Rückblick auf das Idealab 2009
Wie schon im letzten Jahr hat Projecter (in diesem Fall Katja und Steffi) am Wochenende dem Idealab an der WHU in Vallendar einen Besuch abgestattet.
Nachdem wir auf einer denkbar stockdusteren und abzweiglosen „Abkürzung“ unser Hotel mit dem klangvollen Namen „Alexander von Humboldt“ gefunden hatten, starteten wir am Freitag halbwegs ausgeruht und noch mit dem Klang der im Viertelstundentakt durch Vallendar ratternden Güterzüge im Ohr (direkt vor dem Hotelfenster) in den ersten Tag Idealab.
Der begann wie üblich mit der Eröffnungsrede von Oliver Samwer, die er fest abonniert zu haben scheint 😉 Die Rede fiel dieses Jahr etwas gemäßigter und weniger alarmierend aus als letztes Jahr (Es kommen keine harten Zeiten auf uns zu, sondern verdammt harte!), enthielt aber ansonsten die üblichen Kernaussagen: Man kann als Gründer im Internetbereich jung und unerfahren sein und trotzdem schnell Erfolg haben bzw. ein „Star werden“. Wenn man dann noch an der WHU studiert hat, männlich, zwischen 20 und 25 Jahren alt und ohne familiären Anhang ist, dürfte man voll ins Casting-Raster des EFF passen 😉 Aber eines muss man Oliver Samwer wirklich lassen: Er versteht es, junge Leute zum Gründen zu motivieren – wie auch immer das dann am Ende konkret aussieht.
Danach ging es weiter mit dem Panel „Business Angel vs. VC“, welches das „vs.“ erfreulich wörtlich nahm. Stefan Glänzer und Prof. Dr. Malte Brettel bildeten ein schlagkräftiges Argumentationsteam gegen David Kuczek von Holtzbrinck Ventures, der die VC-Seite vertrat. Die Argumente kamen pointiert und quasi in Zitatform, so dass unser Tweet-Aufkommen stark anstieg. Wann bekommt man schon so viele 140-Zeichen-Vorlagen am Fließband geliefert? Primär ging es um die übliche Praxis von VCs, Gründerteams auf eine bestehende Idee zu casten, wobei diese dann weit weniger als 50% der Anteile halten. Stefan Glänzer meinte dazu, dass man sich nicht mehr Gründer nennen kann, wenn man keine Mehrheit am eigenen Unternehmen hat und dass die Gründer die Ideen haben müssen und nicht die VCs: „Es ist Risikokapital, kein Sparkassenschweinchen-Kapital!“
Auch Malte Brettel empfahl ehemalige Gründer als Frühphasen-Investoren, da diese nicht nur Kapital, sondern auch wertvollen Input liefern könnten, während es von VCs in der Regel einfach „nur“ Geld gäbe. Beide vertraten den Standpunkt, dass das Gründen von Copycats in Deutschland aufgrund der ausreichende Marktgröße leider recht erfolgreich ist, aber sicherlich nicht förderlich für die Entwicklung von echten Innovationen. Weitere Details aus dem Live-Ticker gibt es in unserer Twitter-Timeline nachzulesen 😉
Sehr unterhaltsam verlief auch die Paneldiskussion „Gaming im Internet“, was vor allem auch der launigen Moderation durch Christian Weiß von gimigames zu verdanken war. Florian Heinemann von Rocket Internet war leider im Stau steckengeblieben und kam pünktlich zum Schluss der Diskussion, konnte aber noch für ein paar Lacher am Ende sorgen. Alle Teilnehmer des Panels waren sich einig, dass die Viralität von Online-Spielen eine Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Investment ist und nicht erkauft werden kann. Meistzitiertes Beispiel war hier das Pennergame, dessen rasanter Erfolg alle völlig überrascht hatte („das am lausigsten umgesetzte Online-Spiel, das ich kenne“).
Fazit: Die Idee und das Spielkonzept zählen, nicht tolle Grafiken oder glattpolierte Programmierung. Einig war man sich auch, dass Social Games z.B. auf Facebook nach wie vor der vorherrschende Trend sind, dass man aber gegen Branchengrößen wie Zynga (FarmVille, Mafia Wars) nur mit wirklich guten und frischen Ideen ankommen könne.
Bei den Elevator Pitches am Nachmittag sind uns besonders ZweiDabei (Online Speed-Dating mit Video) und Conangel positiv aufgefallen, deren iPhone-App zur mobilen Konferenzplanung wir bereits mit den Daten des Idealab live testen konnten. Clevere Idee, die mehrere Probleme löst, gut umgesetzt. Wir hoffen, mehr davon zu hören!
Die abschließende Panel-Diskussion zum Thema „Lifestyle im Internet“ blieb trotz interessanter Teilnehmer wie Damian Doberstein von kupiVIP (dem russischen Brands4Friends) sehr farblos, so dass alle Teilnehmer ihre Redezeit primär zur Selbstdarstellung nutzen.
Höhepunkt des ersten Tages war nach dem sehr gelungenen Galadinner die Lounge in beeindruckenden Lokalitäten der WHU. Die Party wurde zu intensivem Netzwerken genutzt, wobei allerdings zunehmender Genuss der knallroten „Idealab“-Cocktails mit abnehmender Ernsthaftigkeit korrellierte. Leider waren gegen 1 Uhr alle Getränke alle (sogar das Wasser!!), so dass das Licht an- und die Musik ausging.
War vielleicht auch besser so, denn am Samstag ging es um 9:30 Uhr mit den Workshops weiter, wobei wir uns für die Generation 50+ mit dem Gründer der Sammel-Community Tamundo entschieden. Der Workshop förderte Interessantes zu Tage, wie zum Beispiel einfache Methoden der Conversion-Steigerung im Anmeldeprozess: Ein Siegel mit der Aufschrift „Offiziell in Deutschland angemeldetes Unternehmen“ plus Bundesadler und deutscher Flagge wirkt in der Generation der Silver Surfer offenbar Wunder in Sachen Glaubwürdigkeit.
Bei der letzten Paneldiskussion, die wir uns anhören konnten, sollte es um das Internet als Kommunikationsplattform gehen. Allerdings hob die Diskussion hier nie so richtig vom Boden ab, weil sich alle Teilnehmer irgendwie dann doch immer recht einig waren (Kevin Eyres/Linkedin, Michael Brehm/ Ex-Studivz, Christian Vollmann/ MyVideo, edarling, Christian Gaiser/ KaufDA). Immerhin machte Christian Vollmann klar, dass er es keineswegs als Nachteil betrachten würde, wenn er Partybilder eines Bewerbers im Internent finden würde, sondern eher als Pluspunkt, so nach dem Motto: Wer nicht feiert, ist suspekt 😉
An dieser Stelle war das IdeaLab für uns auch schon beendet, da wir noch eine längere Heimreise vor uns hatten. Beeindruckend war die sehr gute und professionelle Organisation der gesamten Veranstaltung inklusive eines luxuriösen Fahrservice, der uns bis nach Frankfurt kutschierte. Good work!
Was uns noch auffiel? Web 2.0 war weder praktisch noch theoretisch ein Thema, so dass wir bei Twitter mit dem Hashtag #idealab ziemlich alleine dastanden und nach einigen Stunden fast alle Mit-Twitterer persönlich kannten. Auch nach der Veranstaltung wimmelt es im Netz nicht gerade von langen Berichten oder Blogbeiträgen: Auf der Seite des Idealab selbst gibt es eine sehr detaillierte Zusammenfassung der Veranstaltung und aller Vorträge, bei Gründerszene einen kurzen Rückblick mit zahlreichen Fotos. Für sachdienliche Hinweise auf weitere Berichterstattung sind wir dankbar 😉
Wir werden nächstes Jahr sicherlich wieder mit dabei sein, das Twitter-Fähnchen hochhalten und fleißig netzwerken. Und wenn sonst nichts hilft, um die auch in diesem Jahr magere Frauenquote anzuheben, bringen wir eben noch ein paar Projecter-Mitarbeiterinnen mit 😉
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Unser Rückblick aufs Idealab jetzt exklusiv im Projecter-Blog 😉 http://redir.ec/Fhrh #idealab