Im Interview mit Grailify
Nachdem wir uns im Oktober mit Simon von black-friday.de ausgetauscht haben, freuen wir uns nun unser Gespräch mit Edgar von grailify mit euch zu teilen. Ihr habt noch nicht von grailify gehört? Wie Edgar überhaupt auf die Idee kam, ein Startup im Bereich Sneaker zu gründen, warum er Affiliate Marketing spannend findet und welche Risiken er auf die Branche zukommen sieht, das erfahrt ihr in unserem neuen Interview.
Bitte stelle dich sowie deine Arbeit bei Grailify kurz vor!
Mein Name ist Edgar Suppes und ich bin einer der beiden Gründer von Grailify. Zwischen 2011 – 2014 habe ich “Marketing- und Kommunikationsmanagement” an der WAM in Dortmund studiert. Danach habe ich eine Stelle als Digital Marketing Specialist bei einem international agierenden Sneaker- & Streetwear Retailer angetreten und dort rund zwei Jahre gearbeitet.
Bei Grailify bin ich hauptsächlich verantwortlich für die strategische Planung, meine Verantwortung liegt aber auch in der Planung und Aussteuerung aller Performance Marketing Kampagnen. Heißt also grundsätzlich, ich bin dafür verantwortlich, dass unser Sneaker Release Kalender immer größer wird. Und mittlerweile sind wir auch stolz darauf sagen zu können, dass wir mit die reichweitenstärkste Sneaker-Plattform im deutschsprachigen Raum sind.
Wie kamst du auf die Idee, eine Seite mit dem Fokus auf Sneaker zu erstellen?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum Einen hatte ich schon seit vielen Jahren den Wunsch ein eigenes Projekt aufzuziehen, etwas, was ich aus eigener Kraft groß machen kann. Auf der Suche nach dieser “einen” Idee habe ich im Laufe der Jahre unzählige kleinere Projekte erstellt, die meisten mehr oder weniger erfolgreich. Stichwort: Nischenwebsites.
Dann war ich aber auch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Denn als ich meine Arbeit als Digital Marketing Specialist im Sneaker- & Streetwear Segment angetreten habe, entwickelte sich gerade ein richtiger Hype um Sneaker. Ich erinnere mich noch, als 2015 regelmäßig die Online Shops der großen Retailer abgeraucht sind, weil der Andrang zu einem adidas Yeezy oder einem adidas Ultra Boost Release so groß war. Da habe ich festgestellt, dass ich meine gesammelten Online Marketing Fähigkeiten und diesen Hype verbinden kann.
Mein Geschäftspartner, der gleichzeitig ein sehr guter Freund ist, war damals schon ein riesiger Sneaker-Fan und -Sammler. Wir haben uns regelmäßig über die neuesten Entwicklungen in dieser Szene ausgetauscht.
So ist dann schließlich unser Sneaker Release Kalender entstanden.
Wie bist du ins Affiliate Marketing gekommen?
Ich liebe und lebe Online Marketing. Seit 13 Jahren, also schon während meiner Schulzeit, habe ich mich mit der Entwicklung des Internets und vor allem des Online Marketings beschäftigt. Ich fand es absolut faszinierend, wie die ganzen sozialen Netzwerke entstanden sind und innerhalb relativ kurzer Zeit absurde Nutzerzahlen generieren konnten. Und TikTok zeigt, dass diese Wachstumsphasen auch heute noch immer schneller und größer ausfallen.
Durch den Wunsch mal ein eigenes großes Projekt zu haben, habe ich langsam die ersten Websites in’s Leben gerufen und sie mit Affiliate Programmen zu monetarisieren war ziemlich naheliegend. In dieser Zeit habe ich sehr viel über das Online Marketing gelernt, bis ich dann letztendlich durch Grailify das erste große Ding erschaffen konnte.
Wenn du die letzten fünf Jahre Revue passieren lässt, wie hat sich Affiliate Marketing deiner Meinung nach entwickelt?
In meinen Augen gibt es positive sowie negative Entwicklungen im Affiliate Marketing.
Wichtig ist zum Einen, dass diese Online Marketing Disziplin deutlich professioneller geworden ist. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, da waren Deeplinkgeneratoren eher die Ausnahme.
Auch ist dieser Performance Marketing Kanal so ziemlich bei allen großen und kleinen Unternehmen angekommen. Wir arbeiten derzeit mit über 70 Retailern zusammen und viele dieser Unternehmen sind kleine Stores, doch auch diese betreiben ein Partnerprogramm.
Hier spielen die Netzwerke auch eine große Rolle, denn die Einstiegsbarriere ein eigenes Partnerprogramm zu starten ist heutzutage sehr niedrig und die modernen Shopsysteme, auf die mittlerweile jeder neue Shop setzt, bieten einfache Möglichkeiten das Tracking zu implementieren. So kann fast jeder Shopbetreiber, der halbwegs technisch versiert ist, ein Partnerprogramm quasi alleine starten, wodurch er hohe Kosten einsparen kann.
Auf der anderen Seite hat man immer noch das Gefühl, dass das Affiliate Marketing mit der Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts nicht mithalten kann. Zumindest nach meiner eigenen Erfahrung, denn wir müssen regelmäßig mit diversen Retailern gesonderte Vereinbarungen eingehen, weil zum Beispiel Verkäufe innerhalb einer App nicht getrackt werden können.
Das größte Problem ist aber meiner Meinung nach immer noch die Trackingmethode, die meist eingesetzt wird. Denn die Cookie-Trackingmethode ist heute für einen Publisher gefährlicher als je zuvor. Früher war man “nur” abhängig von den Cookie-Einstellungen des Users, aber wenn jetzt big player, wie Google, Apple und Mozilla im Sinne des Datenschutzes standardmäßig Cookies deaktivieren, dann fragt man sich schon wie viele Verkäufe einem verloren gehen.
Und die Tatsache, dass die Cookie-basierte Trackingmethode seit Beginn des Affiliate Marketings bis heute die meistverbreitete Methode ist, zeigt, wie langsam sich der Kanal entwickelt.
Welche Auswirkungen hat das aktuelle Attributionsmodell für euch als Sneaker Publisher?
Fast alle Partner mit denen wir zusammenarbeiten, vergüten uns nach dem “Last-Click” Prinzip. Zwar gibt es vereinzelt Shops, die sich an weiterentwickelte Modelle wagen, wie z.B. einem “Last Session Entry” Modell, jedoch ist die Anzahl dieser Advertiser verschwindend gering.
Das “Last-Click” Modell ist in unserem Fall aber auch ein sehr gutes Modell, ich denke wir gehören zu der Gruppe von Publishern, die durch dieses Modell profitiert.
Wir arbeiten stark mit Releases und Restocks. Heißt, wenn wir ein Produkt pushen, ist es oftmals nur für kurze Zeit verfügbar, da entweder die Stückzahlen gering sind, oder der Schuh so begehrt ist, dass die meisten User leer ausgehen, wenn sie nicht schnell handeln. Die User haben dann keine Zeit sich auf die Suche nach einem Gutschein zu machen, wo sie dann vielleicht bei einem Gutscheinpublisher landen könnten. Daher profitieren wir auf jeden Fall vom “Last-Click” Modell.
Was sind deiner Meinung nach Trends in der Affiliate Marketing Branche?
Ich denke auch im nächsten Jahr wird und muss das Thema Tracking im Vordergrund stehen. Große Player, wie Mozilla oder Apple haben in diesem Jahr gehandelt und das, was lange angekündigt wurde, ist mittlerweile Realität. Auch die ePVO, die nun 2020 in Kraft treten soll, zwingt zur Weiterentwicklung der Trackingmethoden.
Außerdem werden wir wahrscheinlich verstärkt neue Kanäle im Affiliate Marketing sehen. In diesem Jahr war WhatsApp zum Beispiel für viele Publisher, unter anderem auch für uns, ein wichtiger Absatzkanal. Dieser wird sich zwar in wenigen Tagen schließen, da WhatsApp sich dazu entschieden hat Massennachrichten ab dem 7. Dezember zu verbieten, doch an diese Stelle werden andere Kanäle treten. Die ersten Publisher wechseln bereits zu Telegram. Aber auch der Facebook Messenger dürfte in Zukunft interessant für Affiliates werden. Auch das Live-Streaming, vor allem im Gaming Bereich, dürfte nächstes Jahr im Affiliate Marketing an Bedeutung gewinnen.
Auf der anderen Seite dürfte es für Affiliates immer schwieriger werden Traffic über die organische Suche zu generieren. Entwicklungen, wie die Sprachsuche oder die “Position 0” zeigen, dass der Kampf um relevante Plätze in den Suchergebnissen immer schwieriger wird.
Wie seht ihr als junges Unternehmen die rechtliche Entwicklung in Europa – die DSGVO und e-Privacy lässt grüßen?
Anfangs war die Entwicklung erschreckend und man hatte zeitweise das Gefühl, dass Internet Marketing stirbt von einem auf den anderen Tag. Mit ein wenig Abstand kann man jetzt jedoch auch die Chancen sehen, die die DSGVO mit sich bringt. Denn letztendlich ist die DSGVO auch eine Möglichkeit um persönlicher und transparenter mit Usern umzugehen, wodurch eine bessere Beziehung untereinander entstehen kann. Das ist insbesondere in unserem Bereich sehr wichtig, da wir mit sehr vielen Usern direkten Kontakt haben.
Die ePVO hingegen ist ein anderes Thema. Hier werden wir gezwungen den Einsatz von Cookies zu überdenken, was speziell für das Tracking eine erhebliche Rolle spielt. Der Wunsch nach neuen und modernen Trackingmethoden ist schon lange da. Allein die Tatsache, dass ein zuverlässiges cross-device Tracking selbst im heutigen Zeitalter noch nicht zum Standard gehört, ist für Affiliates natürlich ein riesiger Nachteil.
Klar, die ePVO stellt auf den ersten Blick eine enorme Bedrohung für das Affiliate Marketing dar, doch ich persönlich sehe sie auch gleichzeitig als Chance. Denn jetzt sind alle Teilnehmer gezwungen das gesamte Tracking Thema zu überdenken, und zwar gründlich. Das Affiliate Marketing als solches war durch externe Einflüsse nämlich noch nie so stark gefährdet wie jetzt durch die ePrivacy Richtlinie.
Was würdet ihr euch von Advertisern wünschen, damit ihr noch besser mit diesen Zusammenarbeiten könnt?
Im Großen und Ganzen klappt die Zusammenarbeit mit fast allen Advertisern sehr gut. Die ganze Branche ist mittlerweile professionalisiert und man hat immer das Gefühl, dass am anderen Ende Menschen sitzen, die wissen worüber sie sprechen. Das war nicht immer so.
Doch vor allem auf der technischen Seite gibt es noch sehr viel Nachholbedarf. Das Affiliate Marketing galt mal als der transparenteste Kanal. Doch zumindest für Affiliates ist das lange nicht mehr der Fall. Durch fehlenden Fortschritt im Tracking sind wir oft auf Performance Schätzungen oder sonstige Vereinbarungen angewiesen, wodurch der “Performance”-Charakter dieses Kanals verloren geht.
Vielen Dank für das Interview und deine Zeit, lieber Edgar!
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