„Meine Pflanze flucht“ – Projecter unterstützt IT-Workshops für unterrepräsentierte Gruppen
Von wöchentlichen Treffen für IT-Interessierte aus unterrepräsentierten Gruppen bis hin zu Projekten für das Empowerment im Tech-Bereich: Seit vielen Jahren engagiert sich der Leipziger Verein nullaufeins e. V. für die Bildung und Vernetzung, insbesondere von FLINTA*-Personen, und für die technische Unterstützung lokaler, gemeinnütziger Initiativen. Im Mai 2023 ging ein erster Workshop mit dem Titel „Meine Pflanze flucht“ an den Start. Die Reihe wird von Projecter finanziell unterstützt. Norma Driske, Software-Entwicklerin und Mitgründerin von nullaufeins, hat uns im Kurzinterview erzählt, worum es bei den Workshops geht.
Die IT- und Tech-Branche gilt im internationalen Vergleich vor allem in Deutschland als männerdominiert: 2020 hat mit rund 17 % Frauenanteil nicht einmal jede Fünfte in dem Bereich gearbeitet. Und auch in anderen europäischen Nationen, wie Großbritannien, Belgien oder der Schweiz, sieht es nicht besser aus. Umso bedeutender, dass viele Initiativen und Vereine nicht nur die Sichtbarkeit von Frauen, sondern von unterrepräsentierten Gruppen insgesamt im Bereich IT aktiv fördern. Dazu gehört auch der Leipziger Verein nullaufeins e. V., dessen Mitglieder sich ehrenamtlich mit einer Vielzahl von Projekten für das Thema einsetzen.
„Meine Pflanze flucht“ – das klingt spannend und beim ersten Lesen ganz hilfreich für so manche Pflanzenbesitzer*innen unter uns. Was steckt dahinter?
Norma: Haha, in der Tat! Es wäre doch super, wenn die Pflanzen sich selbst melden, wenn sie Durst haben und man endlich sein schlechtes Gewissen an den Nagel hängen könnte und zufriedene Gewächse hat. 😊 Genau das wollen wir in den kostenfreien Workshops zusammen mit den Teilnehmys ausprobieren. Wir haben also diese Idee und versuchen sie, mit Hilfe von Elektronik und Code prototypisch und kreativ umzusetzen. Dabei geht es nicht um ein produktionsreifes Endergebnis, sondern um das Ausprobieren und Entdecken. Dabei lernt man dann ganz nebenbei, wie Hard- und Software zusammenspielen, was das überhaupt ist, wie man Fehler findet und analysiert, bekommt Einblicke in die Programmierung und technische Konzepte.
Wir verfolgen diesen spielerischen Hands-on-Ansatz, weil er sehr gut hilft, bestimmte erlernte und/oder unbewusste Denkmuster aufzubrechen. Man erlebt unmittelbar, dass man seine Idee umzusetzen schafft. In vielen Köpfen koexistieren Barrieren, falsche Vorstellungen und auch Ängste gegenüber Technik und Programmierung zusammen mit einer unglaublichen Neugier und dem Wunsch, sich da mal auszuprobieren. Letzterem geben wir Raum und ersteres verschwindet dadurch wie von selbst. Win-Win. 😊 Wir sind davon überzeugt, dass alle Technik verstehen und die digitale Welt mitgestalten können, wenn sie möchten, und mit den Workshops wollen wir dazu beitragen.
Neben diesen Workshops gibt es noch viele weitere Angebote und Projekte, denen ihr euch schon in der Vergangenheit mit viel Liebe zum Detail gewidmet habt – gib uns gerne ein paar Einblicke.
Norma: Das stimmt, wir sind vielseitig engagiert. Zum Beispiel sind wir mit unserem Meetup OpenTechSchool wöchentlich an einem Abend für alle in Leipzig anzutreffen, die Lust auf Programmieren, Kreatives und Technik haben. In dem offenen und kostenfreien Treff treiben wir unsere Projekte voran, helfen uns bei Coding-Problemen, lernen neue Dinge und tauschen uns aus. Anfänger*innen sind immer herzlich willkommen.
Einmal im Jahr organisieren wir auch den Hack For Good zusammen mit dem Devhaus Leipzig. In diesem besonderen Hackathon geht es darum, gemeinnützige Projekte der Region zu unterstützen mit den Dingen, die wir lieben: Kreativität, Programmieren und Technik. Die Community kommt ein Wochenende lang zusammen und versucht, für bestehende Probleme von Vereinen Lösungen zu finden. Dabei geht es um Sichtbarkeit der gemeinnützigen Projekte auf der einen Seite und darum, die eigenen Fähigkeiten für eine gute Sache einzusetzen. Es ist ein Brückenbauprojekt zwischen verschiedenen Welten, um voneinander zu lernen und miteinander mehr zu erreichen.
Bezüglich des Supports von FLINTA* in Tech haben wir auch das Online-Projekt hackerinnen.space ins Leben gerufen. Es ist ein Mutmach-Projekt, was die verschiedenen Wege von FLINTA*-Personen im Tech-Bereich zeigt und andere inspirieren und motivieren soll. Direkt nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine haben wir die IT-Infrastruktur, Webseite und das Design des heutigen Vereins Leipzig helps Ukraine e. V. in kurzer Zeit aus dem Boden gezogen sowie bei der Programmierung der Telegram-Bots geholfen und die vielen ehrenamtlichen Helfer auf diese Weise unterstützt. Wir engagieren uns auch in Projekten, die ähnliche Ziele wie wir verfolgen, wie z.B. Jugend hackt oder Django Girls.
Wie ist die Idee entstanden, einen Verein mit diesen Zielen zu gründen?
Norma: Das waren rein praktische Überlegungen. Für das Durchführen von Events und Workshops braucht es am besten eine rechtliche Form, vor allem wenn es darum geht, Spendengelder einzusammeln. Die Ideen, Ziele und Projekte hatten wir bereits vorher, nur war die Umsetzung immer holprig, weil wir als Privatpersonen oder mit Hilfe anderer, nicht in Leipzig ansässiger Vereine agiert hatten. Wir wollten aber schnell und flexibel handeln können, um unsere Ideen vor Ort direkt umzusetzen. So entstand nullaufeins als gemeinnütziger Verein von Leipziger*innen für Leipziger und darüber hinaus.
Wir sind unglaublich froh, dass es Vereine mit Zielen wie euren gibt, und unterstützen das sehr gerne. Daher die Frage: Wie können auch andere Unternehmen und Organisationen euch am besten supporten?
Norma: Vielen Dank! Wir sind auch sehr froh, wenn es Unternehmen wie euch gibt, die unsere Ideen teilen und uns bei der Umsetzung unserer Ziele unterstützen, vor allem auch langfristig. Wir sind generell offen und dankbar für jegliche Art von Support und Kooperation, die der Umsetzung unserer Vorhaben zuträglich sind. Wir engagieren uns zwar alle ehrenamtlich, aber natürlich haben wir trotzdem materielle Aufwendungen und Bedarfe. Daher sind finanzielle Zuwendungen für uns sehr sinnvoll und wichtig. Denn nur so können wir entstehende Kosten, wie Material für Workshops oder Raummieten, decken.
Für Workshops oder Events schnüren wir dann passende Sponsorenpakete, von klein bis groß, mit unterschiedlichen Möglichkeiten des Engagements für die Sponsor*innen rund um die Veranstaltung. Es gibt natürlich immer auch die Möglichkeit, uns Einmalspenden zukommen zu lassen oder unsere Arbeit dauerhaft als Firmenmitglied im Verein zu unterstützen.
Bei uns im Online Marketing rückt Q4, das wichtigste Quartal des Jahres, immer näher: Was sind eure Pläne für die nächste Zeit? Habt ihr 2023 noch weitere konkrete Vorhaben?
Norma: Ja, haben wir! Zunächst kommt unser letzter Workshop 2023 von „Meine Pflanze flucht“ am 4. November auf uns zu. Wir sind sehr gespannt und die Plätze sind jetzt bereits schon fast ausgebucht, die Nachfrage ist sehr groß.
Und: wir freuen uns riesig darauf, dass wir dieses Jahr den Hack For Good wieder in einer „Hackolaus“- Edition durchführen werden, nämlich passend zum Nikolaus-Wochenende vom 8. bis 10. Dezember 2023. Unsere Meetups finden natürlich auch wöchentlich statt und sollte dieses Jahr der Chaos Communication Congress wieder stattfinden, dann haben wir sicherlich auch dafür wieder einige Ideen auf Lager. 😊
Kontakt zum Verein nullaufeins e. V.
Ansprechpartnerin: Norma Driske
Website: nullaufeins.org
E-Mail: events@nullaufeins.org
Nächster Workshop „Meine Pflanze flucht“
Samstag, 4. November 2023
Basislager Leipzig, Peterssteinweg 14, 04107 Leipzig
Anmeldung kostenfrei
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