SEO Jahresrückblick 2020
2020 war alles etwas anders: wir sollten alle Abstand halten, Videokonferenz-AnbieterInnen verzeichneten Umsatzrekorde und in den USA gab es einen höchst umstrittenen Wahlkrimi. Dennoch ist bei Google und Co. einiges passiert, das die Suche nachhaltig beeinflussen dürfte. Wir blicken zurück auf die großen Änderungen in der SEO-Welt 2020.
Die größten Google-Updates des Jahres 2020
Was wäre ein SEO-Jahr ohne Google-Updates? Das wäre wie eine Folge der Kultserie Game of Thrones, in der keine Hauptfigur stirbt: Eben nur halb so spannend. Und an Updates hat Google in diesem Jahr nicht gespart. Los ging es direkt im Januar mit einem ersten Core Update. Betroffen waren davon vor allem Domains, die sich mit Themen aus dem Your Money Your Life (YMYL)-Bereich beschäftigen. Überraschend war, dass vor allem auch recht bekannte Marken wie das Ärzteblatt oder auch Bravo negativ vom Update betroffen waren und an Sichtbarkeit verloren.
Bereits im Mai erfolgte das nächste größere Core-Update. Wieder lag der Fokus auf den YMYL-Themen und Googles Bewertung der EAT-Faktoren Expertise, Autorität und Vertrauen, sprich: hohe Qualität und Seriosität. Gerade zu Beginn der sich ausbreitenden Corona-Pandemie stieß das Update auf geteilte Meinungen. Die einen warfen Google einen unpassenden Zeitpunkt vor, da gerade andere Themen wichtiger seien. Andere wiederum sahen das Update als wichtigen Aspekt an, dürfte doch gerade zu dieser Zeit das Suchvolumen zu medizinischen Themen stark gestiegen sein. Google dürfte es wichtig gewesen sein, dass die ersten Ergebnisse auch der hohen EAT-Qualitätsansprüche entsprechen.
2020 kündigte Google auch zwei grundlegende neue Aspekte für seinen Algorithmus an. Zum einen das Conversational Searching. Dies beschreibt, dass sich Google vorherige Suchanfragen „merkt“ und wie seine Suchergebnisse entsprechend anpasst. Google geht also wie in einem Gespräch auf das zuvor Gesagte (bzw. Gesuchte) ein. Als Beispiel nennt Google dafür Thanksgiving. Wenn Leute erst nach „Truthahn Rezept“ suchen und dann etwas später ganz allgemein nach „Carving“, dann würde Google normalerweise alle möglichen Bedeutungen dieses Begriffs einbeziehen (Schnitzen, Zerschneiden, Meißeln) und dann das ausspielen, was die Mehrheit wohl für am Relevantesten hält. Jetzt bezieht Google aber die Suche nach „Truthahn Rezept“ mit ein und stellt dann die Verbindung her, um das Suchergebnis stärker auf das Bedürfnis der NutzerInnen auszurichten.
Das andere grundlegende Update umfasst für Google die Möglichkeit, nur einzelne Absätze einer Landingpage für das Ranking stärker zu berücksichtigen. Google will damit besser verstehen können, ob ein Thema auf einer Landingpage eher oberflächlich behandelt wird oder die AutorInnen detailliert darauf eingehen. Insgesamt soll dieses bessere Verständnis rund sieben Prozent aller Suchanfragen betreffen. Live ist das Update jedoch noch nicht. Dafür ließ es sich Google zum Jahresabschluss nicht nehmen, ein weiteres Core-Update auszuspielen. Das Core Update im Dezember betraf vor allem Lexika und Wörterbücher negativ. Bei vielen Domains ging die Sichtbarkeit stark zurück.
Mittlerweile ist Google so nett und kündigt zumindest größere Updates einige Tage im Vorfeld an, damit sich die SEO-Welt zumindest gedanklich darauf einstellen kann und nicht morgens beim Check der aktuellen Sichtbarkeit vom Bürostuhl fällt. Auch im Mai 2020 hat Google ein großes Update angekündigt: für 2021 (mittlerweile wissen wir, dass es im Mai soweit sein wird). Mit einem Jahr Vorlaufzeit bereitet die Suchmaschine Webmaster auf das sogenannte Page Experience Update vor. Kernaspekt davon sind die neuen Core Web Vitals. Über die Bedeutung der Core Web Vitals berichteten wir dir bereits in diesem Artikel. Dass Google so weit im Voraus ein großes Update ankündigt, lässt vermuten, dass uns im Mai diesen Jahres eine deutlich größere Aktualisierung des Google Algorithmus bevorsteht.
Spannende Neuerungen in den SERPs und bei Google My Business
Neben den ganzen Änderungen am Suchalgorithmus, hat sich auch in den Suchergebnissen selbst einiges getan. Im Fokus stand 2020 dabei vor allem die Shopping-Suche. Der Shopping-Reiter in der Google-Suche bestand bislang primär aus bezahlten Listungen. Nun wurde Anfang des Jahres auf vorwiegend kostenlose Produktlistungen gewechselt. Nachdem die Änderung erst in den USA vorgenommen wurde, zog Deutschland im Herbst nach. Um im Shopping-Reiter aufzutauchen, müssen Onlinehändler ihren Feed im Merchant Center hinterlegen und können dadurch automatisch mit ausgespielt werden. Ergänzend dazu etablierte Google ebenfalls organische Produktsuchergebnisse. Wer nach Kleidung, Schuhen und Accessoires auf seinem Smartphone sucht, kann direkt in den organischen Suchergebnissen entsprechende Produkte finden und filtern. Bislang sind diese Shopping-Ergebnisse nur in den USA verfügbar.
Auch ein weiterer Aspekt der Google-Suche hat eine Überarbeitung bekommen: die Google-Bildersuche. Die Suchmaschine erweitert die Bildersuche um den Knowledge Graph – und das kann sehr spannende Ausmaße annehmen. Wenn man zum Beispiel ein Foto mit einem Fluss aufruft, der durch einen Park fließt, dann tauchen verschiedene Themen auf: Welcher Fluss ist das? Welcher Park ist das und in welcher Stadt befindet sich dieser? Dazu gibt es dann auch jeweils immer eine kleine Beschreibung. Google erkennt die örtlichen Begebenheiten und listet entsprechend weitere, dazu passende Bilder auf.
Im Rahmen der anhaltenden Corona-Pandemie erhielt auch die lokale Suche zusätzliche Features. So können Restaurants seit Mai angeben, ob sie Speisen zum Abholen anbieten. Geschäfte können generell leichter abweichende Öffnungszeiten mitteilen oder angeben, ob sie ihre Leistungen in digitaler Form anbieten oder vorrübergehend gänzlich neue Leistungen anbieten. Inhaber von lokalen Geschäften können so ihre potenziellen KundInnen immer auf dem neuesten Stand halten. Gleichzeitig wird angezeigt, wann die Öffnungszeiten das letzte Mal angepasst wurden, damit KundInnen die Aktualität der Daten nachvollziehen können.
Unsere Analyse des Jahres: die CTR in den Suchergebnissen
Sistrix schaute sich im Juli 80 Millionen Keywords an und analysierte die mobile Klickrate. In einer umfangreichen Auswertung werden dabei die Ergebnisse dargestellt. Dabei überprüften die Kollegen auch, wie sich die Klickrate ändert, wenn zusätzliche Elemente wie beispielsweise ein Featured Snippet hinzukommt. Die grundlegenden Ergebnisse dabei sind:
- Die erste Position verzeichnet wenig überraschend die meisten Klicks mit einer durchschnittlichen Klickrate von 28,5%. Position 2 weist dann nur noch 15,7% auf.
- Das letzte Suchergebnis (Position 10) klicken nur noch 2,5% an. Einen Klick auf der zweiten Suchergebnisseite ist demnach kaum noch zu erwarten.
- Suchergebnisseiten, die viele verschiedene Informationen anbieten (Sitelinks, Knowledge Graph, Features Snippets usw.) sorgen für große Schwankungen in den Klickraten. So variiert die Klickrate für das erste Suchergebnis je nach Suchergebnis-Layout zwischen 13,7% und 46,9%.
Die Ergebnisse machen deutlich: die Suchintention ist bei der Ausrichtung auf Keywords extrem wichtig. Denn je nach Intention werden mal mehr, mal weniger zusätzliche Informationen angezeigt. Gerade bei informativen Suchanfragen versucht Google, die Antwort direkt in den Suchergebnissen anzuzeigen, was die Klickrate auf den organischen Ergebnissen nach unten zieht.
Weitere spannende Neuerungen bei Google und Co.
- Featured Snippets werden nicht mehr nur an „Position 0“ ausgespielt, sondern können auch zwischen einzelnen Suchergebnissen auftreten
- In der EU muss Google auf Android-Smartphones auch andere Suchmaschinen als Standardsuche zur Auswahl anbieten. Die Auswahl ändert sich jeweils pro Quartal und wird durch ein Bieterverfahren vergeben.
- In Indien startete Google die sogenannten People Cards. Dabei handelt es sich um kleine Web-Visitenkarten zu einzelnen Personen.
- In den USA zeigte Google einen Hinweis, wenn die Suchergebnisse nicht optimal sind. Konkret wird darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse der Suchintention nicht wirklich entsprechen und die Suchanfrage anders gestellt werden sollte. Google gibt auch direkt Vorschläge für bessere Suchanfragen.
- Googles Webmaster John Müller kündigte an, dass Google seinen Mobile First Index zum März 2021 komplett umgestellt haben wird.