Affiliate Marketing Auslese Januar 2023
Es ist erst Januar und schon gibt‘s ein paar neue Trennungen: Rewe beendet die Zusammenarbeit mit Payback und Amazon schließt „Smile“. Die Werbebudgets des Mittelstandes bleiben 2023 stabil, was vor allem Publisher freuen dürfte, und das Thema Nachhaltigkeit wird für Online-Käufer*innen sichtbar immer wichtiger. Außerdem haben wir in dieser Auslese wieder einen Blick in den jährlich erscheinenden Trend Report von xpose360 geworfen und Vergleiche mit den Ergebnissen aus vorherigen Jahren gezogen.
Neuigkeiten aus der Branche
Der Affiliate Marketing Trend Report 2023
Der Trend Report von xpose360 gehört zur alljährlichen Pflichtlektüre im Affiliate Marketing: Bis Ende Dezember haben auch diesmal wieder rund 1.000 Affiliate Marketer ihre Perspektive zu den Entwicklungen und mögliche Trends der Branche zu der Umfrage beigetragen. Die Ergebnisse hat das Team auf über 120 Seiten zusammengefasst – 2023 außerdem mit einem Jahresrückblick, der auch als Blogbeitrag auf affiliateblog.de veröffentlicht wurde.
Im Folgenden teilen wir unsere Perspektive auf den Trend Report und geben einen kleinen Auszug aus den Auswertungen der Fokusthemen. Besonders interessant war es für uns, die Ergebnisse einmal im Jahresvergleich von 2022 und 2023 zu betrachten. Wichtig zu erwähnen ist hier, dass die Diagramme und Auswertungen von xpose 360 ein paar Anpassungen zum Vorjahr erfahren haben. Auch sei vorab erwähnt, dass sich die Themen Rezession, Inflation sowie der Ukrainekrieg durch den gesamten Report und die Entwicklungen aller Akteure ziehen. Hier gehen wir deshalb hauptsächlich auf Aspekte wie den folgenden ein:
Was sind die Trends 2023 für Agenturen, Netzwerke und Technologien?
Wirft man einen Blick auf die Ergebnisse der Top-Trends für Agenturen, Netzwerke und Merchants, stellt man schnell fest, dass die Cookie- und Tracking-Problematik auch im letzten Jahr viele beschäftigt hat. 2022 waren Cross-Device- und Customer-Journey-Tracking sowie die Attribution große Themen – gerade für Merchants selbst. Welche Themen sich in den Umfragen als neues „Low Lights“ herauskristallisiert haben, sind die Inflation, der Ukrainekrieg und die Rezession.
Gerade bei Agenturen und Netzwerken wird der Fachkräftemangel deutlich und ist zunehmend ein wichtigeres Thema. Auch Nachhaltigkeit taucht im Affiliate Marketing immer mehr in den entsprechenden Trends auf.
Interessehalber haben wir uns auch einmal die Umfrageergebnisse von vor vier Jahren angeschaut. Gerade Attribution, Customer-Journey-Tracking und Cross-Device-Tracking sind immerwährende Themen, bei denen es allgemein nur wenig Entwicklung für die breite Masse an Programmen zu geben scheint.
Was sind die Trends 2023 für Affiliates?
Auch bei den Affiliates ist das Thema Tracking, ob hinsichtlich Cookies oder Cross-Device-Möglichkeiten, laut Umfrage das wichtigste – sowohl letztes als auch dieses Jahr. Attributionsthemen, Datenschutz (TTDSG) und die Zukunft ohne Cookies scheinen also auch für Affiliates stets ein Thema zu bleiben und sich wie ein roter Faden durch die Branche zu ziehen – ob da bald ein Ende in Sicht ist, bleibt abzuwarten. Wir bezweifeln es derzeit.
Bei Betrachtung der AI-Themen zeichnet sich ein klarer Anstieg der Relevanz ab. Künstliche Intelligenz ist bei Affiliates im Jahre 2023 ein wichtiges Thema, mehr noch als für Merchants. 2019 war das Thema bei Merchants mit 35 % sogar noch relevanter als in der aktuellen Trendumfrage.
Wie entwickeln sich die Umsätze im Affiliate Marketing in der Krise?
Die Trendthemen scheinen sich, abgesehen von den weltweiten Krisen, eher weniger stark weiterentwickelt zu haben. Doch wie sieht es in Zahlen aus? Welche Umsätze werden für 2023 prognostiziert und wie sah das im Jahr zuvor aus? Ein Blick in die Umfrageergebnisse für 2022 gibt ein sehr optimistisches Bild, sowohl von Publishern als auch von Merchants. Mehr als 65 % der Befragten rechneten mit mehr Umsatz als noch in 2021.
Dass diese Prognosen aufgrund der Gegebenheiten in 2022 nicht hunderprozentig erfüllt werden konnten, liegt auf der Hand. Jedoch habe sich der Umsatz laut Aussage von 57 % der befragten Merchants in 2022 verbessert – nur 8 % unter den prognostizierten Werten. Auffällig ist hier jedoch, dass sich bei 36 % der Merchants der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr sogar verschlechtert hat, was nicht zuletzt auch auf den Ukrainekrieg, die Inflation und die immer noch anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie zurückgeführt werden kann.
Schlechter sieht es hingegen bei den Affiliates im Jahresvergleich aus. Während in 2021 noch 68 % mit einem steigenden Umsatz rechneten, sind nur bei 33 % der Teilnehmenden die Umsätze in 2022 gestiegen. Bei 31 % sind sie gesunken und bei 36 % der befragten Affiliates stagnierten die Umsätze.
Hinsichtlich der Inflation und Rezession sind die Prognosen bei Affiliates auch nicht optimistisch. Bereits bei der Trendumfrage haben 45 % der Affiliates angegeben, einen Einbruch des Konsumverhaltens für 2023 zu befürchten. Dies zeichnet sich auch in den Umsatzprognosen für 2023 ab: Lediglich 3 % rechnen mit positiven Auswirkungen der Gegebenheiten auf die Umsätze.
Wie entwickelt sich die Dominanz der Gutschein-Affiliates über neue Kanäle?
Besonders überrascht waren wir von den Umfrageergebnissen hinsichtlich der Umverteilung der Gutschein-Placements. Der Trend, dass Suchmaschinen die Gutscheincodes von Merchants direkt in den Suchergbnissen anzeigen, zeichnet sich auch in Deutschland immer weiter ab. So bindet bspw. Microsoft Bing als Affiliate die Gutscheincodes von Merchants direkt als Search-Snippet ein. Aktiv sind sie zum Beispiel als Affiliate bei Awin. Entsprechende Codes werden automatisiert via Schnittstelle eingebunden. Das merken auch andere Affiliates. So sehen sogar 72 % der Afiliates eine Gefahr in diesen Entwicklungen. Wir sind sehr gespannt, wann Google hierzulande die ersten Voucher-Snippets in diesem Stil ausspielen wird.
Die Daten sind nur ein kleiner Ausschnitt des Trend Reports: Es wurden z. B. auch Insights zu Wachstumspotenzialen, Umsatztrends, der Rezession, den Auswirkungen des Ukrainekriegs und zu Publisher-Trends geteilt. Es lohnt sich also definitiv, die gesamte Ausarbeitung, eine gelungene Zusammenfassung des Stimmungsbildes in der Branche, zu lesen.
Die Grundlage der Daten ist valide und in ihrem Umfang in der Branche seit Jahren nach wie vor unerreicht. Um das Potenzial dieser Daten noch besser zu nutzen und den Leser*innen weiterführende Einordnungen zu ermöglichen, wäre ein Vorjahresvergleich der Erhebungen im nächsten Report unserer Meinung nach sehr nützlich. Wer von den über 120 Seiten noch nicht genug Input für 2023 bekommen hat, findet auch bei Affiliate Insider eine Podcast-Folge sowie einen Blogbeitrag zum Thema.
Rewe beendet die Zusammenarbeit mit Payback
Der Handels- und Touristikkonzern Rewe, zu dem auch der Discounter Penny gehört, lässt seinen Vertrag mit Payback zum Ende von 2024 – und damit nach zehn Jahren – auslaufen. Laut Tagesschau hat der Konzern im Lebensmittelbereich 35 Mrd. Euro umgesetzt und war somit einer der wichtigsten Partner für Payback. Zukünftig will Rewe ein eigenes Kundenbindungssystem starten. Es bleibt also auch für uns spannend, was das Ende dieser Kooperation für Payback nach sich zieht und wie vielleicht auch andere Publisher, wie DeutschlandCard, davon profitieren können.
Affiliate Marketing in 2023 aus juristischer Sicht
In einem Beitrag auf e-recht24.de geht die Rechtsanwältin Annika Haucke gesondert auf das Thema Affiliate Marketing für 2023 ein. Dabei beschreibt sie die allgemeine Funktionsweise, die verschiedenen Akteure, Vorteile, Provisionsmodelle und Affiliate-Netzwerke. Sie gibt sogar ein paar Entscheidungshilfen für neue Advertiser – eine hilfreiche Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.
Besonders spannend wird es aber auch für erfahrene Affiliate-Marketers am Ende des Beitrags: Hier wird auf die Themen Datenschutz für Affiliate und Merchant, die Haftungsfrage im Affiliate Marketing sowie auf Werbekennzeichungs-, Informations- und andere Pflichten für Affiliates eingegangen. Zum Abschluss wird eine Checkliste für Merchants und Affiliates geboten – aus unserer Sicht eine klare Leseempfehlung für Neueinsteiger*innen, aber auch für langjährige Programmbetreiber*innen.
Schließung von „Smile“: Eine Chance für Charity Cashback?
Amazon konnte bisher knapp 500 Millionen US-Dollar Spenden generieren: Laut golem.de soll das Amazon-Smile-Programm nun zum 20. Februar 2023 eingestellt werden. Als Grund wird die Menge an teilnehmenden Organisationen genannt: Es seien zu viele, sodass der Impact pro Organisation zu gering sei. Ob das die einzigen Gründe sind, ist nicht bekannt. Die Schließung eines Wohltätigkeitsprogramms ist allerdings immer eine eher traurige Angelegenheit.
Aus Affiliate-Sicht werden wir weiterhin beobachten, ob und wie die hiesigen Charity-Cashback-Anbieter*innen darauf reagieren werden. Wird es in Zukunft also mehr Volumen auf klassischen Charity-Cashback-Affiliates außerhalb von Amazon geben? Affiliates wie Bildungsspender und Schulengel sind in unseren Programmen zumindest immer gern gesehene Partner.
Webgains geht erste Schritte im Bereich KI
Vielen Programmbetreiber*innen ist es sicherlich bereits aufgefallen: Bis dato herrschte eine Koexistenz der alten und neuen Webgains-Plattform. Das hat nun ein Ende: Webgains fokussiert fortan die neue Advertiser-Plattform und stellt die alte Plattform ein. In den letzten Monaten hat das Team noch stark an der neuen Plattform geschraubt und einige Probleme, bspw. verschiedene Zeitzonen zwischen diversen Report-Betrachtungen oder das Fehlen des Sales Clearing-Tools, ausgemerzt. Ein Switchen wurde dadurch stets weniger notwendig, sodass man sich als Marketer größtenteils schon auf der moderneren Plattform aufhalten konnte.
Mit der KI und ML Power Suite möchte das Unternehmen in Zukunft auf künstliche Intelligenz setzen und die Affiliate-Discovery-, Smart-Commissioning- und Product-Discovery-Tools optimieren und neu einsetzen. Welche konkreten Verbesserungen damit einhergehen, lest ihr auf ariva.de.
Eigene Werbeplattform von Telekom, Vodafone & Co.
Telekom, Vodafone, Telefónica und Orange wollen gemeinsame Wege gehen und sollen den EU-Kartellbehörden bereits erste Pläne zu einer eigenen Werbeplattform in Europa vorgelegt haben. Mit Fokus auf Privatsphäre soll eine neue digitale Marketing-Plattform für Advertiser und Marken aufgebaut werden. Ob dies so umgesetzt werden darf, wird sich bis zum 10. Februar entscheiden. Die technologische Basis sei bereits von Vodafone entwickelt worden. Für die Testphase sind Axel Springer, RTL und andere deutsche Werbekunden eingeplant.
Publisher
Werbebudgets im Mittelstand bleiben konstant
Aufatmen für alle Publisher: In einer Umfrage von 125 KMU kam heraus, dass zwar mit einer Wirtschaftskrise kalkuliert wird, jedoch im Online-Segment weniger Budgetkürzungen unternommen werden als zunächst geplant. Es werde zwar in diversen Marketingkanälen eingespart, vor allem im Online Marketing wird aber mehr investiert als zuvor. Mehr Auswertungen und Infos zu den genauen Zahlen gibt es auf adzine.de.
Ingenious Technologies: CEO Siamak Haschemi im Interview
SaaS-Plattformen und Private Networks sind aufgrund ihrer individuellen Lösungen für viele Shops die erste Wahl – noch vor Public Networks wie Awin, Webgains und Co. Grund dafür sind vor allem die individuellen Anpassungsmöglichkeiten, benutzerdefinierte Lösungen und der Service. Ingenious Technologies ist ein etablierter Anbieter genau dieser Services und hat im neuen Jahr viel auf der Agenda.
In einem Interview stellt Prof. Dr. Siamak Haschemi, CEO von Ingenious Technologies und Professor an der Berliner Hochschule für Technik, die internen Lösungen vor. Außerdem geht er auf die anstehenden Pläne von Ingenious Technologies als Plattform ein. Dabei geht es nicht nur um die für 2023 geplanten Updates, neue Funktionen und die für Q1 geplanten Tasks sondern auch um die allgemeine Transparenz bei Release-Notes und Strategien von Private Networks. Noch mehr Infos erhaltet ihr in seinem LinkedIn-Post.
Merchants
Nachhaltigkeit wird bei Online-Käufen immer relevanter
Wie auch schon im Affiliate Trend Report ersichtlich wird, ist Nachhaltigkeit in allen Bereichen ein lange überfälliges und immer wichtiger werdendes Thema. Adzine hat sich diesem Thema in einer Verbraucherstudie gewidmet: In den Ergebnissen wird schnell klar, dass über die Hälfte der Befragten Nachhaltigkeit, Ethik und Transparenz der Marken in ihre Kaufentscheidungen einfließen lassen. Wie sich auch die Energiekrise auf das Kaufverhalten auswirkt und wie hoch die Nachfrage nach Second-Hand-Shopping-Events ist, hat der Adzine-Autor Stefan Bernauer in seinem Beitrag zusammengefasst.