SEO Auslese Mai 2021
Ein Highlight des vergangenen Monats war definitiv die Neuvorstellung von zwei bahnbrechenden Sprachmodellen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz auf der Google I/O. Daneben wurde pünktlich zum Live-Gang des neuen Prüftools für strukturierte Daten auch ein neues Markup für Videos herausgebracht. Alle wichtigen News aus dem Mai findet ihr in unserer SEO Auslese.
News der Suchmaschinen
Google präsentiert zwei Meilensteine der künstlichen Intelligenz
Auf Googles jährlich stattfindender EntwicklerInnenkonferenz, der Google I/O, wurden zwei neue KI-basierte Technologien vorgestellt: LaMDA und MUM sollen in nicht allzu ferner Zukunft das Erkennen natürlicher Sprache und die Informationsverarbeitung in der Suche auf die nächste Stufe heben.
Bei LaMDA (kurz für Language Model for Dialogue Applications) handelt es sich um eine künstliche Intelligenz, die im Gegensatz zu den meisten anderen Sprachmodellen mithilfe von Dialogen trainiert wurde. Dialoge oder Konversationen im Allgemeinen unterscheiden sich von anderen Sprachformen dadurch, dass sie einen offenen Ausgang haben. Jeder von uns kennt es: Oft nehmen Gespräche einen unvorhergesehenen Verlauf und plötzlich endet die Unterhaltung mit einem ganz anderen Thema, als sie initial begonnen hat. Während solche Konversationen Chatbots & Co. heutzutage noch an ihre Grenzen bringen, kann LaMDA sich schon jetzt frei über eine unbegrenzte Anzahl an Themen austauschen. Google selbst bezeichnete LaMDA auf dem Blog übrigens als „Forschungsdurchbruch“ – und das wohl zu Recht.
MUM (kurz für Multitask Unified Model) ist eine neuronale, netzwerkbasierte Technologie – ähnlich wie BERT. Allerdings teilte Google mit, dass MUM tausend Mal so leistungsfähig sei wie BERT, da das Modell Sprache nicht nur verstehen, sondern auch erzeugen könne. Es ist außerdem multimodal, was bedeutet, dass Informationen aus Texten, Bildern und künftig auch aus Audio und Video ausgewertet werden können. Um all diese Aufgaben gleichzeitig erledigen zu können, spielt die Multitasking-Fähigkeit eine entscheidende Rolle. Aktuell ist MUM schon in 75 Sprachen geschult und lernt, wie das bei KIs so ist, fortwährend fleißig weiter.
Aktuell steckt MUM jedoch noch in den Kinderschuhen und muss erst umfangreich getestet werden, bevor es in der Google-Suche zur Anwendung kommen kann. Doch falls MUM eines Tages so funktioniert, wie es auf der I/O gezeigt wurde, könnten auch komplexere Suchanfragen beantwortet werden, bei denen man bisher davon ausging, dass sie für eine Suchmaschine zu kompliziert wären. Google wird dann in der Lage sein, Informationen noch besser miteinander zu verknüpfen und Inhalte sprachübergreifend auszugeben. Wir dürfen gespannt sein, wann es so weit ist.
News der Suchmaschinen kurz & knapp
- Search Engine Roundtable vermeldete im Mai mehrfach starke Ausschläge in den Tracking-Tools, die auf Bewegungen in den Suchergebnissen hindeuteten. Danny Sullivan von Google erklärte jedoch am 26. Mai auf Twitter, dass es bis zu diesem Zeitpunkt in 2021 noch kein offizielles Core-Update gegeben habe und kommende Rollouts auch weiterhin vorab angekündigt würden.
- Die Einführung der Core Web Vitals im Juni wird zunächst primär Auswirkungen auf die Rankings der mobilen Suche haben. Google hat nun jedoch angekündigt, dass die Metriken zukünftig auch zum Rankingfaktor der Desktop-Suche werden. Zudem teilte Googles Webmaster John Müller via Twitter mit, dass jede Verbesserung der Werte lohnenswert sei und für positive Rankingsignale sorgen könne. Und zwar selbst dann, wenn nicht alle drei Metriken im grünen Bereich liegen.
- In der Google Search Console wird es ab August 2021 im Leistungsbericht unter „Darstellung in der Suche“ die allgemeine Gruppe für die Rich-Suchergebnisse nicht mehr geben. Grund dafür ist, dass Google bereits dazu übergegangen ist, die Rich Results je nach Typ separat aufzuschlüsseln, um Website-BetreiberInnen eine detailliertere Auswertung zu ermöglichen.
- Google crawlt nun auch URLs, die via JavaScript erzeugt werden. Gerade Online-Shops verwenden häufig JavaScript, um beispielsweise Produkte je nach Bestellverfügbarkeit auf Kategorieseiten dynamisch anzeigen zu lassen. Wenn man nicht möchte, dass diese Seiten gecrawlt werden, hilft der Ausschluss über die robots.txt-Datei.
- Wie E-Commerce-Unternehmen mit Videocontent in den Suchergebnissen herausstechen können, hat Google kürzlich in einem Artikel mit Best Practices zu Video-SEO erläutert. Eine dieser Empfehlungen bezieht sich darauf, die neuen Markups für die Auszeichnung von sogenannten Key Moments in Videos, also Zeitstempel, zu nutzen.
- Sowohl Semrush als auch RankRanger berichteten von einem leichten Anstieg bei der Ausspielung der Ähnliche-Fragen-Boxen in den Suchergebnissen. Dieses SERP-Element bietet Content-Seiten eine gute Möglichkeit an, Sichtbarkeit zu gewinnen, auch wenn man nicht auf Platz eins der organischen Suche steht. Das sollte bei Optimierungsmaßnahmen stets berücksichtigt werden.
Local SEO News
Neuer Bericht zu AnruferInnen in Google My Business
Es passiert etwas in den Google-My-Business-Berichten – allerdings erstmal nur in den USA und auch nur für ausgewählte Unternehmen. Der neue Bericht „Call History“ gibt Auskunft darüber, welche Personen im Betrieb angerufen haben. Dabei werden die Telefonnummern sowie der Status, ob der Anruf angenommen oder verpasst wurde, angezeigt.
Ob der Report auch in Deutschland ausgerollt werden soll, ist zurzeit noch unklar. Spannend und hilfreich wären diese Statistiken wohl allemal, doch wir bei Projecter könnten uns ebenso gut vorstellen, dass eine Einführung aus Datenschutzgründen scheitert.
Lokale Landing Pages mit Bedacht erstellen
John Müller wies kürzlich darauf hin, dass das Anlegen zu vieler lokaler Landing Pages einen negativen Impact haben kann. Zum einen könnte Google solche Seiten als Doorway Pages werten. Damit sind Seiten gemeint, die in erster Linie für Suchmaschinen erstellt wurden, nicht aber für die NutzerInnen, da diese in der Regel zu anderen Inhalten weitergeleitet werden sollen. Zum anderen könnte es passieren, dass die Verwendung vieler Begriffe mit Lokalbezug den Keywordfokus verwässert und damit insbesondere in einem harten Wettbewerbsumfeld zu Rankingverschlechterungen bei den Hauptkeywords führt.
Müller betonte noch einmal, dass solche Seiten generell nur dann sinnvoll sind, wenn sich die Inhalte stark genug voneinander unterscheiden und sie NutzerInnen dadurch einen Mehrwert bieten. Beispielsweise ist das der Fall, wenn die Pages über unterschiedliche Regelungen in verschiedenen Regionen aufklären. Wie viele Landing Pages es maximal sein sollten, lässt sich demzufolge nicht pauschal beziffern.
Branchen Insights
So kann Spam auf Websites vorgebeugt werden
Website-BetreiberInnen stecken in einer Zwickmühle: Einerseits soll der eigene Internetauftritt möglichst interaktiv gestaltet sein und NutzerInnen die Möglichkeit geben, beispielsweise in Hilfeforen eigenen Content zu posten, die vorhandenen Inhalte zu durchsuchen oder eigene Dateien hochzuladen. Andererseits sind gerade solche Funktionen häufig Einfallstore für nutzergenerierten Spam. Dieser wiederum stellt einen Verstoß gegen Googles Webmaster-Richtlinien dar und kann im schlimmsten Fall mit einer manuellen Maßnahme geahndet werden und damit zu erheblichen Sichtbarkeitsverlusten führen.
Wie man seine Website effektiv vor Spam schützen kann, hat Google nun in einem Blogartikel zusammengefasst. Als Präventivmaßnahmen werden folgende Punkte genannt:
- Das automatisierte Anlegen von Accounts durch sogenannte Spam-Bots lässt sich z.B. mithilfe des Einsatzes von Captchas und einer Validierung der angegebenen E-Mail-Adresse verhindern.
- Es wird empfohlen, sogenannte Moderationsfunktionen anzuwenden. Das kann z.B. bedeuten, anonymes Posten grundsätzlich nicht anzubieten oder Posts von neuen NutzerInnen vor der Veröffentlichung prüfen zu lassen.
- Die Website sollte außerdem regelmäßig auf verdächtige Inhalte überprüft und bereinigt werden. Dazu kann z.B. eine site:-Abfrage in Kombination mit typischen Spam-Keywords in der Google-Suche aufschlussreich sein. Außerdem bietet die Google Search Console mit den Berichten „Sicherheitsprobleme“ und „Manuelle Maßnahmen“ weitere Ansatzpunkte. Darüber hinaus können Webanalytics Tools plötzliche Traffic-Anstiege auf problematischen URLs aufdecken.
- Ein Blick in die Logfiles kann wertvolle Hinweise zur Erkennung von Spam-Konten liefern und zu deren frühzeitiger Beseitigung beitragen.
- Seiten, die User Generated Content beinhalten, können per noindex von der Google-Suche ausgeschlossen werden. Zudem rät Google dazu, Links von solchen Seiten entsprechend mit dem ugc- oder nofollow-Attribut zu kennzeichnen.
- Um Spam leichter aufspüren zu können, empfiehlt es sich außerdem, User Generated Content in einem einzigen Verzeichnis zu konsolidieren.
- Zu guter Letzt sollte darauf geachtet werden, das System immer auf dem neuesten Stand zu halten, um Sicherheitslücken zu vermeiden. Aber auch spezielle Plugins können dabei helfen, die Website zu schützen und Spam zu bekämpfen.
Branchen News kurz & knapp
- Kurz vor dem geplanten Rollout im Juni hat Google auf YouTube eine neue Videoserie zum Page Experience Update angekündigt. Die erste Folge mit Basiswissen zum neuen Rankingfaktor (in englischer Sprache) kann bereits angeschaut werden.
- Der neue schema.org-Validator ist nun online und wird das bisherige Testtool für strukturierte Daten von Google ablösen. Mit dem Validator lassen sich sämtliche schema.org-Auszeichnungen im Code einer Website überprüfen – im Unterschied zu dem fortbestehenden Testtool für Rich-Suchergebnisse von Google. Dieses wertet nur solche Markups aus, die auch von Google in der Suche unterstützt werden.
- MOZ hat einen spannenden Artikel zum Thema Barrierefreiheit und SEO (in englischer Sprache) veröffentlicht. Erklärt werden die vier Eigenschaften, die man immer im Blick haben sollte: Ist der Content bzw. die Website wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und stabil? Außerdem wird auf die Fragen eingegangen, ob es sich lohnt, eine barrierefreie Seite bzw. Inhalte zu konzipieren und warum.
- Häufig wird bei der Website-Gestaltung im Above-the-fold-Bereich mit Slidern oder großflächigen Bildern ohne Text gearbeitet, aus denen sich oft der Kerninhalt der Seite nicht sofort erschließen lässt. Google rät jedoch dazu, den vorhandenen Platz im sichtbaren Bereich, insbesondere auf Mobilgeräten, sinnvoll zu nutzen und hier wichtige Informationen und Inhalte unterzubringen.