Realness is King ‒ auch im Marketing: BeReal als Brand für sich nutzen
Authentizität ist der absolute Image-Treiber im Online-Marketing und viele Markenverantwortliche, z. B. das Team rund um Aevor auf TikTok, wissen das. Sie machen vor, wie man mit (scheinbar) spontanem, ungeplanten Content, der nicht direkt auf die Markenziele abzielt, Erfolg haben und die eigene Reichweite in den sozialen Medien maximieren kann. Aus dem Streben nach Authentizität heraus und zur klaren Abgrenzung von Netzwerken wie Instagram und TikTok, wurde 2020 die Social-Media-Plattform BeReal entwickelt. In diesem Blogartikel erfahrt ihr, ob sich eure Brand für die neue Trend-App eignet und welche Learnings ihr von ihrem Erfolg für eure Präsenz auf anderen Plattformen mitnehmen könnt.
Wie funktioniert BeReal?
„Real“ zu sein, heißt auf BeReal: keine Uploads aus der Galerie, Kommentare werden nicht gelöscht und Fotos werden mit Vorder- und Rückkamera gemacht (Bad Hair Day hin oder her). Außerdem ersetzt das eigene Gesicht das Emoji (bei BeReal „Realmoji“ genannt). Es gibt (noch) keine Werbeanzeigen auf der Plattform und einmal am Tag verschwinden alle Bilder aus dem Feed.
Denn dann erhalten alle Nutzer*innen zeitgleich eine Benachrichtigung mit der Aufforderung, genau jetzt ihr BeReal zu posten. Dafür haben sie allerdings nur zwei Minuten Zeit: Wer es schafft, wird mit der Möglichkeit belohnt, bis zum nächsten Alarm zwei weitere BeReals zu veröffentlichen. Wer es nicht schafft, dessen BeReal wird als „late“ gelabelt – diejenigen Nutzer*innen müssen sich mit einem Foto für diesen Tag zufrieden geben.
Und entgegen aller Befürchtungen ging der Plan der Gründer Alexis Barreyat und Kévin Perreau sowie der Investor*innen auf: mit Hilfe einer Brand-Ambassador-Kampagne im August 2022 verbreitete sich das Netzwerk auf dem Globus, landete auf Platz 1 der deutschen App-Download-Charts und wurde mittlerweile weit über 100 Millionen Mal heruntergeladen (Stand: Sommer 2023).
Der Clubhouse-Effekt bleibt bisher aus: BeReal ist gekommen, um zu bleiben. Laut Consumer Insights von Statista zählt die Plattform aktuell zwar nicht zu den zehn meistgenutzten Social-Media-Plattformen in Deutschland. Dafür sei BeReal aber vor allem in der Gen Z beliebter als andere Netzwerke.
Neues Netzwerk – neuer Marketing-Kanal?
Gerade die Features, die die Authentizität des Netzwerkes ausmachen, sind gleichzeitig auch die, die es Unternehmen auf BeReal schwer machen werden, Fuß zu fassen. So kommentiert die Wirtschaftsredakteurin Hannah Schwär auf capital.de:
„Bereal positioniert sich als Anti-Instagram – und verzichtet auf Likes, Follower und Werbung. Ein krasser Bruch mit den üblichen Spielregeln der Social-Media-Branche.“
Hannah Schwär, Wirtschaftsredakteurin, auf capital.de
Während BeReal Unternehmen nie auf seiner Plattform verboten hat, ist es doch schwierig, damit zu arbeiten – ohne Backend, wie der Meta Business Suite, ohne den Upload von vorproduziertem Content, ohne Werbeschaltung oder ohne zu wissen, wann man Content posten kann. Darüber hinaus, gibt es keine Hashtags, keinen Explore-Feed und keinen Content Push – alles in allem kein guter Nährboden für Marketer*innen und Firmen. Um auf BeReal Fuß zu fassen, müssen Firmen komplett neu denken, sich neu organisieren und selbstgesteckte Grenzen überschreiten:
„BeReal needs to embrace advertisers. But it doesn’t need to embrace advertising. Look at the brands getting the most success out of platforms like TikTok. They don’t make promotional ads. Instead, they make fun TikToks that fit seamlessly into the content that real users are making and consuming.
BeReal needs brands – but just like with its users, it needs brands to be their authentic selves. No filters, no high-end production. Just content that naturally fits into a feed.“
Mick McConnell, CEO bei Superunion North America, auf thedrum.com
Unternehmen und Marken auf BeReal
Trotz möglicher Hindernisse gab es schon vor 2024 erste Brands, die sich auf das neue Terrain gewagt haben. Lifestyle-Marken, wie Mango, Biossance und Kiehl’s, geben ihren Mitarbeiter*innen den firmeneigenen BeReal-Account an die Hand, um den Arbeitsalltag in ihrer Company zu zeigen und so den Follower*innen einen (scheinbar) ungeschminkteren Eindruck zu geben – ohne Freigabeschleifen, Retuschen und Texteinblendungen. Die Fast-Food-Kette Chipotle belohnt seine BeReal-Followerschaft mit einer Rabattaktion, sorgt so für Exklusivität und stärkt den Community-Charakter.
Seit Ende Januar diesen Jahres kommt Schwung in die Thematik „Marken auf BeReal“, nachdem die Plattform angekündigt hatte, seine Profiltypen ab dem 6. Februar 2024 um „RealBrands“ für Marken und „RealPeople“ für Prominente zu erweitern. Ab jetzt sind diese Profile unter der neuen Kategorie zu entdecken.
„Starting February 6, brands and celebrities will be able to sign up as ‚RealBrands‘ or ‚RealPeople‘, and fans can watch them share behind the scenes moments from their lives that they might not share elsewhere.“
techcrunch.com
BeReal hält zwar an seinem selbstgesetzten Ziel fest, Menschen enger zusammenbringen zu wollen und die Zeit zu verringern, die wir auf Social-Media-Plattformen verbringen, doch schlussendlich ist auch fraglich, wie lange das Geld der Investor*innen noch reichen wird, ohne einen Cashflow durch Werbeeinnahmen oder andere Gebühren zu etablieren.
Vier Tipps für eure Marke auf BeReal
Anhand dieser Punkte findet ihr heraus, ob eure Brand sich gut auf BeReal etablieren lässt:
- Eure Zielgruppe einschätzen: Nutzen diese User BeReal? Laut einer Umfrage ist die App vor allem bei Gen Z und Gen Y beliebt. Demnach nutzen über 15 Prozent der Befragten in Deutschland zwischen 18 und 39 Jahren die App.
- Euch und eure Marke einschätzen: Ist mein Unternehmen offen für neue Netzwerke und „Wagnisse“, die (noch) ein gewisses Risiko des Misserfolgs mit sich bringen?
- Die organisatorische Machbarkeit einschätzen: Ist das Ganze umsetzbar? Gibt es eine Person, die sich verantwortlich fühlt, jeden Tag und in jeder Situation zu posten (möglicherweise auch abseits der geregelten Arbeitszeit)?
- Über die Planung des Contents nachdenken – so weit das möglich ist: Was könntet ihr dort zeigen und wo ist der Mehrwert? Wie „real“ darf es sein?
Wir denken: wenn man diese Fragen beantwortet und in ein flexibles Konzept gießt, steht einer Early-Adopter-Positionierung nichts im Weg. Sie kann die eigene Marke in der Gen Z positiv und authentisch hervorheben, während andere Brands noch lange nicht mit dem Teilen von Content auf BeReal angefangen haben.
Was ihr vom Erfolg der App lernen könnt
Für alle, die momentan nicht direkt bei BeReal mit ihrem Unternehmen oder eurer Marke aktiv werden möchten, haben wir hier noch einige Learnings zusammengefasst, die ihr dennoch für eure Präsenz auf anderen Plattformen, wie Instagram oder TikTok, im Hinterkopf behalten könnt:
- Mehr authentische Beiträge teilen: Beiträge mit den Gesichtern hinter einer Marke kommen bei der jüngeren Generationen gut an. Sie zeigen Menschlichkeit und bieten die Möglichkeit zur Identifikation.
- Authentische Brand Ambassadors wirken: Die Marke Aevor geht bei TikTok durch die Decke, ohne ihre Rucksäcke in den Vordergrund zu rücken. Allein Belina und Felix sind so sympathisch, dass man bereits über TikTok hinaus über die Marke spricht.
- „Quick and dirty“ kann auch gut klappen: Es muss nicht immer shiny und animiert sein. Gerade ein Einblick in den Arbeitsalltag mit der Smartphone-Kamera kann besser ankommen als Hochglanz-Fotos, wenn man sich richtig verkauft.
Ein paar Eindrücke aus unserem Agenturalltag, die Projecter-Kolleg*innen auf ihren persönlichen BeReal-Accounts geteilt haben, seht ihr außerdem hier. Und im BeReal ist ganz klein zu erkennen, wie unsere PR Managerin Laura gerade diesen Blogartikel finalisiert – da war nämlich gerade zufällig BeReal Time. 😉
Denkt ihr, dass Unternehmen und Marken mit den neuen Funktionen zukünftig auf BeReal erfolgreich sein werden? Wir freuen uns, wenn ihr eure Gedanken mit uns in den Kommentaren teilt!