Affiliate-Freigabe bei Partnerprogrammen: Ein Leitfaden für Einsteiger
Die Freigabe von Affiliates in Partnerprogrammen ist ein täglicher Arbeitsprozess, mit dem man sich bei der Betreuung auseinandersetzen muss. Besonders als Neuling auf diesem Gebiet muss man sich erst einmal ein gesundes Auge dafür aneignen, was einen Entwicklungsprozess über mehrere Monate hinweg bedeutet. Auch wenn dieses Thema sicherlich zu den Basics im Affiliate Marketing gehört, gibt es doch vielerlei Dinge zu beachten. Schlussendlich soll es sich um einen effektiven Prozess handeln, damit das Ganze am Ende nicht den halben Arbeitstag in Anspruch nimmt. Deshalb soll dieser Blogbeitrag als Leitfaden für Neueinsteiger dienen.
Welche Grundvoraussetzungen du mitbringen solltest
Grundvoraussetzung ist es natürlich, die Publisher-Geschäftsmodelle zu kennen, um eine Affiliate-Seite richtig einschätzen zu können. Bei Gutschein-Seiten gestaltet sich das meist noch sehr einfach. SEM-Publisher sind da schon schwieriger zu identifizieren. Auch gibt es immer wieder neue Geschäftsmodelle, welche man nicht im ersten Moment versteht. Hier hilft oft eine Kontaktaufnahme zum Publisher, die eine genauere Einschätzung ermöglichen kann. Die richtige Einteilung der Partner ist besonders auch im Hinblick auf die verschiedenen Vergütungsmodelle von Bedeutung. Denn z.B. Gutschein- und Cashback-Partner bekommen teilweise andere Provisionen und müssen daher dem im Affiliate-Netzwerk entsprechend hinterlegten Vergütungsmodell zugordnet werden.
Grundsätzlich sollte man bei der Partner-Freigabe stets misstrauisch sein, denn nicht alle Bewerber haben vor, eine echte Werbeleistung für den Merchant zu erbringen sondern sind auf Betrug aus. Zu diesem Thema kann ich auf unseren Blogbeitrag zum Thema „Content-Diebstahl“ verweisen.
Was du bei den verschiedenen Netzwerken beachten solltest
Je nachdem wie viele Partnerprogramme man betreut und bei wie vielen Netzwerken das jeweilige Partnerprogramm läuft, desto aufwändiger und zeitintensiver ist der tägliche Freigabe-Prozess. Darüber hinaus hat jedes Netzwerk seine Eigenheiten, die die Freigabe-Prozesse stets anders gestalten. Bei Zanox beispielsweise kann man nicht wie bei Affilinet oder Tradedoubler jeden Partner einzeln zulassen oder ablehnen. Daher empfiehlt es sich dort, erst einmal alle neuen Bewerber-Webseiten im Browser zu öffnen, anzusehen und zuerst die Abzulehnenden zu sammeln. Anschließend kann man die, die man zulassen will, nacheinander in Kanal und Konditionsmodell einordnen.
Zudem gilt bei Affilinet erhöhte Aufmerksamkeit, da sich Publisher hier mit mehreren Domains bewerben können. Es lohnt sich also einen genauen Blick auf die „Anzahl der Traffic Quellen“ zu werfen.
Oft lassen sich darüber noch Werbeflächen ermitteln, die nicht zum Partnerprogramm zugelassen werden können. Hin und wieder entdeckt man aber auch Perlen, die man neben der „Standard-Seite“ nicht erwartet hätte. Bei Zanox gilt die Bewerbung nur für die angegebene Domain, auch wenn im Profil des Partners noch weitere Werbeflächen mit angegeben sind. Das bedeutet, dass sich ein Publisher mit jeder Seite einzeln zum Partnerprogramm anmelden muss, insofern er dieses über mehrere Seiten bewerben möchte.
Los geht’s an die Publisher-Freigabe
Bei diesem Prozessschritt gilt es natürlich, die Richtlinien des Partnerprogramms im Hinterkopf zu haben. Sind z.B. Gutschein-Seiten von vornherein nicht zugelassen, braucht man diesen keine große Aufmerksamkeit mehr widmen.
Oft sieht man bei der Prüfung der potentiellen Affiliate-Webseiten schon auf den ersten Blick, dass man hier nicht den Zulassen-Button betätigen wird.
Leider bewerben sich auch oft Publisher, deren Webseiten noch nicht fertig gestellt oder nicht erreichbar sind. Wenn man diese trotzdem zulassen möchte, sollte man auf jeden Fall regelmäßig überprüfen, wie sich die Seite entwickelt.
Tipp: Möchte man Seiten erst mal noch beobachten, bevor man sie endgültig zulässt, so lohnt es sich eine gesonderte Publishergruppe anzulegen, deren Aktivitäten man z.B. im Wochentakt genauer unter die Lupe nimmt.
Bei vielen Webseiten muss man genau hinschauen. Folgende Punkte können dabei hilfreich sein:
- Mal ein bisschen auf der Webseite durchklicken: Steht auch wirklich in jeder Kategorie etwas? Sind genügend Inhalte vorhanden? Wirkt die Webseite vertrauenswürdig?
- Impressum checken (z.B. ausländisches Impressum kann verdächtig sein)
- Daten im Impressum mit Daten des Bewerbers im Netzwerk abgleichen
- Sichtbarkeitsindex über Sistrix oder Searchmetrics checken (Achtung: ein schlechter SI bedeutet nicht zwangsläufig eine schlechte Seite)
- Durchführen einer Site-Abfrage bei Google: Ist die Seite überhaupt schon indexiert? Wie sieht’s mit dem Cache aus? (site:www.beispieldomain.de)
- Seerobots checken: Wie sind die robots-Daten gesetzt? (noindex, nofollow)
- Ghostery checken: Laufen eventuell auffällig viele Daten im Hintergrund der Seite mit?
- Fiddler einsetzen bei Verdacht auf Betrug (falls es sich um eine verdächtige Subdomain handelt): Das Programm protokolliert den HTTP-Verkehr zwischen PC und Internet. Man erkennt damit versteckte Weiterleitungen, Cookies und andere Raffinessen.
- Bei (verdächtigen) Blogs einen Textausschnitt bei Google eingeben, um eventuelle Kopien zu identifizieren
- Social-Plugins checken: Hat die Seite auch in sozialen Netzwerken eine gute Reichweite?
- Bei Unsicherheiten lieber noch die 2. Meinung eines Kollegen einfordern
- Im Zweifelsfall die Bewerbung lieber offen lassen, den Publisher kontaktieren und auf Antwort warten
Habt ihr aussichtsreiche Affiliates dabei, lohnt es sich, diese auch mal anzuschreiben, z.B. mit einer Willkommensnachricht. Dabei kann man auch gleich aktuelle Aktionen empfehlen und eventuelle Sonderkonditionen für den Start anbieten.
Falls auch Fraud-Publisher identifiziert wurden, sollten diese unbedingt schnellstmöglich dem jeweiligen Netzwerk gemeldet werden.
Zusammenfassung
Bei Unsicherheiten während der Publisher-Freigabe lassen sich grundsätzlich 2 Wege voneinander unterscheiden:
- Man hegt großes Misstrauen gegenüber dem potentiellen Affiliate bzw. dessen Seite und lässt diesen nicht zu. Damit geht man natürlich jedem Risiko aus dem Weg, das der Affiliate mit sich bringen könnte. Dabei kann es aber passieren, dass man Potential verschenkt, da sich Partner am Ende vielleicht doch als gute Affiliates herausstellen.
- Man lässt den Affiliate zu, selbst wenn man sich nicht ganz sicher ist. Damit geht man zwar ein gewisses Risiko ein, hat aber die Möglichkeit, den Affiliate zu beobachten und ggf. wieder zu entfernen, falls die Dinge aus dem Ruder laufen und dieser sich vielleicht als möglicher Betrüger entpuppt.
Zusammenfassend möchte ich hier nochmal eine Checkliste zur Verfügung stellen. Vielleicht könnt ihr davon noch etwas in euren täglichen Workflow übernehmen.
- Netzwerk für Netzwerk abarbeiten
- Webseiten ansehen (durchklicken, Impressum checken)
- Für die Entscheidung Tools & Plug-Ins sowie (im Zweifelsfall) 2. Meinung eines Kollegen einbeziehen
- Publisher kontaktieren, falls keine Entscheidung getroffen werden kann
- Zugelassene Affiliates in die entsprechenden Kanäle und Konditionen einordnen
- Affiliates mit Potential anschreiben und willkommen heißen
- Fraud-Publisher bei Netzwerken melden
Ich hoffe, ihr habt einen detaillierten Einblick in den Prozess der Partner-Freigabe bekommen. Wie geht ihr bei der Partner-Freigabe vor? Welche Tools nutzt ihr? Ich freue mich über eure Kommentare.
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Hallo Christin,
mir hat dein Beitrag sehr gut gefallen. Ich hätte allerdings noch einige Frage, die sich so aus dem Kontext für mich noch nicht ganz entschlossen haben.
1. Wie bewerte ich die Daten, welches mir das Plugin Seerobots liefert? Was ist gut zu bewerten und was eher schlecht?
2. Woran erkenne ich auffällige Daten mit dem Tool Ghostery?
Vielen Dank für deien Antwort.
Hallo Tola,
leider kann ich dir urlaubsbedingt erst heute antworten. Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Fragen!
Zu deiner 1. Frage: Das SeeRobots-Plugin zeigt ja auf den schnellen Blick, ob die Seite zur Indexierung freigegeben ist. Sollte eine Seite nicht für die Indexierung bei großen Suchmaschinen freigegeben sein, so solltest du dich fragen, was der Hintergrund ist. Denn nur in den wenigsten Fällen macht es Sinn, auf Traffic von Google und Co. zu verzichten.
Zu deiner 2. Frage: Viele Datensammler, Container und Tracking-Technologien machen die Webseite langsam. Wer seine Nutzer liebt, achtet darauf, dass die Seite möglichst schnell ist. Dennoch: Viele Technologien auf der Webseite bedeuten nicht, dass die Seite selbst schlecht ist. Ghostery ist vielleicht weniger dazu geeignet, einen Fraud-Publisher zu entlarven, sondern viel mehr um einen Verdacht zu verfestigen. Wenn man also sowieso schon einen Verdacht hegt, kann man die Liste der verwendeten Technologien auch mal durchgehen und auf Unregelmäßigkeiten prüfen. Wenn über die Webseite 50 Tracker oder mehr mitlaufen, finde ich das schon verdächtig. Falls ich noch ein Beispiel ausfindig machen kann, poste ich das noch.
Ich hoffe, die Antworten haben dir erst einmal weitergeholfen.
Vielen Dank für dein Antwort 🙂
[…] die Basic-Artikel von Projecter sehr gut gefallen und immer empfehlenswert sind! Diesmal behandelt Projecter die Publisher-Freigaben. Lesen, falls man relativ neu in der Branche […]
[…] bei der Partnerfreigabe berücksichtigt werden soll, kann hier nachgelesen […]