Affiliate-Marketing Geschäftsmodelle fernab von Content-Webseiten
Was einst mit dem Einbau von ein paar Bannern auf Themenwebseiten begann, ist heute ein Kanal, welcher aus dem Online Marketing Mix nicht mehr wegzudenken ist: Das Affiliate-Marketing. Dabei hat sich „die Partnerschaft auf Provisionsbasis“ immer weiter entwickelt und vor allem in den letzten Jahren Geschäftsmodelle hervorgebracht, die kaum noch etwas mit Werbung auf Websites zu tun haben. Dieser Beitrag wird einige dieser von Content-Websites unabhängigen Affiliate-Marketing Modelle näher beleuchten.
Den klassischen Affiliate-Webseiten nahe stehend sind natürlich soziale Netzwerke. Insbesondere Facebook bietet Potenzial für das Affiliate-Marketing. Die Möglichkeiten dabei sind vielfältig.
So bauen verschiedene Affiliates ganze Communities zu einem bestimmten Thema auf einer Facebook Page auf. Diese Communities werden dann gezielt mit Affiliate-Links zu thematisch passenden Shops und Produkten bespielt. Kommen Sales zustande, verdient der Publisher mit.
Aber auch die Anzeigenschaltung von Facebook kann für Affiliate-Zwecke genutzt werden. Der Vorteil der Facebook-Anzeigenschaltung sind die vielfältigen Targeting-Möglichkeiten, von Demografischen Daten bis hin zu Interessen und Vorlieben der Nutzer. Dies ermöglicht Affiliates gezielt für Produkte verschiedener Online-Shops zu werben und bei dadurch zustande kommenden Verkäufen die Provision zu verdienen.
Weitere Möglichkeiten sind Apps, die auf Facebook genutzt, bzw. in Facebook-Seiten integriert werden können. Dabei gibt es viele Ansatzpunkte: Apps, welche die Interessen der Nutzer analysieren und gezielt Produktempfehlungen aussprechen. Apps, die Cashback- oder Gutscheinmöglichkeiten für die vom Nutzer gelikten Facebook-Seiten aufzeigen. Apps, die Online-Shops wiederspiegeln, uvm. Für die Käufe, die durch die Apps zustande kommen, erhält der Affiliate die entsprechende Provision.
Google Adwords
Ähnlich der Facebook Anzeigen können natürlich auch Google Anzeigen durch Affiliates genutzt werden. Dabei werden durch die Affiliates Anzeigen auf zum Shop und / oder Produkt passende Suchanfragen geschalten. Kommen Verkäufe dadurch zustande, erhält der Publisher eine Provision. Je nach Partnerprogramm gibt es jedoch für das Schalten von Adwords Anzeigen unterschiedliche Regelungen: So darf oftmals der Markenname des Shops (auch Falschschreibweisen) nicht als Keyword verwendet werden. Auch wird in jedem Programm geregelt, ob die Marke im Anzeigentext und der Display-URL vorkommen darf oder nicht. Zudem gelten in den Programmen unterschiedlich Leitlinien zur Ziel-URL der Anzeige, welche festlegen, ob der Affiliate aus der Anzeige heraus direkt auf den Merchant verlinken darf, oder eine Affiliate-eigene Landingpage geschaffen werden muss.
Virtual Currency
Publisher, die in diesem Segment arbeiten, schütten einen Teil ihrer Provision für generierte Sales als virtuelle Währung an den entsprechenden Käufer aus. Im Grundprinzip ähnelt dies den bekannten Cashback-Modellen. Der Unterschied ist aber, dass der Käufer virtuelle Produkte zurückvergütet bekommt und dieser Prozess in Echtzeit geschieht. Ein Beispiel dafür könnte im Spiel Farmville stattfinden: Ein Nutzer wird z.B. über Banner oder andere im Spiel integrierte Werbemittel in den Shop des Merchants geleitet und erhält dort beim Kauf eines bestimmten Produktes zusätzlich die neue Gießkanne oder zusätzliche Credits für das Spiel.
Vorrausetzung dafür ist, dass auf Merchant-Seite sichere Echtzeitbezahlmethoden verwendet werden, z.B. Paypal oder Kreditkarte. Gleichzeitig müssen Provisionen für den Sale vom Merchant sofort automatisiert an den Publisher freigegeben werden, sodass dieser wiederrum einen Teil davon als virtuelles Gut dem Käufer zur Verfügung stellen kann.
Neben Gütern und Belohnungen in einem Spiel, können auch andere Virtual Currencies an den Käufer ausgeschüttet werden. Dazu zählen z.B. Guthaben für kostenpflichtige Online-Dienstleistungen (z.B. Skype-Guthaben), kostenfreie Upgrades von Freeware auf Premiumprodukte, kostenfreie Downloads von sonst kostenpflichtiger Software, usw.
Apps
Applikationen für mobile Endgeräte sind eng mit dem Web verbunden. Kein Wunder also, dass sich darauf auch die Möglichkeiten des Affiliate-Marketings erweitern lassen.
Gutscheinapps
Gutscheinseiten gibt es im Netz mittlerweile reichlich. Große Gutscheinanbieter erweitern ihr Portfolio seit geraumer Zeit aber um Apps. Dabei wird das Online-Prinzip auf die App übertragen, indem den App-Nutzern Rabatt-Codes für Shops angeboten werden. Der Unterschied zum Online-Angebot ist aber, dass es sich meist um exklusive Gutscheine handelt, die den Nutzern interessante Rabatte bieten. Gleichzeitig kann in den Apps nicht der oft gehörte Vorwurf geltend gemacht werden, Gutscheinseiten würden nur versuchen, den letzten Cookie abzugreifen. Dadurch kann eine tatsächlich absatzsteigernde Wirkung erzielt werden. Das Tracking funktioniert, indem der Nutzer direkt in den Shop geschickt wird, oder sich aus der App eine E-Mail mit dem Gutschein-Code senden lässt. Die E-Mail enthält dann wiederrum den Affiliate Tracking-Link.
Andere Gutschein-App Anbieter setzen z.B. auf die sportlichen Aktivitäten von Nutzern und tracken z.B. deren Joggingtouren mit. Mit jedem Kilometer kann so ein Gutscheinwert erlaufen werden.
Social TV Apps
Social TV Apps laufen auf Smartphones, Tablets oder dem Notebook und erlauben es den Nutzern, das Fernsehprogramm live zu bewerten oder darüber zu diskutieren. Der Markt dafür ist noch sehr jung und es gibt nur wenige Anbieter, die sich bisher in diesem versuchen. Für das Affiliate-Marketing birgt er aber einiges an Potenzial. So könnten diese Apps neben der Kommunikation zwischen den Zuschauern auch weiterführende Informationen zu den Sendungen bieten, Chatplattform mit den Schauspielern, bzw. Moderatoren sein und durch die Verknüpfung mit sozialen Netzwerken Produktempfehlungen aus TV-Werbung oder Sendungen forcieren. Entsprechende Produktempfehlungen könnten zu Sales führen und so für Affiliates interessant werden. Aber auch Informationen über die im James Bond Film gerade gesehene Uhr könnten monetisiert werden. So jung wie diese Modelle noch sind, so vielfältig das Potenzial von Social TV Apps.
Toolbars
Immer häufiger finden sich auch Toolbars als Geschäftsmodell der Affiliates wieder. Dabei funktionieren die Toolbars als Plugin für verschiedene Browser und werden innerhalb dieser als Symbolleisten dargestellt. Im Vordergrund der Toolbars steht aus Nutzersicht das Prinzip des Sparens: Besucht ein potenzieller Kunde einen Online-Shop, so zeigt ihm die Toolbar im Idealfall an, wie und wo er das aufgerufene Produkt günstiger haben kann. Je nach Ansatz des hinter der Toolbar stehenden Publishers bekommt der Nutzer dafür entweder einen Gutschein für den Online-Shop angezeigt, andere Shops mit dem gleichen Produkt aber niedrigeren Preisen oder hat die Möglichkeit sich über Cashback-Systeme einen Teil des Kaufpreises zurückzuholen. Klickt der Online-Shop Besucher auf ein Angebot der Toolbar und tätigt anschließend einen Sale, so bekommt der Toolbaranbieter dafür die Provision.
Gutscheinhefte
Auch offline Gutscheinhefte können in den Affiliate-Bereich eingeordnet werden. Dabei werden Gutscheincodes verschiedener Anbieter in einem gedruckten Heft gesammelt und verteilt. Die Verteilung kann über einen separaten Dienstleister erfolgen, aber auch über die Teilnehmer im Heft selbst, durch den Austausch der gegenseitigen Reichweite. Solche Reichweiten-Tauschgeschäfte finden sich immer häufiger. Zum Beispiel verschickt Shop A mit seiner Ware das Gutscheinheft als Beileger, wenngleich das Heft auch Gutscheincodes von Shop B und Shop C enthält. Die anderen Shops verschicken das Heft im Gegenzug ebenfalls an ihre Kunden. Die Koordination solcher Kooperationen erfolgt zum Teil durch Affiliates, bzw. Affiliate-ähnliche Anbieter. Diese werden für die Sales, welche durch den entsprechenden Gutscheincode zustande gekommen sind, vergütet.
Besonders interessant dabei ist das Tracking dieser Gutscheinaktionen, da es sich ja um eine offline-online-Verknüpfung handelt: Dabei können die Gutscheincodes an sich als Trackingparameter dienen, das heißt, immer wenn ein im Heft aufgeführter Gutscheincode bei einem Kauf verwendet wurde, erhält der Affiliate eine Provision. Das setzt natürlich die Offenlegung der Verkaufszahlen durch den Merchant voraus. Deswegen besteht auch die Möglichkeit, das immer wenn ein Gutscheincode aus dem Heft in das Gutscheinfeld des Shops eingegeben wurde, ein Trackingpixel eines Netzwerkes aufgerufen wird und somit der Sale wie im klassischen Affiliate-Marketing nachvollzogen werden kann. Eine dritte Möglichkeit ist das Erstellen einen separaten Landingpage für die Gutscheinheft-Kampagne durch den Shop, wobei alle Sales die über die Landingpage zustande gekommen sind, vergütet werden.
E-Mail Retargeting
Dem klassischen Retargeting, welches ja eigentlich ebenfalls in die Affiliate-Modelle fernab von Content-Websites gehören müsste, widmen wir uns später in einem separaten Beitrag. Ein besonders interessantes Teil-Modell ist dabei das E-Mail Retargeting.
Entsprechende Affiliates machen sich zunutze, dass viele Online-Shop Kunden zwar Produkte in den Warenkorb legen und z.T. auch ihre Bestelldaten eingeben, dann den Kauf aber doch abbrechen. Durch einen im Shop implementieren Code-Schnipsel tracken sie die Eingabe der E-Mail-Adresse im Bestellvorgang mit. Bricht der Nutzer dann den Kauf ab, senden sie diesen in einem gewissen Abstand eine Erinnerungsmail, mit Informationen zum Shop und / oder den potenziellen Produkten. Zusätzlich können durch Incentives (Gutscheine, Rabatte, o.ä.) die Kaufanreize in der Mail gesteigert werden. Kommt der Kauf zustande, werden die Affiliates vergütet. Dafür kümmern sich diese um die technische Abwicklung und das Layout der Mailings.
Empfehlungsmarketing
Die persönliche Weiterempfehlung von Produkten gehört schon seit jeher zu den erfolgreichsten Marketing-Methoden. Problem dabei ist, das Unternehmen nur schwer Einfluss darauf ausüben können, ob Konsumenten ihre Produkte weiterempfehlen. Dennoch wird immer wieder versucht, die persönliche Produktempfehlung positiv zu beeinflussen. Eine Möglichkeit dabei ist die Incentivierung von Weiterempfehlungen durch Rabatte, Prämien o.ä. für den Empfehlenden. Zum Beispiel empfiehlt Kunde A seinem Bekannten den Online-Shop X. Der Bekannte kauft daraufhin im Online-Shop ein, Kunde A erhält dafür einen Gutschein. Gerade für Online Shops kann die Belohnung von Weiterempfehlungen neue Kundenpotenziale erschließen. Der technische Aufbau und das Tracking der Empfehlung ist allerdings nicht für jeden kleinen Shop umsetzbar.
Genau dort setzen Geschäftsmodelle verschiedener Affiliates an: Sie stellen die technische Plattform zur Umsetzung des Empfehlungsmarketings und kümmern sich um alle Angelegenheiten der Weiterempfehlung, vom Aufbau von Landingpages bis hin zu Tracking und Abwicklung einer Empfehlung. Für diese Dienstleistung werden sie auf Provisionsbasis vergütet. Der Online Shop muss lediglich einige kleine Zuarbeiten leisten und ein Incentive zur Verfügung stellen.
Fazit
Die Betrachtung von Affiliate-Marketing Möglichkeiten die unabhängig von Content-Webseiten funktionieren zeigt, dass die Geschäftsmodelle von Publishern sich immer weiter entwickeln. Affiliate-Marketing bleibt damit zeitgemäß und eröffnet regelmäßig neue Potenziale. Diese Entwicklung bringt sowohl die Merchants, als auch Publisher immer wieder voran und erschließt immer neue Einnahmequellen für die Affiliates, aber auch neue Promotionmöglichkeiten für die Merchants. Wohin die zukünftige Entwicklung geht, ist dabei schwer einzuschätzen. Fest steht aber, dass das Affiliate-Marketing mit geht.
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[…] Des Weiteren hat sich Peer mit Affiliate-Projekten ohne SEO-Traffic auseinandergesetzt. Viele Publisher setzen auf Google, um für ihre Seite „kostenlosen“ Traffic von Google zu bekommen. Dabei macht man sich natürlich auch in starkem Maße von Google und etwaigen Algorithmus-Updates abhängig. Peer zeigt Alternativen und Beispiele für andere Geschäfts- und Trafficmodelle. P.S.: Auch wir haben uns diesem Thema schon einmal in einem Beitrag gewidmet. […]
Guter Artikel. Ich bin zwar selbst seit einiger zeit im Affiliate-Marketing aktiv, aber gerade die Punkte „Apps“ und das „E-Mail Retargeting“ waren bei mir noch nicht so in dem Bewusstsein vorhanden. Die Werbemöglichkeit an sich ist natürlich geläufig, aber die dahinterstehende Strategie/Vorgehensweise ist sehr interessant.
Dies kann ich gut in mein aktuelles Business integrieren. Vielen Dank für die Erläuterungen.
Grüße
Kai
Super Artikel. Bin selber auch noch auf der Suche nach guten Affiliate Modellen. Habe letztens Ticketrunner entdeckt und mich angemeldet, wo ich Events promoten kann. Ist aber wohl noch in der Alpha Phase, aber scheint ganz cool 🙂
Ansonsten mache ich mich noch weiter auf die Suche!