleichzeitig bestehende Kooperationen konkreter einordnen. Zu den bisher bestätigten Kooperationsunternehmen zählen aktuell Captiv8, Whalar, Infuential und INCA.

Ordnung ist das halbe Leben: Video-Pins für mehr Struktur

Auf TikTok posten die NutzerInnen Videos am Fließband – einige davon performen besser, andere weniger. Beim Klick auf einen Account lässt sich auf den ersten Blick jedoch nur schwer identifizieren, wo sich die wahren viralen Perlen eines Creators verbergen. Diese Suche möchte TikTok vereinfachen und testet die Einführung von Video-Pins. Darüber sollen sich einzelne Videos auswählen und gut sichtbar im oberen Bereich des Profils anheften lassen. Das Beste kommt in diesem Fall sozusagen nicht zum Schluss, sondern direkt zu Beginn.

Social-Media-Experte Matt Navara teilte einen Screenshot des Pin-Features auf seinem Twitter-Account. Demzufolge soll es möglich sein, bis zu drei Clips zu fixieren. Offiziell bestätigt wurden die Tests von TikTok bisher nicht, ein Launch-Datum ist daher auch noch nicht bekannt. Trotzdem klingt die Funktion nicht nur nach einem Vorteil für Creator, um beliebte oder häufige nachgefragte Videos wie Q&As prominent zu platzieren, sondern dürfte gleichzeitig auch die Auffindbarkeit für BesucherInnen des Profils deutlich vereinfachen.

Zu sehen ist der Post, das TikTok nun Video-Pins testet
TikTok testet Video-Pins. (Quelle: Twitter)

Grundsätzlich lässt sich bei dem neuen Feature eine Parallele zu den Highlights von Instagram erkennen, bei denen ausgewählte Stories gebündelt und dauerhaft sichtbar gemacht werden. Im Endeffekt ist es mit der Integration von „neuen“ Funktionen bei den sozialen Netzwerken ein bisschen wie in einer Familie – es ist ein Geben und Nehmen.

Und sonst so?

Apropos Familie: Facebook gab im September die Einführung einer App-übergreifenden Gruppenchat-Funktion zwischen seinem Messenger und Instagram bekannt. Das neue Tool ermöglicht es NutzerInnen mit mehreren Kontakten eine Unterhaltung zu beginnen – unabhängig davon, welche der beiden Plattformen von den einzelnen TeilnehmerInnen zur Kommunikation genutzt wird. Das klingt stark nach einer plattformübergreifenden Zusammenführung der Facebook-Family.  

Was den Austausch in Gruppen betrifft, gibt es auch bei Twitter Neuigkeiten. Der Kurznachrichtendienst testet offiziell die sogenannten Communities, in denen sich NutzerInnen über bestimmte Themen austauschen können. Dabei sind die Twitter Communities für alle öffentlich zugänglich. Innerhalb der Communities sind für die Mitglieder weitere Tweets und inhaltlich passende Hashtags sichtbar. In der Twitter-App erhält die neue Gruppenfunktion einen eigenen Tab.

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