Recap zum Content-Commerce Summit
Bereits seit ein paar Jahren findet in Leipzig alljährlich das Content-Commerce Barcamp statt. Dieses Jahr wurde das Event um einen vorgelagerten Content-Commerce Summit erweitert, der sich in einen Workshop-Tag sowie einen Konferenztag unterteilte.
Die Liste der teilnehmenden Branchengrößen konnte sich sehen lassen. Karen McGrane, Mirjam Löffler oder Doris Eichmeier waren angekündigt. Leider beschränkte sich deren Anwesenheit stark auf den ersten Workshop-Tag, der für eine limitierte Teilnehmerzahl reserviert war. Ein Austausch am zweiten Konferenz-Tag mit seinen vielen Möglichkeiten zur Vernetzung wäre wünschenswert gewesen. Da die Content Marketing Masters in Berlin leider auf den gleichen Zeitraum gelegt wurde, blieben Interessenkonflikte der Teilnehmer natürlich nicht aus. Möglicherweise war auch das der Grund, weshalb sich die Reihen gegen Ende zunehmend leerten.
Die Qualität der Vorträge war sehr unterschiedlich und hatte teils doch recht stark den Charakter von Werbung für das eigene Produkt. Insgesamt blieb jedoch der Eindruck, dass jeder Teilnehmer auf seine Kosten kommen konnte. Selbstverständlich kann auch im Content Commerce und Content Marketing das Rad nicht immer neu erfunden werden, weshalb inhaltliche Dopplungen nicht ausblieben. Dennoch gab es interessante neue Perspektiven. Gerade für uns als Agentur mit besonderem Fokus auf Content Marketing war es erfrischend in die Welt des Content Commerce einzutauchen. Während sich ersteres darauf konzentriert nicht-werbliche Inhalte zu produzieren, die zur Erzeugung größtmöglicher Reichweite dienen, sorgt der Content Commerce Ansatz dafür, dass Shops nach dem Content first Prinzip den Nutzer mit feinstem Story Telling und ausführlichen Informationen rund um die Produkte abholen.
Unser Favorit war der Vortrag von Saim Alkan, GF der aexea GmbH. Die einstige Kommunikations- und Texteragentur entwickelte einen Ansatz zur Automatisierung von Texten. Durch eine Mischung von programmiertem Text-Template und einem intelligenten Algorithmus lässt sich die Erstellung tausender Produkttexte automatisieren, sofern eine gut gepflegte Datenbank mit Produktdaten vorliegt. Die Varianz, die sich damit über viele Texte und Sprachen hinweg erzeugen lässt ohne auf Textqualität verzichten zu müssen, war beeindruckend.
Das Barcamp am Folgetag ist seinem Namen auch gerecht geworden und ermöglichte intensiven fachlichen Austausch. Die Sessionplanung resultierte in zwei Tracks mit jeweils 5 Sessions. Im Folgenden geben wir Einblicke in ausgewählte Sessions und meine jeweilige Take-Home-Message vor.
„Wo ist das Content-Marketing?“
Die Sessionleiterin von Testo Messinstrumente hatte folgendes Problem: Wir haben sehr viel an Content, doch wird dieser nicht oder kaum von der anvisierten Zielgruppe angenommen.
Interessant dabei war das Aufeinandertreffen von Vertriebsstrategie und Content Marketing. Die Produkte werden primär an Großhändler verkauft, die diese dann an Endkunden verkaufen. Content Marketing der Vergangenheit richtete sich ausschließlich an Großhändler und an Verkäufer in Elektromärkten. Diese hatten aber gar kein Interesse am bereitgestellten Content.
Die Sessiongruppe schlug vor, den Content direkt für den Endkunden zu erstellen. Ein Content Marketing, dass sich an Fragen und Bedürfnisse dieser Zielgruppe orientiert, sollte in Zukunft erfolgreicher sein als weitere Bemühungen, Content für das Verkaufspersonal zu erstellen.
Take-Home-Message: Auch mehr B2B-orientierte Unternehmen können erfolgreiches Content-Marketing betreiben, wenn es auf den eigentlichen Endnutzer des Produkts ausgerichtet ist.
„Wie kann ich mit Snapchat Content Marketing für Unternehmen betreiben?“
Das Thema Snapchat ist seit einigen Monaten von keiner Konferenz wegzudenken – zu hoch ist der Mindshare des immer beliebter werdenden Messengers. In der Session wurden das Interface und die dahinterliegenden Bedienprinzipien kurz dargestellt. Verschiedene Teilnehmer berichteten kurz, wie sie privat Snapchat nutzen oder wie bereits ihr Unternehmen es im Alltag einsetzt.
Insgesamt war die Session ein gut moderierter Austausch über die immer noch neue Plattform. Am meisten bemängelt wurden die Probleme mit der Messbarkeit der eigenen Aktivität. Eingefleischte Online Marketer brauchen am Ende des Tages halt Kennzahlen ;-).
Take-Home-Message: Nach 5 Minuten ist das Interface von Snapchat gut zu bedienen.
Zwar kann man mit Snapchat keinen vorgefertigen Content veröffentlichen, aber es kann dennoch ein Redaktionsplan erstellt werden, der daran erinnert, wann welche Inhalte erstellt werden.
Nach der Mittagssession standen dann meine eigenen Sessions auf dem Programm.
„Projektmanagement im Content Marketing – Agil oder klassisch?
In dieser Session bin ich zusammen mit dem Content Marketing Verantwortlichen eines Schrauben-Shops der Frage nachgegangen, ob es immer agiles Projektmanagement sein muss. Sehr dankbar waren wir über das gemischte Publikum aus Online Marketern und Programmierern – dadurch gab es sehr viel Expertise in der Session. Ansätze wie Scrum oder Kanban und Werkzeuge wie Jira oder Trello wurden kurz besprochen.
Take-Home-Message: Egal ob agil oder klassisch, man sollte immer darauf gefasst sein, dass man am Anfang nicht alles vorplanen kann.
Agile Methoden wie Sprints können auch im klassischen Projektmanagement eingesetzt werden.
„Wie sag ich’s meinem Programmierer?“
Auch in dieser Session war es von Vorteil, dass Programmierer unter den Teilnehmer waren. Thema waren Kommunikationsprobleme zwischen Programmierern und Nicht-Programmierern. Dazu stellte ich meine „schwierigen“ Gespräche und Korrespondenzen mit Programmierern und mein Mitgestalter seine problematischen Gespräche mit Marketern dar. Die schwierigen Gespräche wurden dann zusammen mit den anderen Teilnehmern analysiert und von Missverständnissen befreit.
Dies war besonders für mich eine sehr erkenntnisreiche Session.
Take-Home-Message: Teams mit sehr verschiedenen Wissenshorizonten sollten zu Beginn der Zusammenarbeit ein kleines Wörterbuch für eine gemeinsame Sprache erstellen.
Am besten funktioniert Zusammenarbeit immer noch, wenn man sich wenigstens einmal persönlich getroffen hat. Mit einem Gesicht vom Gegenüber arbeitet es sich immer besonnener.
In der letzten Session ging es um die gewünschten Kompetenzen und Fähigkeiten eines Content Marketers. Eine schnelle und einfache Backmischung wurde gesucht.
In der von mir moderierten Session wurden zuerst alle möglichen Kompetenzen gesammelt und dann priorisiert. Viel wichtiger als das Endergebnis waren die Gespräche und Argumente pro und contra zu bestimmten Fähigkeiten. Die eine sah den Fokus mehr auf Fähigkeiten zur Content-Erstellung, der andere sah das strategische Handeln mehr im Vordergrund. Die einfachste Backmischung bestand nur aus der Fähigkeit „Kann Projekte managen“.
Es zeigt sich, wie viele verschiedene Köche in der Content Marketing Küche arbeiten (können).
Als Take-Home-Message dient das Session-Ergebnis unseren Überlegungen zum idealen Content Marketer.
Fazit:
Das Content-Commerce Barcamp war eine sehr gute Ergänzung zur Konferenz. Fragen aus den Vortagen konnten mit anderen Teilnehmern in Workshopatmosphäre konzentriert bearbeitet werden. Durch die bunte Teilnehmerliste rückten auch die technischen Aspekte des Content Marketings in den Vordergrund. Mit dem Wunsch, dass Moderationsmaterialien wie Karteikarten und Klebezettel beim nächsten Mal gestellt werden, freuen wir uns auf die Ausgabe im Jahr 2017. Dann lässt sich hoffentlich auch die Überschneidung mit weiteren Content-Konferenzen vermeiden. Die Besucherdichte am Konferenztag ließ jedenfalls noch Luft nach oben.
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