Projecter goes nachhaltig: Erste Schritte & Stolpersteine
Unser kleiner Nachhaltigkeitsrückblick auf 2019 zeigt: Die Zeit verfliegt – und nachhaltig wird man nicht so einfach über Nacht. Lest hier, wie unsere ersten Schritte aussahen, was gut geklappt hat, welche Baustellen bestehen und welche Tipps wir geben können.
Los geht’s: der Start
Natürlich kam am Anfang die grundlegende Einstellung unserer Geschäftsführung, dass die Agentur nicht nur rein wirtschaftliche Ziele verfolgt. Hier erfahrt ihr mehr zu unseren Beweggründen für ein nachhaltiges Projecter. Als Arbeitgeber gibt sich Projecter ohnehin von Anfang an Mühe, intern so sozial wie möglich zu agieren. Auch Zug vor Flug gilt praktisch seit Beginn, ohne dass es ausdrücklich als Grundsatz formuliert wurde. Außerdem kooperiert Projecter bereits häufig mit externen Bildungseinrichtungen oder spendet auch einfach mal. All diese Maßnahmen haben jedoch keinen konkreten Rahmen und fanden “aus dem Bauch heraus” statt. In Zeiten von Fridays For Future und dem gewaltigen Einfluss des Internets auf gesellschaftliche Diskussionen benötigt dieses vereinzelte Engagement jedoch in unseren Augen ein Konzept mit Vision und Zielen.
Der Wille ist also da – aber wie können wir ihn in die Tat umsetzen?
Erste Schritte: Nachhaltigkeitsumfragen & Kick-offs
Eine subjektiv wahrgenommene Grundstimmung, dass wir doch mal was unternehmen müssten, reicht eben nicht allein. Denn Nachhaltigkeit ist eine Gemeinschaftssache, jeder muss mitwirken und seinen Teil dazu beitragen, die Agentur sozialer und ökologischer zu machen.
Daher war der erste Schritt, alle Mitarbeiter aktiv einzubeziehen: Zu den vordefinierten Dimensionen haben wir eine offene, anonyme Nachhaltigkeitsumfrage erstellt, bei der Ideen, Zustimmung, Bedenken oder Ablehnung eingebracht werden sollten. Das Ergebnis: Immerhin knapp 50% der damals 60 Mitarbeiter beteiligten sich. Und das Feedback: große Zustimmung. Natürlich füllen besonders diejenigen Umfragen aus, denen der Zweck am Herzen liegt. Aber zumindest wussten wir so, dass fast 50% des Unternehmens einer nachhaltigen Initiative sehr positiv gegenüberstehen und keiner starke Bedenken anzumelden hatte.
Nächster Schritt: Ideen clustern. In einer Agentur sitzen viele kreative Köpfe, da gab es bereits in der Umfrage reichlich Input, an welchen Stellen im Unternehmen ökologisch und sozial angesetzt werden könnte. Da der Auswertende diese thematische Clusterung noch einmal stark beeinflusst (Stichwort Subjektivität qualitativer Auswertungen), stand diese Clusterung noch einmal zum Feedback in der großen Runde. In Form mehrerer Plakate konnten sich alle im Team mit den bisherigen Ergebnissen und Ideen auseinandersetzen und kommentieren, bestärken, weiterentwickeln. Das finale Cluster ergab sich dann aus diesem Feedback.
Währenddessen fanden sich mehrere Nachhaltigkeitsbegeisterte zusammen, um als Kernteam Nachhaltigkeit gemeinsam über die Ergebnisse zu diskutieren und erste Ansätze für das weitere Vorgehen zu entwickeln. Hierbei stand es allen offen, sich zu beteiligen. Nach Aufforderung fand sich schnell ein Team aus sechs Personen mit verschiedenen Rollen im Unternehmen zusammen.
In diesem Team wurde dann der Status-quo angeschaut: An welchen Stellen ist bereits eine grüne oder soziale Linie sichtbar? An welchen Stellen stehen wir hingegen erst am Anfang? Die Clusterung der Ideen aus den Umfragen bildete hierfür eine übersichtliche Grundlage.
Aus dieser Kurz-Evaluierung erwuchs dann die Notwendigkeit, unser Kernteam um einen aktiven “längeren Arm” zu erweitern. Wir hatten schließlich verschiedene Aktionsfelder identifiziert, die auch in Aktion umgesetzt werden mussten. Unser Themencluster gab die Aktionsfelder Ökologie, internes sowie externes Soziales vor. Dementsprechend haben wir nun auch drei Teams: Team Öko, Team Social Intern und Team Social Extern. Hinzu kommt die übergreifende Aufgabe des Teams Kommunikation, das sich damit beschäftigt, wie die Projecter-Nachhaltigkeit innerhalb der Agentur, aber auch nach außen vermittelt wird. Wir als Kernteam haben alle anderen Mitarbeiter um Unterstützung gebeten. Jeder konnte die Hand heben, dem ein Thema besonders am Herzen lag und der die Zeit und Lust zur Mithilfe einbringen wollte. Team Öko hatte so schnell 15 Mitglieder, die anderen blieben etwas kleiner.
Schließlich fanden sich alle Interessierten zu einem großen Kick-off Meeting zusammen. Das Kernteam stellte die bisherige Arbeit vor – das Themencluster und den groben Status-quo. Mit diesen Infos begannen die einzelnen Teams ihre Arbeit: Jedes Team erhielt die Aufgabe, aus den Ideen konkrete Handlungspläne mit Zeithorizont und Zuständigen zu erstellen.
Gleichzeitig ergab sich aus dieser Aufgabe auch die Notwendigkeit für das Kernteam, dass wir für die Teams eine übergeordnete Vision mit langfristigen, konkreten Zielen formulieren, unser Konzept also verbal konkretisieren. Und hier endete unser Nachhaltigkeitsjahr 2019 schon. Wir sind nach einem ersten Workshop des Kernteams dabei, an unserer Vision zu feilen, während unser “verlängerter Arm” in den spezifischen Teams bereits erste einfache Maßnahmen umsetzt. Hierzu erfahrt ihr bald mehr.
Erste Hürden & Stolpersteine
Wie ihr sicher schon beim Lesen merkt, ist der Nachhaltigkeitsprozess langwierig. Insgesamt nahmen die obigen Schritte bereits mehrere Monate in Anspruch. Die Mitarbeiter brauchen genügend Zeit sich zurückzumelden, gleichzeitig sollte aber auch nicht der Eindruck entstehen, etwas bleibe liegen oder werde doch wieder vernachlässigt. Das fällt in einer Agentur schwer, da die Kundenarbeit doch immer wieder an erster Stelle stehen muss.
Wenn es keine festen Stundenkontingente für das Thema gibt, fällt eine Priorisierung der Nachhaltigkeitsaufgaben schwer. Zwar haben alle Teams die Erlaubnis, sich dem Thema während der normalen Arbeitszeit zu widmen, doch muss der Rest der Arbeit auch noch geschafft werden. Ohne motivierte Organisatoren, die die Fäden zusammenhalten und das Thema immer wieder weitertreiben, geht es also aus unserer Erfahrung erst einmal nicht – auch wenn das mal ein paar Überstunden bedeutet.
Eine weitere Hürde ist, dass Nachhaltigkeit zunächst einmal ein sehr diffuses Thema ist. Zu Beginn konnten sich nur wenige vorstellen, aktiv an einem Nachhaltigkeitskonzept zu arbeiten und waren nicht gewillt, hier ihre Zeit zu investieren. Doch bereits durch die Themenclusterung wurden Aktionsfelder deutlicher und mehr Freiwillige meldeten sich. Wichtig war, dass das Kernteam dabei nicht zu groß wurde. Je größer das Team, desto mehr Hände haben wir zwar zur Verfügung, doch werden so Zuständigkeiten immer ungenauer.
Und nicht nur Zuständigkeiten können ungenau sein. Das Projekt an sich hat für uns erst von unten nach oben Struktur erhalten. Wir haben kein Konzept von außen angewendet, sondern haben innerhalb unserer individuellen Unternehmensstruktur agiert und Handlungsfelder aufgetan. Dementsprechend sind unsere Aktionen aktuell auch noch ungeplanter, doch weben wir währenddessen unseren roten Faden, an dem wir euch teilhaben lassen. Für andere Unternehmen macht es vielleicht mehr Sinn, vorhandene Evaluationskataloge wie bspw. vom Deutschen Nachhaltigkeitskodex zu nutzen. Diese Kataloge werden wir bald eventuell auch noch heranziehen. Für uns war aber zunächst wichtig, alle bei Projecter mitzunehmen und Bottom-up zu arbeiten. Dass sich die Vision erst jetzt daraus ergibt, ist für uns daher nur sinnvoll.
In weniger flachen Hierarchien ist dieses Vorgehen wahrscheinlich nicht ohne weiteres umsetzbar. Doch ist das Einbeziehen der Mitarbeiter von Beginn an sehr wichtig, um deren Zustimmung für zukünftige Maßnahmen zu sichern.
Denn es gibt in jedem Unternehmen auch einige, die vom Thema weniger überzeugt sind. Erscheinen wie aus dem Nichts neue Vorschriften, verschreckt das nur. Hört man von der Erarbeitung solcher Vorschriften, gestaltet sie mit oder wird frühzeitig aufgefordert, Bedenken zu melden, passiert das nicht so schnell. Man muss daher zwar ambitioniert, aber behutsam vorgehen, um alle mitzunehmen. Dabei mag es einigen Nachhaltigkeitsbegeisterten vielleicht nicht schnell genug gehen. Aber besser, man macht etwas von Grund auf und langfristig richtig, als dass zu ambitionierte Maßnahmen am Ende wieder eingestampft werden müssen.
Das Wichtigste während der gesamten Arbeit: Kommunikation. Auch wenn es mal hakt, kommuniziert, warum das so ist. Oder gebt aus dem Team einfach mal wieder ein Lebenszeichen ans gesamte Unternehmen, damit alle Bescheid wissen, dass das Thema noch läuft und wer die Ansprechpartner sind. Und fordert Feedback ein. Es mag sein, dass sich hierzu nur wenige melden, doch ständige Ansprechbarkeit zu signalisieren kann ebenfalls die Ressentiments gegen Nachhaltigkeit senken.
Uns ist bereits klar geworden, dass sich das Thema Nachhaltigkeit nicht einfach irgendwann erfolgreich abschließen lässt. Man ist quasi nie am Ziel, da in unserem Fall besonders das Unternehmenswachstum ständigen Wandel hervorruft und so auch Nachhaltigkeitsmaßnahmen ständig überdacht und angepasst werden müssen. Der Weg ist also das Ziel. Das steht für uns aber auch erst mal noch am Horizont, da wir quasi gerade erst losgelegt haben.
Unsere Tipps
Dabei konnten wir aber schon folgende Tipps sammeln, die wir für unsere eigene zukünftige Arbeit und für euch empfehlen können:
- Nehmt euch Zeit und bringt Geduld für die Aufgaben mit. Geht die Nachhaltigkeit lieber ganzheitlich als halbherzig und schnell an.
- Organisiert Mitsprache-Kanäle für Interessierte. Wir nutzen dafür bspw. Slack-Kanäle.
- Kommuniziert und holt regelmäßig das gesamte Team ab. Wir machen das bei Kleinigkeiten über Slack, aber auch bei unserem wöchentlichen Meeting, bei dem alle Mitarbeiter anwesend sind.
- Bildet ein Kernteam von besonders Motivierten. Hier reichen 3-6 Personen. Sie können als Organisatoren, Motivatoren und Antreiber agieren und Zuständigkeiten werden nicht zu ungenau.
- Achtet darauf, dass sich das Kernteam aus Personen mit unterschiedlichen Rollen im Unternehmen zusammensetzt. So habt ihr von Beginn an verschiedene Blickwinkel auf das Thema, aber auch Sprachrohre, die eure Ergebnisse an unterschiedliche Stellen weitertragen können.
- Holt euch Hilfe für konkrete Maßnahmen von einem “verlängerten Arm”. Hier könnt ihr konkrete Deadlines setzen und Zuständigkeiten für Mini-Aufgaben überlasten die anderen nicht.
Ihr wollt Nachhaltigkeit auch in eurem Unternehmen vorantreiben? Oder ihr seid schon dabei, braucht aber Inspiration, Motivation oder wollt euch einfach nur austauschen? Dann trefft uns auf den Meetups der “Arbeitnehmer for Future”!