Ist Projecter queer genug? Die Sicht unseres Kollegen Damian
Nicht nur im Juni, dem Pride Month, sondern das gesamte Jahr über schafft eine eigene Taskforce Aufmerksamkeit für die Themen Diversität und Diskriminierung bei Projecter. Das Team ist dabei stets an neuen Perspektiven und Impulsen interessiert. Im Zuge dessen wollten wir von unserem Neuzugang Damian wissen: Wie schätzt du die Diversität bei Projecter ein? Warum liegt dir dieses Thema so am Herzen? Und wie möchtest du es mit vorantreiben?
Hi, mein Name ist Damian und ich bin seit Februar 2022 Trainee bei Projecter. Ich bin selbst queer und beschäftige mich schon länger mit queeren Themen.
Vor meinem Start bei Projecter habe ich Kommunikationspsychologie in Görlitz studiert. Eine meiner Haupterkenntnisse dabei war, dass man mit neuen oder anderen Lebensrealitäten in Kontakt kommen muss, damit man sich mit ihnen auseinandersetzen kann und will. Es gibt bestimmt auch viele Menschen, die das nur in ihrem Kopf machen. Das ist auch schon ein großer Schritt, aber wir brauchen noch viel mehr direkten Kontakt.
Arbeits- und Organisationspsychologie waren meine Schwerpunkte im Studium. Mein Fokus lag auf den Auswirkungen von Diskriminierung im Arbeitsleben. Spoiler-Alert: Die sind nicht gut. Darum möchte ich so viel wie möglich dazu beitragen, dass sich bei Projecter alle wohlfühlen.
Status quo: Diversität bei Projecter
Bei Projecter läuft schon vieles sehr gut. Queere Themen sind alltäglich und werden immer wieder ins Bewusstsein aller gehoben. Ich erinnere mich noch sehr genau an eine Situation, in der ich mich sehr wohl gefühlt habe. Das war, als ein Kollege offen davon erzählte, dass sein Partner immer ein bestimmtes Essen an einem bestimmten Tag essen möchte. Es wurde überhaupt nicht verschleiert, dass er einen Partner hat, sondern ganz natürlich ins Gespräch eingebracht.
Denn ich kenne es auch anders: In manchen Betrieben oder von Freunden werden geschlechtsneutrale Begriffe genutzt, z. B. „meine bessere Hälfte“ oder „die Liebe meines Lebens“, um das Outing zu umgehen. Viele aus meiner Community sind sehr gut darin geworden, sich gewählt auszudrücken, weil Worte eben doch Macht haben. Und zu sehen, dass ich das hier nicht machen muss, das hat mich sehr glücklich gemacht.
Konkrete Pläne, wie ich Diversität und queere Themen in unserer Agentur vorantreiben möchte, habe ich auch bereits. Zunächst möchte ich unser Diversity-Team unterstützen und deren Pläne umsetzen – da sind nämlich schon viele coole Ideen dabei. Ich habe auf jeden Fall vor, am 16. Juli 2022 mit KollegInnen zum CSD Leipzig zu gehen. Die Parade finde ich dabei genauso wichtig, wie die Beiträge der Personen auf den Bühnen. Es gibt häufig die Diskussion, ob die Prides noch politisch genug oder ob sie zu sehr zur Party mutiert sind. Ich finde ja, dass es beides braucht: Die Aufklärung UND die Party.
Wir Großstädter sind deutlich privilegierter als queere Menschen im ländlichen Bereich. Dort sind Homo- und Transphobie noch deutlich häufiger anzufinden. Deshalb ziehen auch so viele queere Personen in die größeren Städte: damit sie sich sicherer fühlen können. Genauso möchte ich übrigens auch bei Projecter die Thematik vorantreiben: Gemeinsamkeiten und Unterschiede feiern, aber eben auch für die Probleme in unserer Gesellschaft sensibilisieren.
Ein Fortschritt: die Unterzeichnung der Charta der Vielfalt
Neulich haben wir ja auch die Charta der Vielfalt unterschrieben. Mit der Unterschrift erklärt Projecter, dass wir uns als Agentur aktiv gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung einsetzen. Das hat mich schon sehr glücklich gemacht und ich glaube, dass wir uns noch weiter verbessern können.
Beispielsweise können wir noch an Organisationen spenden, die sich ebenfalls dafür einsetzen, oder interne Workshops zu den verschiedenen Diversity-Themen anbieten. Ganz bewusst und alltäglich zu gendern und Sexismus zu bekämpfen, ist mir auch sehr wichtig. Damit treiben wir diese Themen nämlich nicht nur in unserer Agentur, sondern auch bei unseren KundInnen voran.
Mein queeres Vorbild als persönliche Inspiration
Inspirierend finde ich zum Beispiel die Arbeiten von Mark E. Miller. Er produziert Videos auf Youtube, aber gestaltet auch Kurzfilme. Sein Beitrag „Colors of Kaua‘i“ dokumentiert die erste Pride-Parade auf der Insel und zeigt auf, was diese für verschiedene Personen bedeutet.
Damit verdeutlicht er eindrücklich: Menschen müssen sich wohl fühlen, damit sie gerne an einem Ort sind. Im Arbeitskontext kommt dann natürlich noch dazu, dass sich dadurch auch nachweislich die Effizienz, die Zufriedenheit und die Betriebstreue erhöhen.
Auch sonst zeigt Mark immer wieder verschiedene Lebensrealitäten, die sehr schön cinematisch eingefangen und durch interessante Perspektiven aufgepeppt werden. Ich mag es, wenn Themen immer wieder aufgenommen werden und so die Möglichkeit zu Gesprächen entsteht. Denn Angst vor Themen führt zu schnell zur Vereinsamung und Abgrenzung von Personen.
Wo wir beim wichtigsten Thema wären:
Tipps für mehr Diversität und Inklusion im Alltag
Wusstest du, dass queere Jugendliche eine deutlich erhöhte Suizid-Rate haben? Das liegt daran, dass diese Menschen sich alleine und manchmal sogar „falsch“ fühlen. Dagegen möchte ich aktiv vorgehen. Das tue ich, indem ich versuche, Vielfalt zu leben und damit auch in meinen Arbeitsalltag einzubringen. Beispielsweise gendere ich durchgängig, weise Personen auf Stereotype hin und gehe erstmal nicht davon aus, dass eine Person heterosexuell ist. Außerdem bemühe ich mich darum, meine KollegInnen über queere Veranstaltungen zu informieren und stehe immer für Fragen zu dem Thema bereit. Und jeder Versuch von meinen KollegInnen, das ebenfalls zu tun, macht mich sehr glücklich.
Wie präsent ist das Thema in eurem Unternehmen? Und welche Ideen setzt ihr vielleicht sogar schon um, um mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen? Teilt eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren!
Vielen Dank für dein Engagement, Damian. Es ist wichtig, multiperspektivisch zu sein und eigentlich jeden Menschen als Individuum anzusehen.
Wie sieht es bei Projecter mit Altersdiskriminierung aus? Wenn ich mir eure Team-Vorstellung unter https://www.projecter.de/agentur/team/ anschaue, dann gibt es – ich möchte niemanden zu nahe treten – relativ wenige Mitarbeiter Ü40, von Ü50 und Ü60 ganz zu schweigen. In diversen Stellenanzeigen bezeichnet ihr euch als „junge Online-Marketing-Agentur“ (Beispiel: https://www.projecter.de/agentur/team/)
Habt ihr auch das Thema Altersdiskrimierung im Rahmen der „Charta der Vielfalt“ im Blick? Was tut ihr bei Projector gegen Altersdiskriminierung? Wie wollt ihr zukünftig mehr ältere Mitarbeiter für euch gewinnen und sie fördern, damit euer Kollegium altersgerechter ist und die Bevölkerung mehr repräsentiert?
Hallo Monika,
danke für deinen Kommentar zu Damians Beitrag und dafür, dass du deine Gedanken zum Thema Diversität bei Projecter mit uns geteilt hast.
Des Umstands, dass wir viele junge KollegInnen im Team haben, sind wir uns bewusst. Die von uns gesuchten Fachkenntnisse haben häufig jüngere Menschen, zudem herrscht Fachkräftemangel.
Unser Unternehmen ist jedoch offen für alle Menschen mit einer Leidenschaft für Online Marketing und individuellen Perspektiven und Fähigkeiten – gerade diese Mehrperspektivität schätzen wir sehr.
Den Umstand führen wir daher nicht absichtlich herbei, ganz im Gegenteil: Wir freuen wir uns sehr über jede Bewerbung mit passenden Kenntnissen. Kriterien wie das Alter sind uns dabei völlig unwichtig.
Viele Grüße
Laura, PR- und Marketing-Managerin bei Projecter