Das Ende von „Friseur-SEO“ und Co? Google stellt eigenen Homepage-Baukasten vor
Fast schon beiläufig stellte Google gestern die neue Funktion seines Branchenbuchs „MyBusiness“ vor. Ab sofort besteht für alle Unternehmen mit dortigem Eintrag die Möglichkeit, sich mithilfe eines Baukastens eine kleine Unternehmenspräsenz aufzubauen. Während das für viele sicher erstmal eine gute Neuigkeit ist, fragen wir uns auch, welche Implikationen dies für die Branche und natürlich die digitale Welt im Allgemeinen haben wird.
Der Homepage-Baukasten für kleine Unternehmen
Das kostenlose Tool ermöglicht das Erstellen einer eigenen Online-Präsenz innerhalb weniger Minuten. Bisher beschränkt sich der Umfang auf einen kleinen Onepager. Ob Google den Umfang hier noch nach oben schraubt ist nicht bestätigt aber durchaus denkbar.
Laut Google verfügen fast 60% aller kleinen Unternehmen weltweit über keine eigene Website. Mit dem ausrollen dieses Werkzeugs dürfte sich diese Zahl bald ändern.
Basierend auf dem bereits bekannten Google „My Business“ Branchenbuch, ist die Voraussetzung zur Nutzung des Tools ein dortiger Eintrag. Google nutzt dann alle dort hinterlegten Informationen zur Erstellung der Website. Diese kann mit Themes, Fotos und eigenen Texten noch angereichert und individualisiert werden.
Wer bereits einen GMB Account besitzt kann sich hier für das Tool anmelden und seine Website erstellen. Bei neuen Anmeldungen in GMB wird die Nutzung direkt zu Beginn vorgeschlagen.
Ein simpler Leitfaden führt durch den Erstellprozess und mit wenigen Klicks ist der eigene Auftritt bereit, das Licht der Welt zu erblicken. Standardmäßig landet die Seite auf einer Domain mit der folgenden Struktur: „ihrfirmenname.business.site“. Google bietet aber ebenfalls die Option, eine eigene Domain zu erwerben und mit dem Web-Auftritt zu verknüpfen.
Nachdem die Seite online ist, können Anpassungen ebenso simpel vorgenommen werden, wie im My Business Account – der auch mit der Website verknüpft bleibt, sodass alle dortigen Änderungen auch auf der Website stattfinden.
Noch sind die Funktionen der Seiten relativ limitiert und ein Vergleich mit herkömmlichen Content Management Systemen lässt sich nicht ziehen. Doch für jedes kleine Unternehmen, welches bisher keine eigene Website besitzt, ist dieses Tool unschlagbar. Die Bäckerei von nebenan wird es freuen und womöglich befreit dieser Dienst das Web auch von der ein oder anderen verstaubten Firmenseite aus den frühen 2000ern.
Für Detailinformationen zur Nutzung bietet Google im Helpdesk tiefere Einblicke.
Das Ende von „Friseur-SEO“ und Co?
Zugegeben, unsere Überschrift ist vermutlich etwas reißerisch. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass Google vom „Informationssucher“ zum „Informationsbereitsteller“ wird. Die Vergangenheit lehrt uns, dass jederzeit neue Produkte auftauchen können, die eine große Veränderung für die Branche bedeuten. Folgen wir diesem Weg einmal gedanklich.
Ein ganzer Wirtschaftszweig fokussiert sich auf Dienstleistungen für lokale Kleinunternehmen wie Zahnärzte, Friseure oder Bäckereien. Von Homepage-Baukästen über SEO Agenturen bis zu Feelancern – der Markt ist groß und der Bedarf ungebrochen, wie nun ja auch Google zeigt. Natürlich können diese Spezialisten nach wie vor eine deutlich individuellere Arbeit leisten, als solch ein simpler Baukasten. Aber Google züchtet hier in Form dieses Werkzeugs ganz klar Konkurrenz heran, die im nächsten Schritt dann auch mehr Konkurrenz in den Suchergebnissen bedeutet.
Für (große) Unternehmen und etablierte Marken, werden diese Entwicklungen keine bzw. sehr geringe Auswirkungen haben. Doch im lokalen Bereich sieht es hier anders aus. Müssen Agenturen nun um ihre Aufträge bangen? Entstehen neue Leistungen, die sich rund um dieses Werkzeug drehen? Wird Google immer mehr nachlegen und somit eine reale Gefahr für Homepage-Baukästen wie zum Bsp. Jimdo? All dies ist möglich aber ein abschließendes Urteil noch zu verfrüht.
Baukasten für Nr.1 Rankings?
Im vorherigen Punkt wurde es bereits kurz angesprochen, was bedeutet das alles für die Suchergebnisse?
Die Features des Tools lesen sich wie ein Traum für jeden Webmaster, sind Pagespeed und die mobile Nutzung doch für viele eine häufige Hürde im Kampf um gute Rankings. Und auch die präsente Einbindung von „Adwords Express“ gibt es sicher nicht nur aus Nächstenliebe.
Kostenloses Hosting auf Googles eigenen Servern und ein optimales responsives Webdesign. Man kann ahnen, wohin die Reise geht, bei der Bewertung der Rankingfaktoren dieser Seiten.
Welche und ob Rankingvorteile durch den Baukasten entstehen lässt sich schwer sagen. Auf der einen Seite stecken die Seiten im Umfang hinter einer gut durchdachten Homepage zurück. Doch die enge Verzahnung mit dem Google-Kosmos wird definitiv kein Nachteil sein.
Sind bei diesen Seiten noch Backlinks im herkömmlichen Umfang von Relevanz? Das vorherige Anlegen eines „My Business“-Profils liefert einen großen Vertrauensvorschuss und eine gewisse Autorität. Wie wird Google ähnliche Geschäfte, die ihre Seiten mit dem Tool erstellt haben, gegenüber einander gewichten? Spielen dann eher Nutzerinformationen, wie die Nähe zum Geschäft eine Rolle, statt die passenden Keywords? Und vor allem, wie sieht die Gewichtung zwischen regulären Websites und Seiten aus dem Google-Baukasten aus? Wird Google bei der Ausgabe von Rich Snippets diese Webseiten bevorzugen? Werden diese Seiten insgesamt bevorzugt? Bisher besteht wohl keine Gefahr für eine gut optimierte „normale“ Seite. Interessant wird es, wenn mehr darüber bekannt ist, in welchen Fällen und in welcher Form vorrangig diese „Google-Websites“ ausgespielt werden.
Dabei ergeben sich auch langfristige Fragen, die andere Bereiche des SEO betreffen. Eine Gewissheit, dass sich nicht auch irgendwann Auswirkungen für größere Webseitenbetreiber ergeben gibt es nicht. Diese müssen dabei nicht zwingend in direkter Verbindung mit dem Homepage-Baukasten stehen. Der Baukasten ist viel eher ein deutliches Zeichen dafür, welche Schritte Google bereit ist zu gehen.
Ausblick
Trotz aller kritischen Fragen, die der neue Baukasten von Google aufwirft, sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass hiermit für viele Kleinunternehmen weitere Einstiegshürden in die digitale Welt genommen werden, was wir grundsätzlich begrüßen. Der logische Schritt vom Branchenbucheintrag zur eigenen Website, für Unternehmer ohne das nötige technische Know-How, ist schlicht genial.
Und auch aus Marketingsicht ist dies ein großer Schachzug. Ein „Ads Ready“-Design, welches im Einklang mit den Anzeigenrichtlinen steht, die Chrome bald im eigenen Adblocker durchlässt – auf so etwas kommt nur Google.
Es lässt aber auch die Dimensionen erahnen, in denen Google nichts dem Zufall überlässt. In jüngster Zeit häuften sich diese Entwicklungen. AMP oder „Purchase on Google“ zeigen Beispielhaft, dass Google immer mehr darauf abzielt das Web auch selbst mitzugestalten, statt es nur zu durchsuchen.
Abschließende Antworten können wir an dieser Stelle nicht geben, doch die aktuellen Entwicklungen sollten zum Nachdenken anregen. Was auf den ersten Blick wie ein simples neues Feature aussieht, ist vermutlich ein kalkulierter Schritt in einer großen Strategie.
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