China liefert, Grönland lockt und Deutschland testet | Projecter Weekly #17 2025

Die amerikanischen Gerichte beschäftigen sich weiter mit großen Kartellverfahren – neben Meta betrifft das auch Google. Wir haben das für euch mal ein bisschen aufgedröselt und uns im Sinne der Suche nach Alternativen außerdem das soziale Netzwerk Bluesky als X-Ersatz genauer angeschaut.

Diese Woche erfahrt ihr außerdem …

 🇨🇳  warum chinesische Shopping-Apps in den USA boomen,

🤩  gute (!) Digitalisierungs-News aus Deutschland,

😈  nicht so geheime Milliardärspläne für Grönland.

Entwicklungen & Trends

Das zarte Digitalisierungspflänzchen

Da wir hier ja ab und zu auch mal gute Nachrichten teilen wollen, haben wir zwei digitale Updates aus Deutschland rausgefischt, die aus unserer Sicht vorsichtige Hoffnung in Hinsicht auf die Digitalisierung der Verwaltung und Entbürokratisierung machen. 

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Schonmal verzweifelt den Fahrzeugschein gesucht? Damit könnte in Zukunft Schluss sein, denn das Bundesministerium für Verkehr und Digitales hat gerade eine Testphase für den Fahrzeugschein per App auf dem Handy gestartet. Wir drücken ganz ganz fest die Daumen, dass diese gut verläuft und die Funktion zeitnah flächendeckend ausgerollt wird. Wir hätten da auch noch eine Ideenliste mit weiteren Dokumenten, die digitalisiert werden könnten…

Schonmal kurz vor der Panik für den neuen Ausweis schnell noch ein Foto im Automaten im Bahnhof gemacht? Damit ist jetzt auch Schluss, denn ab 1. Mai müssen Passfotos für Ausweise digital vorliegen. Dazu sollen alle Bürgerämter mit entsprechenden Geräten für das Foto vor Ort ausgerüstet werden. In größeren Städten ist das übrigens schon seit vielen Jahren möglich, aber in ländlicheren Regionen… nun ja. Es wurde Zeit!

Handelsstreit: Chinesische Apps stürmen amerikanische Shopping-Charts

Als Reaktion auf den Handelsstreit der US-Regierung mit China (und dem ganzen Rest der Welt) suchen Konsument*innen nach Wegen, um die hohen Zölle zu umgehen. TikTok Influencer springen ihnen hilfreich zur Seite und erklären, wie man auf chinesischen E-Commerce-Plattformen ungelabelte Markenprodukte zu einem Bruchteil des eigentlichen Preises bekommen kann. Angeblich stammen die Produkte aus den gleichen Fabriken, in denen die Markenartikel hergestellt werden, sind aber noch nicht komplett fertiggestellt (= gelabelt). Apps wie Taobao und DHgate haben deswegen die amerikanischen App-Charts gestürmt, Markenhersteller wie Birkenstock, Gucci oder Lululemon bekommen noch schlechtere Laune als angesichts der Nachrichten der letzten Wochen ohnehin schon und die etablierten chinesischen Shopping-Plattformen Shein und Temu dürften etwas ratlos sein – denn sie sind von den Zöllen voll betroffen. 

In Europa scheint der Effekt noch nicht mit solcher Wucht eingetreten zu sein, wobei zumindest die DHgate App auch hierzulande verfügbar ist. Die Verwerfungen um die amerikanischen Zölle in Kombination mit dem Ringen um eine Positionierung zu den chinesischen Billigprodukten dürfte in den nächsten Wochen weltweit noch die eine oder andere Überraschung bereithalten und auch für alle europäischen E-Commerce-Plattformen brandheiß sein.

Die chinesische App Taobao jetzt in den Top5 der US App Charts (via TechcrunchDoppelgänger Update)

Suchmaschinen

Kartellverfahren gegen Google

Nachdem wir letzte Woche schon über das (wieder) startende Gerichtsverfahren gegen Meta berichteten, gibt es diese Woche ein Update zu zwei weiteren Kartellverfahren, diesmal gegen Google. Auch diese sind an sich nicht neu, sondern Fortsetzungen früherer Vorwürfe bzw. Urteile. Im ersten Teil – US Justizministerium vs. Google – geht es um die Dominanz in der Websuche, quasi ein Dauerbrenner. Im Fokus stehen diverse Exklusivverträge mit z. B. Apple und Samsung, die Google auf deren Geräten als Standardsuchmaschine sicherten. Neben hohen Geldstrafen steht auch eine Abspaltung von Googles Webbrowser Chrome im Raum. Fun Fact: OpenAI hat schon angekündigt, dass sie diesen sehr gerne kaufen würden…

Im zweiten Verfahren stehen sich ebenfalls das Justizministerium und Google gegenüber, allerdings geht es hier um den Vorwurf, Google habe Schlüsselmärkte für digitale Werbung monopolisiert, indem z. B. Wettbewerber wie DoubleClick aufgekauft wurden. Das Gericht befand in diesem Fall bereits letzte Woche Google für schuldig, nun geht es darum, das Strafmaß festzulegen. Inklusive diverser Berufungsrunden dürften aber auch hier reale Konsequenzen eher noch in fernerer Zukunft liegen. 

Der Social Media Watchblog hat einen Deepdive zum Thema (€), einen weiteren Überblick zu den möglichen Folgen für Google findet ihr hier.

Google Discover kommt jetzt auch auf den Desktop

Google gab auf einer Veranstaltung in Madrid bekannt, dass Google Discover nun auch auf Desktop-Geräten ausgerollt wird. Die Funktion kennen wir aktuell nur von der mobilen Google App. Dort werden unter dem Sucheingabefeld automatisch personalisierte Inhalte angezeigt, die Nutzer*innen aufgrund bisheriger Aktivitäten ansprechend finden könnten.

Derzeit ist Google Discover für Desktop nur in den USA verfügbar, doch das könnte sich bald ändern. Die Neuerung ist besonders für Publisher und Content-Seiten von Bedeutung, da sie über Google Discover viel Traffic generieren können. Erste Screenshots und Eindrücke von der Desktop-Version sind bereits auf Twitter zu finden, wie z.B. hier oder hier.

Social Media

Meta verifiziert Alter mit Hilfe von KI

In den USA wird derzeit ein neues Tool getestet, bei dem mit Hilfe von KI falsche Altersangaben auf Instagram identifiziert werden sollen. Entdeckt das System einen solchen „Schummel“-Account, wird er automatisch in einen sogenannten „Teen Account“ umgewandelt. Laut Meta nutzen weltweit bereits 54 Millionen Jugendliche die neuen Teen Accounts mit eingeschränkten Funktionen und elterlicher Kontrolle. Eltern dürften das in aller Regel gut finden – einzige Kritik an der neuen Funktion ist die Frage, wie zuverlässig die Alterserkennung funktioniert. 

How to BlueSky

Ein Dauerbrenner in den letzten Wochen und Monaten ist die Diskussion um Alternativen zu Plattformen wie Meta, Google oder X, besonders (aber nicht nur) für die sozialen Netzwerke. Am deutlichsten tritt das Problem beim einst von vielen heißgeliebten Kurznachrichtendienst Twitter (jetzt X) auf, denn die Plattform ist seit der Übernahme durch Elon Musk für viele inhaltlich untragbar geworden. Eine der größeren Alternativen Threads gehört aber wiederum zu Meta und fühlt sich gerade ein bisschen an wie vom Regen in die Traufe.

Wir haben das zum Anlass genommen, uns den unabhängigen Konkurrenten Bluesky mal ein bisschen intensiver anzuschauen. Mittlerweile 35 Millionen Nutzer*innen, darunter auch viele im deutschsprachigen Raum, sorgen für ein gewisses Grundrauschen. Die Plattform ist schnell durchschaut, ähnelt sie in den Grundfunktionen doch dem „alten“ Twitter sehr stark. Neugierig geworden? Sascha Pallenberg liefert hier eine gute Einstiegshilfe mit vielen nützlichen Links. Nützlich sind auch diverse „Starter Packs“, mit denen man thematisch (oder nach Ländern/ Sprachen) sortiert, auf einen Schlag interessanten Accounts folgen kann. Ganz neu ist die Möglichkeit, seinen Account mit einem blauen Haken verifizieren zu lassen – definitiv interessant für Unternehmen und größere Accounts. Vielleicht bis demnächst mal auf Bluesky?

Was sonst noch spannend war

Wie ein Fiebertraum liest sich der Artikel über die Machtfantasien von Tech-Milliardären für Grönland von Krautreporter Redaktionsmitglied Benjamin Hindrichs. Kurz zusammengefasst möchte eine Gruppierung aus dem Silicon Valley auf Grönland einen faschistischen Krypto-Staat errichten, hat dafür schon eine halbe Milliarde US-Dollar gesammelt und Verbindungen ins Weiße Haus. Nein, das ist nicht der Plot für einen eher schlechten Science Fiction Film (leider), sondern komplett durch Recherchen gedeckt. Immerhin ist die Umsetzung der Pläne eher unrealistisch.

Wie sich Anhänger der Bewegung das Grönland der Zukunft vorstellen (Quelle: Screenshot)

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