SEA Auslese April 2021
Die SEA-Neuigkeiten im April waren ähnlich wie das Wetter eher wechselhaft: Über Google hing eine große, dunkle Wolke, die einen erneuten Rückschlag gegen die Tracking-Alternative FLoC mit sich brachte. Währenddessen sonnte sich Microsoft Advertising unter dem blauen Himmel diverser Produktankündigungen. Mehr dazu erfahrt ihr in dieser aktuellen SEA Auslese.
Top News
WordPress sperrt FLoC
In der Diskussion um Googles Tracking-Alternative FLoC (Federated Learning of Cohorts) gibt es einen neuen Gegner – WordPress. Das Content-Management-System verkündete auf seinem Blog, FLoC mit dem nächsten WordPress-Update standardmäßig zu sperren. Grund dafür seien Bedenken bezüglich der Datensicherheit sowie die Befürchtung, FLoC könne Diskriminierung im Netz weiter befeuern. Die Gefahr stellt laut WordPress die Zuordnung der NutzerInnen in sogenannte Kohorten, also Interessengruppen, dar. Die starre Einteilung der NutzerInnen wird automatisch umgesetzt und bildet so kein realistisches Bild ab. Die Zweifel sind aus unserer Sicht durchaus begründet, da NutzerInnen die Zuordnung in die Kohorten nicht aktiv gestalten können, sondern ungefragt eingeteilt werden. Zudem trägt WordPress mit 41% Marktanteil große Verantwortung in der Online-Welt. Aus NutzerInnen-Sicht können wir dieser Entscheidung nur lobend zustimmen.
Googles Tracking-Alternative machte bereits im März dieses Jahres Schlagzeilen, nachdem die EU die Methode als nicht DSGVO-konform einstufte. Die zu Beginn des Jahres noch mutmachende Neuigkeit einer Google-eigenen Tracking-Methode verliert zunehmend an Aufwind. Damit bleibt es vor allem für Werbetreibende weiter spannend, ob und wie das Third-Party-Tracking in diesem Jahr abgelöst werden soll. Aus Marketing-Sicht bleibt zu hoffen, dass Google sich durch die Rückschläge nicht vom großen Ziel einer eigenen Tracking-Alternative abbringen lässt und personalisierte wie auch relevante Werbung im Netz eine Zukunft haben, denn dafür sind NutzerInnendaten unerlässlich.
Google Ads
Eine weitere Neuerung bezüglich NutzerInnendatenerfassung kommt im Mai für das allgemeine Website-Tag (gtag.js) und den Google Tag Manager (gtm.js). Sogenannte “SameSite-Cookies” ermöglichen eine genauere Zuordnung von Conversions zu NutzerInnen. Das Cookie ist eindeutig und nur auf NutzerInnen der eigenen Website beschränkt. Die Funktion kann bei Bedarf deaktiviert werden.
Braucht es noch Keyword-Optionen?
Nachdem bereits im Februar bekannt wurde, dass die Keyword-Option +modified +broad eingestellt wird und die Suchbegriffe zukünftig von Keywords des Typs “phrase” abgedeckt werden (siehe Screenshot), wurden weitere Entwicklungen der Keyword-Optionen beobachtet. Im Zuge der Aktualisierung wurde die Keyword-Option [exact] weiter aufgeweicht. Neben dem exakten Keyword können Anzeigen nun auch für ähnliche Varianten des Begriffs ausgeliefert werden. Diese umfassen neben Falschschreibweisen u.a. auch Synonyme und Suchanfragen mit derselben Absicht. Bereits in den vergangenen Jahren wurde die ehemals strenge und eng gefasste Keyword-Option exakt mehrfach aktualisiert. Es steht fest, dass die Bedeutung einzelner Keyword-Optionen stetig abnimmt, da die Unterschiede in der Auslieferung für Suchanfragen nicht mehr klar trennbar sind. Die Entwicklung stellt in der Konto-Optimierung eine Herausforderung dar, da durch das Update des Suchanfragen-Berichts im vergangenen Jahr Suchanfragen nicht mehr vollständig einsehbar sind. Googles Begründung hierfür war die Datensicherheit der NutzerInnen, jedoch ergänzt die Entwicklung auch das Bild der zunehmenden Automatisierung Googles in der Kampagnen-Ausspielung.
Split-Test für weitgehend passende Keywords
Neben der Umstellung einiger Keyword-Optionen pusht Google vor allem die Keyword-Option broad match. Vermutlich sind die meisten Werbetreibenden noch vorsichtig, wenn es um diese Keyword-Option geht, da sie die am wenigsten kontrollierbare Variante ist. Um die erste Hürde zu nehmen, können broad match Keywords in den Kontoempfehlungen aktuell als Test übernommen werden. Die Testbedingungen lassen sich frei wählen, standardmäßig ist eine 50/50-Aufteilung zwischen alter und neuer Keyword-Option eingestellt. Aus Googles Perspektive ein weiterer Schritt in Richtung Fullistic Approach. Für uns jedoch ein weiteres Argument dafür, dass Keyword-Optionen zunehmend an Bedeutung verlieren und wir zukünftig nur mit einer Option arbeiten werden, nämlich broad / weitgehend passend.
Aktualisierung der Merchant-Center-Produktspezifikationen
Zur Verbesserung der Customer Experience wurden einige Updates zu den Merchant-Center-Produktspezifikationen bekannt gegeben. Diese betreffen sowohl die kostenlosen Listings als auch die Google Shopping Ads. Die wichtigste sofortige Änderung (Stichtag 06. April 2021) ist aus unserer Sicht der Preisabgleich an der Kasse. In der Vergangenheit erfolgte der Preisabgleich zwischen den Merchant-Center-Produktdaten und der Landingpage. Zukünftig soll dieser Abgleich auch im Checkout durchgeführt werden. Darüber hinaus gibt es neue Möglichkeiten für die Angaben zur Versandgeschwindigkeit, der Produktverfügbarkeit und Größentypen. Im Verlauf des Jahres sollen weitere Updates folgen, u.a. zur eindeutigen Zuweisung von Marke und MPN sowie Versandinformationen zum Zielland (Unterattribut country [Land] für shipping [Versand]).
Merchant Center zeigt Top-Empfehlungen im Interface an
Im Übersichts-Tab des Merchant Centers ist eine neue Rubrik zu finden – die “Top-Empfehlungen”. Der Bereich erinnert an die Konto-Empfehlungen, die wir bereits aus Google Ads kennen, und umfasst ebenfalls Tipps zur Optimierung des Kontos. Es bleibt abzuwarten, ob demnächst auch ein Opti-Score für das Merchant Center folgt.
Google Shopping zeigt Streichpreise an
In der Google Suche sind wir auf eine Neuerung gestoßen. In Shopping-Anzeigen werden vereinzelt sogenannte Streichpreise ausgegeben. Diese zeigen neben dem Angebotspreis auch den vorherigen Preis des Produkts. Angebote werden optisch zusätzlich durch Labels wie “Sale” oder “Preisnachlass” hervorgehoben (siehe Screenshot). Ein weiterer Grund dafür, Produktdaten-Feeds sauber zu pflegen, um sich so vom Wettbewerb abzuheben.
Aktualisierung Merchant Promotions
Merchant Promotions, die über ein Merchant Center MCC Konto erstellt werden, können ab jetzt direkt im Konto auf bestimmte Produkte angewendet werden. Rabatte können auf bestimmte, gefilterte Produkte ausgespielt werden, ohne dass eine Promotion-ID im Produktdatenfeed hinterlegt werden muss. Gefiltert werden können die Produkte nach Item-ID, Product-Type, Brand oder Item_Group_ID.
Google Ads Videoexperimente
YouTube Ads stellen ein großes Potenzial für Werbetreibende dar. Egal ob Awareness oder Performance, es lassen sich für verschiedenste Ziele eigene Kampagnen aufsetzen. Zu ideal aufgesetzten Werbevideos gibt es zahlreiche Tipps und Best Practices. Häufig entscheiden Werbetreibende am Ende jedoch nach Bauchgefühl, welches Video ins Rennen gehen soll. Damit ist jetzt Schluss! Videoexperimente sollen es künftig ermöglichen, bildsprachliche Elemente wie Helligkeit, Text oder Tempo zu testen. Die Experimente können ähnlich der bekannten Anzeigenvariation für Textanzeigen direkt im Konto aufgesetzt werden. Eine aus unserer Sicht sinnvolle Neuerung, um nicht mehr nach Gefühl, sondern anhand einer Datengrundlage die besten Videos für YouTube-Kampagnen auszuwählen.
AAR im Google Ads Interface
Über einen kleinen Umweg lassen sich die über Auto Applied Recommendations angewendeten Änderungen nun auch im Google-Ads-Konto überblicken. Bisher war dies nur über das zugehörige Control Center möglich. Die Übersicht lässt sich über die Navigation zur Rubrik “Empfehlungen” und Klick auf das Symbol “Automatisch anwenden” am oberen rechten Bildrand finden. Hier können sowohl die für die AAR aktivierten Bereiche verwaltet, als auch der Verlauf der angewendeten Empfehlungen verfolgt werden. Leider besteht die Übersicht nur aus einer Auflistung der Empfehlungstypen, der Anzahl an Anwendungen sowie dem Datum der letzten Anwendung. Die Details dazu, für welche Kampagnen oder Keywords Änderungen vorgenommen wurden, lassen sich weiterhin nur über das AAR Control Center verfolgen.
Brand Safety durch dynamische Placement-Listen
Sie sind gefürchtet im Bereich der Display- oder YouTube-Kampagnen – image-feindliche Placements. Bisher konnten über Placement-Ausschlusslisten Websites ausgeschlossen werden, die als unpassendes Umfeld für die eigenen Werbeanzeigen empfunden wurden. Doch der manuelle Aufwand ist immens, denn täglich können neue Websites in den ausgespielten Placements auftauchen. Eine vollständige Liste, die die Markensicherheit bewahrt, erscheint unmöglich. Googles neues Feature, dynamische Placement-Listen, verspricht den Verwaltungsaufwand zu minimieren. Durch Drittanbieter-Tools von Interessenverbänden oder Branchengruppen soll die eigene Markensicherheit kontinuierlich geschützt werden. Es empfiehlt sich, neben den dynamischen Brand-Safety-Ausschlüssen weiterhin manuell geführte Listen für Placements anzulegen, die aufgrund ihrer schlechten Performance ausgeschlossen werden.
Microsoft Advertising
Microsoft Partner Summit
Microsoft verkündete auf dem diesjährigen Partner Summit einige Produktneuerungen. Die aus unserer Sicht spannendsten Punkte haben wir für euch zusammengefasst:
- Mit Multimedia Ads dringt Microsoft ein Stück weiter vor im Bereich der Display-Anzeigen. Bisher wird das Feature nur in den USA getestet.
- Auch Video Extensions bieten Werbetreibenden eine neue Möglichkeit, ihre Marke und ihre Produkte darzustellen. Zusätzlich zu Textanzeigen können Video Thumbnails als Anzeigenerweiterung ausgespielt werden. Bei einem Klick auf den Thumbnail öffnet sich das Video und wird automatisch abgespielt. Die Beta ist aktuell in folgenden Märkten verfügbar: USA, Kanada, UK, Deutschland, Australien und Indien.
- Mittels Automotive Ads können Anzeigen zu den aktuellen Bestände an Neu- und Gebrauchtwagen ausgespielt werden. Die Anzeigen werden dynamisch erstellt und enthalten u.a. Bildmaterial und Preisinformationen. Die Beta ist momentan in US und UK verfügbar.
- Ähnlich wie in Google Ads können nun Stockfotos des Anbieters Shutterstock für Anzeigen und Erweiterungen genutzt werden.
- Facebook-Kampagnen können zu Microsoft Advertising importiert werden. Der Import betrifft Facebooks single image ads. Diese Anzeigen werden in Microsoft Audience Ads umgewandelt. Einstellungen aus Facebook-Kampagnen können teilweise mit übernommen werden. Das Feature wird aktuell in den USA und Kanada getestet.
- Dynamische Suchanzeigen können mit statischen Anzeigentiteln aufgesetzt werden. Die Neuerung dürfte für alle hilfreich sein, die Markensicherheit an oberster Stelle sehen.
- Die ebenfalls bereits aus Google Ads bekannten Portfoliostrategien sollen auch für Microsoft Advertising folgen und künftig zur besseren Performance-Optimierung beitragen.
Countdown-Funktion auch für RSAs
Die dynamische Countdown-Funktion kann ab jetzt auch in responsiven Suchanzeigen
verwendet werden.
Flyer Extensions
Mit Flyer Extensions plant Microsoft eine neue, einzigartige (nicht in Google Ads verfügbare) Anzeigenerweiterung. Sie soll mehr Informationen zu Produkten bereitstellen und zur Interaktion anregen.
Kurz-News & Leseempfehlungen
Full-Funnel-Strategie in Microsoft Advertising
Wie ihr mit Microsoft Advertising den gesamten Conversion-Funnel abbildet, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.
Checkliste für Account-Übernahme
Ob NeukundIn oder die Übernahme des Accounts einer/s KollegIn, mit dieser Checkliste seid ihr gewappnet.
SEA Audit + Checkliste
Tipps und Informationen rund um einen SEA Audit findet ihr hier (inkl. Checkliste zum Download). Reinlesen lohnt sich auch, wenn ihr bereits Audits durchführt. Man lernt schließlich nie aus 😉
Google Custom Audiences
Einen Überblick über Googles Custom Audiences gibt’s im aktuellen Blogbeitrag von Wordstream.
How to: YouTube Audio Ads
Ihr interessiert euch für YouTubes Audio Ads? Dann können wir euch diesen Beitrag ans Herz legen.
Auswertung Zielgruppen-Anzeigen Microsoft Advertising
Bloofusion zieht Bilanz nach einem halben Jahr Microsoft Audience Ads. Welche Vorteile bringt das Anzeigenformat und lohnt sich ein Test?
tROAS für App-Kampagnen verfügbar
Die automatische Gebotsstrategie Ziel-ROAS ist ab jetzt auch für App-Kampagnen verfügbar. Voraussetzung: Ihr erfasst Umsatzwerte über eure App.
Anzeigen mit Hoteleigenschaften
Dieses Anzeigenformat wird in den Suchergebnissen für geografische Standorte präsentiert und zielt darauf ab, Leads für Hotels zu generieren.
KundInnenabgleichsliste
Beim Upload von KundInnendaten wird künftig der geschätzte Anteil an verwendbaren Daten für das Customer Match Targeting angezeigt.