GutscheinpartnerInnen und die organischen Rankings im Affiliate Marketing
Wer sich mit Affiliate Marketing auseinandersetzt, der wird sie kennen: Die Affiliate-Marketing-Mythen. Wie auch im SEA oder SEO gibt es natürlich auch in der Welt des CPO-Abrechnungsmodells Aussagen oder Vorurteile, die sich wacker seit mehreren Jahren halten. Mit dabei ist oftmals die Kritik an GutscheinpartnerInnen bzw. deren Wirkung innerhalb der Customer Journey. Klar, vereinzelt ist dies durchaus nachvollziehbar, wenn z.B. ohne Absprache auf die eigene Brand via Google Ads oder Microsoft Advertising Anzeigen gebucht oder via Meta-Netzwerk trotz vollzogenem Ausschluss aus dem Programm doch noch der Fuß in die (Vergütungs-)Tür gesetzt wird. Aber: Wir sind der Meinung, dass GutscheinpartnerInnen durchaus eine bedeutende Wirkung innerhalb der Customer Journey haben.
Bleiben wir beim Thema GutscheinpartnerInnen und betrachten die organischen Rankings: Oftmals werden wir als Agentur mit der Aussage konfrontiert, dass die organischen Rankings, d. h. die Listung bzw. der Platz innerhalb der Suchergebnisse (SERPs), für die eigenen Markensuchbegriffe seitens der GutscheinpartnerInnen dazu führen, dass Traffic und somit Umsätze „umgeleitet“ werden. Achtung: Gemeint sind in diesem Falle nicht die Rankings für die Suchanfragen „Marke + Gutschein“, sondern nur die Suchanfragen zur „Marke“. Anders ausgedrückt heißt das, dass GutscheinpartnerInnen die NutzerInnen mit ihren Rankings von der eigentlichen Brand aka Marke ablenkt und mit Gutscheinen zu sich ködern, daraufhin Traffic und Sales generieren, die der Advertiser per se ja auch so haben könnte. Sprich, der Advertiser würde – laut der Hypothese – für singuläre Brand-Anfragen den im PartnerInnenprogramm definierten CPO bezahlen. Gut, dass der Advertiser selbst Media Budget in Form von Brand-Kampagnen investiert, lassen wir einmal stehen und unkommentiert.
Lässt sich dieser Vorwurf entwaffnen und wenn ja, wie?
Nun ja, wir haben Kontakt zu einer großen Gutscheinseite aufgenommen und diese gebeten, Einblicke in ihre Google Search Console zu geben. Die Search Console ist ein kostenloser Dienst von Google, mit dem die eigenen Websites hinsichtlich der Entwicklung innerhalb der Suchergebnisse analysiert werden können. In unserem spezifischen Fall ging es dabei um die Suchanfragedaten, die angeben, wie oft Websites in der Google-Suche bei welchen Suchanfragen erscheinen. Gemeinsam mit der Gutscheinseite wollten wir erfahren, wie sich die betreuten Gutscheinseiten sowie die damit verbundenen organischen, d.h. unbezahlten Klicks in einem bestimmten Zeitraum entwickeln. Im Fokus lagen dabei zwei unterschiedliche Typen von Suchanfragen:
- Singuläre Suchanfragen, die nur aus dem Markenbegriff (Klicks „Marke“)
- Suchanfragen, die aus dem Markenbegriff + Gutschein (Klicks „Marke + Gutschein“)
bestehen.
Die Gutscheinseite selbst betreibt mehrere Portale (u.a. Whitelabel-Lösungen), sodass in den vier betrachteten Ländern mehrere Rankings vorhanden sind. Die Rankings der jeweiligen Gutscheinseiten lag dabei zwischen zwei und sieben, was in der unten angeführten Tabelle nochmals aufgeführt ist.
Das Ergebnis war doch erstaunlich:
Online Shop | Land 1 | Land 2 | Land 3 | Land 4 |
Klicks „Marke + Gutschein“ | 8.242 | 1.377 | 2.835 | 634 |
Klicks „Marke“ | 144 | 21 | 32 | 10 |
Anteil | 1.75% | 1.53% | 1.13% | 1.58% |
Ranking der Gutschein-Domain für singuläre Brand-Suchanfrage | 2 und 3 | 3 und 4 | 6 und 7 | 4 |
Was bedeutet das jetzt?
Im Schnitt haben die singulären Marken-Suchanfragen nur einen Klickanteil von weniger als zwei Prozent, gemessen am gesamten Klickvolumen für die Summe aus Marken-Anfrage sowie Marke in Kombination mit Gutschein. Aus dieser Sicht ließe sich postulieren, dass die Aussage „GutscheinpartnerInnen greifen singulären Marken-Traffic ab“ als nicht wirklich tragfähig zu deuten ist. Die Rankings der jeweiligen Gutschein-Domains variieren, jedoch sind in Land 1 die Gutschein-Domains direkt auf Platz zwei und drei zu finden – und demnach direkt das erste Ergebnis nach dem eigentlichen organischen Ranking der Domain der Marke. Und in diesen liegt der Anteil der singulären Marken-Klicks bei 1,75%. Dies ist zwar der höchste Wert, jedoch im Vergleich zu den Erwartungen relativ niedrig. Denn klar ist: Google möchte für jeden Suchbegriff das inhaltlich passendste Suchergebnis auf dem ersten Platz listen, um den NutzerInnen schnellstmöglich die richtige Antwort liefern zu können. Und im Idealfall wird es eine Gutscheinseite nicht auf den ersten Platz schaffen – es sei denn, dass beim Advertiser ein grundlegendes SEO-Problem vorliegt (übrigens: unser SEO-Team hilft da gerne!).
Wie seht ihr das?
Habt ihr ähnliche Ergebnisse bzw. Auswertung getätigt und könnt das bestätigen?