Umgang mit Spamlinks – Erfahrungen und Tipps anhand einer Case Study
Im Bereich der Suchmaschinenoptimierung werden gezielt Maßnahmen eingesetzt, um die eigenen Rankings positiv zu stärken. Mitunter gibt es dabei leider auch schädliche Angriffe von Außenstehenden, die diese Rankings negativ beeinflussen wollen. So ereilte jüngst einen unserer Kunden eine massive Attacke mit Spamlinks. Da in dieser Zeit keine Linkbuilding-Maßnahmen von unserer Seite durchgeführt wurden, konnten wir nur vermuten, dass es sich dabei um einen bewussten Angriff handelt.
Wie sich Spamlinks bemerkbar machen, welche Auswirkungen diese haben können und wie Spamlinks am besten für eine Entwertung aufbereitet werden, wird in unserem Blogartikel verraten.
Spamlinks als Teil von Negative SEO
Spamlink-Attacken gehören zu negativen SEO Maßnahmen, die von Außenstehenden initiiert werden, um der angegriffenen Website zu schaden. Dabei wird gezielt versucht, einen Rankingverlust herbeizuführen oder sogar eine De-Indexierung von Seiten zu verursachen.
Beim besagten Kunden handelt es sich um einen Dienstleister, bei dem analoges Videomaterial (z.B. VHS Kassetten) digitalisiert werden lassen kann und der ausschließlich über eine deutsche Website verfügt. Während das Backlinkprofil bis Mitte Juni 2015 noch aus 40 qualitativ hochwertigen Backlinks von anderen deutschen Websites bestand, sah es einen Monat später mit 1.100 Referring Pages plötzlich ganz anders aus.
Was sind Anzeichen und Erkennungsmerkmale für Spamlinks?
Ein erstes Indiz für einen negativen SEO Angriff, ist ein rasanter Anstieg an Backlinks. Wie im Falle unseres Kunden anhand der Explosion an neuen verweisenden Domains und Einzelseiten ab 25. Juni zu sehen ist. Bei den Domains waren es vor der Attacke 40, dann plötzlich 400.
Dabei ist auffällig, dass es sich um viele ausländische Domains handelt, auf denen die Links gesetzt wurden. Da sich die Dienstleistung des Kunden aber hauptsächlich auf den deutschen Raum bezieht und eine internationale Ausrichtung nicht vorgesehen ist, hat dieser Aspekt schnell Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Warum sollten z.B. russische Seiten auf die Website verweisen?
Zusätzlich fiel auf, dass es sich um massenhaften Kommentarspam von den verlinkenden Seiten handelte. Dies war daran zu erkennen, dass der Name des Kommentators oder Forenmitglieds mit der Domain unseres Kunden verlinkt war. Eine große Anzahl von diesen Kommentarlinks kam von einer schwedischen Domain namens bjorklidenrk.se, bei welcher es sich um eine Informationsseite über einen Dressurstall handelt.
Auch einer der Kommentare zeigt, dass die gesetzten Links unpassend sind:
Ein Blick auf die Zusammenfassung der Ankertexte der verlinkenden Seiten macht schnell deutlich, dass diese rein gar nichts mit der Website bzw. deren Inhalt gemeinsam haben. Eher im Gegenteil: Die pornografischen Begrifflichkeiten in den Ankertexten bestätigen die Vermutung über eine schädliche Absicht sehr deutlich.
Als letztes Indiz zeigte sich, dass alle als Spam identifizierten Links auf die Startseite verlinkten. Die qualitativ hochwertigen Backlinks jedoch verweisen auf unterschiedlichste Seiten der Internetpräsenz unseres Kunden wie z.B. Produktseiten oder Blogartikel.
Checkliste zum Erkennen von Spamlinks
Um Spamlinks einzuordnen, sollte zusammenfassend auf folgende Punkt geachtet werden:
- Plötzlicher und unnatürlichen Anstieg im Backlinkprofil
- Verlinkungen kommen von ausländischen Seiten
- Ankertexte, die überhaupt nicht zum Inhalt der Website passen und unseriöse Inhalte aufweisen
- Kommentarspam
- Verlinkung erfolgt nur auf die Startseite oder eine andere ausgewählte Seite
Welche Folgen können Spamlinks-Attacken haben und was kann dagegen getan werden?
Ob Spamlinks-Attacken wirklich Auswirkungen auf die eigenen Rankings haben, darüber scheiden sich die Geister im Netz. Google selbst ist bemüht, eine negative Beeinflussung der eigenen Rankings durch andere Webmaster zu verhindern. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht. Google empfiehlt daher die Kontaktierung des entsprechenden Webmasters, sollten sich Probleme mit einem Backlink ergeben. Dies kann sich aber schwierig gestalten, wenn hunderte oder sogar tausende von Spamlinks auftauchen und dabei jeder Seitenbetreiber einzeln kontaktiert werden soll.
Im Falle des vorgestellten Kunden waren bisher keine gravierenden Auswirkungen festzustellen. Der organische Traffic ist zwar im Juni und Juli leicht gesunken, jedoch lässt sich der Rückgang auch auf saisonale Schwankungen zurückführen. Hier ist es also schwierig zu beurteilen, ob die Spamlinks wirklich Einfluss auf die Rankings genommen haben. Die Vermutung liegt näher, dass Google die Links als unnatürlichen Spam erkannt und rausgefiltert hat.
Trotzdem empfiehlt sich die Abwertung der schadhaften Links mithilfe des von Google bereitgestellten Disavow Tools. Dies kostet zwar etwas Zeit, allerdings kann so eventuell schädlichen Auswirkungen vorgebeugt werden.
Die Spamlinks können nicht unterbunden werden, umso wichtiger ist daher die regelmäßige Überprüfung des Backlinkprofils. Fallen weitere Spamlinks auf, sollten sie regelmäßig abgewertet werden. Dazu kann ein monatliches To-Do vermerkt werden. Verschiedene Tools (z.B. linkbird) erlauben auch Link Alerts, bei denen eine Benachrichtigung darauf hinweist, wenn neue Backlinks auftauchen. So bleibt des Backlinkprofil immer im Blick.
Wie werden die Daten am besten für die Entwertung vorbereitet?
Als erstes ist ein Überblick über das komplette Backlinkprofil der eigenen Seite notwendig. Schließlich besteht es nicht nur aus Spamlinks, sondern auch aus hochwertigen Backlinks. Diese sollten natürlich nicht mit abgewertet werden. Deshalb ist es ungemein wichtig, diese vor der Abwertung auszusortieren. Google weist ausdrücklich darauf hin, dass Disavow Tool mit Bedacht einzusetzen, um nicht aus Versehen positive Backlinks abzuwerten.
Daten einholen
Um möglichst viele Spamlinks abzuwerten, empfiehlt sich die Verwendung eines Backlink-Tools mit einer großen Datenbasis. Wir arbeiten mit ahrefs und die Beschreibung bezieht sich auf dieses Tool. Dort können unter dem Menüpunkt „Site Explorer -> Inbound Links -> Links“ alle aktuellen Backlinks als CSV exportiert werden. Sicherlich lässt sich das Vorgehen auch auf andere Tools anwenden, die einen CSV-Export mit allen erforderlichen Daten anbieten.
Für die Abwertung muss anschließend eine entsprechende Text-Datei für Google vorbereitet werden. Diese kann dann an das Disavow-Tool übergeben werden. Voraussetzung dafür ist die Anmeldung und Nutzung der Search Console.
Die Text-Datei muss mit der Codierung UTF-8 oder 7-Bit-ASCII ausgezeichnet sein. Google bietet die Möglichkeit, gleich eine komplette Domain abzuwerten, was sehr praktisch ist, wenn zahlreiche einzelne Links von derselben Domain kommen. Zudem können und sollten auch Kommentare in die Text-Datei eingefügt werden. Diese müssen mit dem Zeichen „#“ begonnen werden. Pro Zeile darf nur ein einzelner Link, Kommentar oder eine Domain stehen.
Google empfiehlt für die Abwertung von Links das Herunterladen der Linkliste aus der Search Console. Die Daten der Search Console liefern allerdings keine weiterführenden Informationen wie z.B. zu Ankertext oder Link-URL zur verweisenden Seite bzw. Domain, welche aber essentiell zur Bewertung des Links sind. Dies erschwert die Unterscheidung der Links, ob es sich um Spam oder um hochwertige Links handelt. Die Kontrolle ist hierbei nur manuell durchzuführen.
Liste sortieren und aufbereiten
Bei hunderten oder tausenden von neu hinzugekommenen Links, kann sich die Aufbereitung der Daten für die txt.-Datei etwas aufwändiger gestalten. Zwar könnten alle Links einzeln in die Text-Datei übernommen werden, jedoch ist es schon sinnvoller herauszufinden, welche Domains komplett abgewertet werden können.
Zu allererst sollten die CSV-Daten in eine Excel-Tabelle geladen und anschließend über „Daten -> Filtern“ Filter eingerichtet werden.
Anschließend kann die Spalte „Referring Page URL“ von A bis Z sortiert werden (Daten -> Sortieren -> A-Z). Dadurch ergibt sich schon einmal ein sehr guter Überblick darüber, von welcher Domain mehrere Einzellinks kommen. Um die Tabelle noch etwas übersichtlicher zu gestalten, können alle Spalten ausgeblendet werden, bis auf „Referring Page URL“, „Link URL“, „Link Anchor“ und „Type“.
Um mit der Sortierung zu beginnen, sollte eine weitere Spalte mit z.B. dem Namen „Domain-Zuordnung“ angelegt werden. Nun kann die Liste von oben nach unten abgearbeitet und alle Links, die von derselben Domain stammen, in der Spalte „Domain-Zuordnung“ mit dem Namen der Domain (z.B. bjorklidenrk.se) versehen werden. Einzellinks können z.B. mit einer gelben Markierung versehen werden, um diese später gut herausfiltern zu können.
Allerdings ergibt es sich oft, dass einige Links von derselben Domain z.B. mit www oder ohne in der Liste auftauchen. Die mit www stehen dann natürlich weiter unten. Deshalb kann auch nochmal ein Textfilter mit dem Domainnamen angewendet werden, um wirklich alle Links zu dieser zu erwischen und die Zuordnung vornehmen zu können.
So wird nun mit der kompletten Liste verfahren, bis alle Zuordnungen vorgenommen sind. Tauchen während dieses Vorgangs bereits Links oder Domains auf, bei denen sicher ist, dass es sich um seriöse Backlinks handelt, sollten sie entsprechend gekennzeichnet werden, z.B. mit einer grünen Markierung.
Anschließend gilt es, weitere hochwertige Backlinks in der Liste ausfindig zu machen, damit sie entsprechend markiert und am Ende aussortiert werden können. Dafür lohnt sich ein Blick in die Spalte „Link Anchor“. Hier lässt sich relativ schnell die Spreu vom Weizen trennen, da unseriöse, kurze oder unpassende Ankertexte schnell auffallen.
Die Spalte „Link Anchor“ kann auch wieder über „Daten -> Sortieren -> A-Z“ alphabetisch geordnet werden, um sich einen groben Überblick zu verschaffen. Um noch gezielter vorzugehen, kann wiederum die Filterfunktion für das Überblicken der Ankertexte eingesetzt werden (siehe Screenshot).
In der vorgestellten Beispiel-Tabelle fallen schon die bereits erwähnten pornografischen Begrifflichkeiten schnell auf, die eindeutig zu den Spamlinks gehören.
Nach dieser Analyse kann als zusätzliche Überprüfung noch ein Blick auf die Link-URL geworfen werden. Auch hier kann mittels der Filterfunktion wieder ein guter Überblick gewonnen werden, welche Seiten der eigenen Website verlinkt werden. Sehr viel Potential gibt diese weitere Analyse allerdings nicht her, da logischerweise auch von hochwertigen Backlinks oft die Startseite oder einzelne Seiten verlinkt werden. Dennoch lassen sich vielleicht noch ein paar gute Backlinks herausfiltern.
Abschließend empfiehlt es sich, alle hochwertigen Backlinks aus der Tabelle zu löschen oder besser noch in ein extra Tabellenblatt zu übertragen, um sie gesammelt verfügbar zu haben. Je nachdem wie sie während des Prozesses der Sortierung markiert wurden (z.B. farblich grün), lassen sich die hochwertigen Backlinks einfach aus der Liste herausfiltern.
Sind die Schritte alle abgearbeitet, liegt eine gut strukturierte und übersichtliche Tabelle vor.
Aufbereitung der Daten für die Text-Datei für das Disavow-Tool
Als Erstes können die Domains angegangen werden. Hierfür empfiehlt sich es sich, ein neues Tabellenblatt anzulegen. In dieses kann die komplette Spalte „Domain-Zuordnung“, welche alle Domains der Spamlinks enthält, übertragen werden. Mit einem Klick über „Duplikate entfernen“, entsteht schnell eine Liste der abzuwertenden Domains.
In der Text-Datei für das Disavow-Tool müssen Domains, wie bereits beschrieben, so gekennzeichnet werden: domain:beispiel-domain.de Dafür lässt sich in Excel die VERKETTEN-Funktion nutzen.
Anschließend werden die einzelnen Links benötigt, für welche nicht gleich die komplette Domain abgewertet werden muss. Diese finden sich im Tabellenblatt mit allen sortierten Daten. Dort wird in der Spalte „Referring Page URL“ nach der Farbe gefiltert, die zum Markieren genutzt wurde. Auch hier empfiehlt es sich, ein neues Tabellenblatt anzulegen und dort alle Einzellinks rein zu kopieren.
Dann kann eine Text-Datei angelegt werden, z.B. mit dem Editor in Windows-Systemen. Beim Anlegen und Abspeichern sollte auf die bereits beschriebenen Spezifikationen für diese Datei geachtet werden. Domains und Einzellinks können dort reinkopiert werden. Wer noch Kommentare einfügen möchte, der kann das tun. Ein Ausschnitt einer Beispiel-Datei sieht wie folgt aus:
Ist die Anmeldung in der Search Console erfolgt, kann die fertige Datei über https://www.google.com/webmasters/tools/disavow-links-main hochgeladen werden. Anschließend gibt Google noch eine Bestätigung für den Upload.
Wie lange es genau dauert, bis die Links von Google entwertet werden, lässt sich nicht genau sagen. In der Zwischenzeit sollte auf jeden Fall die Performance der Website im Auge behalten werden. Außerdem empfehlen wir, das Setzen eines monatlichen To-Dos, um Backlinks zu kontrollieren und ggf. weitere auftauchende Spamlinks abzuwerten. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass das Hochladen einer neuen Datei alle zuvor hochgeladenen Dateien ersetzt. Also am Besten immer eine Datei nutzen, und die neuen Links ergänzen.
Zusätzlich sollte die Text-Datei bei ahrefs hochgeladen werden, damit die Spamlinks nicht mit in die Reports einbezogen werden. Dazu kann bei ahrefs über das Dashboard im Hauptmenü oder über den Siteexplorer die betroffene Website ausgewählt werden. Rechts oben befindet sich ein Button „Upload Disavowed Links“, über welchen die Text-Datei übergeben werden kann. Anschließend kann der Ausschluss der Spamlinks aus den Reports über den Regler „Hide disavowed links“ links neben dem Button aktiviert bzw. deaktiviert werden.
Zudem lassen sich dadurch auch leichter neue (Spam)Backlinks identifizieren. Zu Dokumentationszwecken können zwei Marker im Sixtrix gesetzt werden, falls das Tool genutzt wird. Einen für das erste Auftauchen der Spamlinks und einen mit dem Datum der Abwertung.
Checkliste für die Abwertung von Spamlinks
Für die Abwertung von Spamlinks, sollten folgende Schritte beachtet werden:
- Zuordnung von mehreren Einzellinks zur entsprechenden Domain
- Einzelne Links markieren (z.B. farbig)
- Anhand der Ankertexte gute Backlinks identifizieren
- Anhand der Link-URL gute Backlinks identifizieren
- Gute Backlinks löschen oder in extra Tabellenblatt einfügen
- Spalte der Domains in extra Tabellenblatt kopieren, Duplikate entfernen und Liste mit der VERKETTEN-Funktion bearbeiten
- Einzellinks über Farbmarkierung aus Spalte „Referring Page URLs“ herausfiltern und in extra Tabellenblatt kopieren
- Anlegen der Text-Datei, Kopieren der Domains und Links sowie Einfügen von Kommentaren
- Upload der Datei ins Disavow-Tool
- Upload der Datei ins ahrefs-Tool
- Marker im Sixtrix oder anderem Tool setzen
- Beobachten der Performance der Website in den SERPs
- Regelmäßiger Check von neuen Backlinks, neue Spamlinks abwerten (Link Alerts einrichten)
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