Social Media Auslese Februar 2021

Massive Schneefälle verkleinerten unseren ohnehin schon beengten Radius und dann schien uns wieder die Sonne auf die blassen Näschen – kurz: was der Februar so brachte. Die ein oder andere Schlagzeile aus der Social-Media-Welt rüttelte uns dann aber doch noch aus unserem “Winter”-Schlaf: Instagram ist tot, Clubhouse irgendwie auch (schon wieder) und bei Facebook dürfte auch gerade keine Frühlings-Stimmung herrschen. Was uns im Februar bewegte und welche Brands mit coolen Kampagnen durchstarteten – ihr erfahrt’s in der Auslese!

Facebook

Im Februar gab es ordentlich Wirbel rund um das von der australischen Regierung angestrebte Mediengesetz. Als weltweit erstes Land wollte Australien die Macht der Tech-Riesen wie Facebook und Google in Sachen Nachrichtenverbreitung beschneiden und eine Nutzungsgebühr für die Inhalte von Medienhäusern einführen. Damit sollte auch die Arbeit von JournalistInnen und RedakteurInnen angemessen entlohnt werden. Alphabet und Facebook reagierten mit teils harten Einschränkungen in ihren Diensten. Während Google zunächst damit drohte, die Suchfunktion für Nachrichten einzuschränken, blockierte Facebook die Beiträge sämtlicher Medienhäuser und verhinderte somit das Teilen von Nachrichten auf der Plattform. Betroffen waren dabei auch die Seiten wichtiger australischer Behörden. Die schlechte Informationslage zu akuten Themen wie der Pandemie-Bekämpfung oder dem Katastrophenschutz setzte die australische Regierung enorm unter Druck. Nach wenigen Tagen lenkte diese also ein und räumte den Tech-Konzernen mehr Zeit für die Verhandlungen mit den Medienhäusern ein. Die von Facebook und Google befürchteten behördlichen Schlichtungsverfahren werden damit unwahrscheinlicher, was mehr Verhandlungsspielraum zulässt.

Weitere Details zu dem Streit zwischen Australien und den Konzernen Facebook und Google gibt’s bei uns im aktuellen Podcast Wins & Fails #16.

Eine ähnliche Richtlinie soll im Sommer diesen Jahres auch in Deutschland umgesetzt werden. Diese soll etwas milder ausfallen, auf genaue Informationen müssen wir allerdings noch warten. Das nun in Australien verabschiedete Gesetz könnte aber der Anfang einer bedeutenden Umwälzung des Prinzips des freien Internets bedeuten. Die Vielfältigkeit der Informationen, die uns im Netz zur Verfügung steht, beruht nun einmal vor allem darauf, dass das Teilen von Nachrichten kostenlos ist. 

Außerdem

Wieder einmal gibt es Ärger um den Umgang mit Falschinformationen und Hassrede auf Facebook. Buzzfeed deckt in einem aktuellen Artikel auf, wie Zuckerbergs Richtlinien zum Verhalten im Netzwerk sich auch mal an die Bedürfnisse bekannter Persönlichkeiten anpassen statt umgekehrt. Laut dem Bericht wurden während des US-Wahlkampfes politische Statements rechter Konservativer fröhlich im News Feed verbreitet, die eigentlich durch die Policy Terms hätten gesperrt werden müssen. Diese Flexibilität in der Auslegung der hauseigenen Regeln könnte Facebook nun wieder einmal auf die Füße fallen. 

Instagram

“New Post”-Storys – bald Geschichte?

Vom klassischen Feed Post, über Storys zu IGTV, Reels und Guides – Instagram bietet viele verschiedene Features für die unterschiedlichsten Content-Formate. Vom Algorithmus belohnt wird dabei insbesondere Original Content, also Inhalte, die speziell für ein Feature erstellt werden. Diese Tendenz wird jetzt noch deutlicher, denn Instagram testet aktuell die Abschaffung der Option, einen Feed Post in der Story zu teilen. Mit dieser Einschränkung soll die doppelte Ausspielung von Content vermieden und damit in den verschiedenen Formaten nur der Content ausgespielt werden, der dort auch funktioniert.  So soll das NutzerInnenerlebnis verbessert werden.

Ist Instagram tot?

Der Grund für das Teilen derselben Inhalte im Feed Post und in der Story liegt vor allem in der schwindenden organischen Reichweite auf Instagram. Da Storys meist eher gesehen werden als Feed Posts, versuchen viele NutzerInnen in diesen auf ihre weiteren Inhalte aufmerksam zu machen. Doch was macht das mit dem Netzwerk?

In einem spannenden Artikel sammelt Jared A. Brock 10 Herausforderungen, mit denen Instagram aktuell zu kämpfen hat und die – seiner Meinung nach – die App zu Fall bringen könnten. Sein wichtigstes Argument: Die sinkende organische Reichweite.

Raster an Bildern von Instagram, auf denen ein Mädchen vor einer szenischen Landschaft zu sehen ist, während sie die Hand des Fotografen hält
Instagram, der Walmart der Sozialen Netzwerke? Originäre Inhalte sind hier bereits eine Seltenheit. Bildquelle: msn.com

Das Wachstum der App stagniert seit geraumer Zeit und Newcomer wie TikTok beginnen Instagram den Rang abzulaufen (Generation Z!). Instagram reagiert mit einer Drosselung der organischen Reichweite und zwingt vor allem Brands dazu, mehr in Paid Content zu investieren, um mit den Werbeeinnahmen am Markt trotz Konkurrenz und schrumpfender Community weiter zu wachsen. Unternehmen werden zukünftig für mehr Sichtbarkeit also ihr Mediabudget ins Social Advertising stecken und weniger mit Influencern zusammenarbeiten. Wenn Influencer ihre Arbeit auf Instagram nicht mehr monetarisieren können, werden für sie (und ihre Follower) andere Netzwerke interessant. Kurz: Instagram schaufelt sich derzeit sein eigenes Grab.

Der Artikel liefert noch weitere spannende Argumente für die Ablösung eines der derzeit beliebtesten sozialen Netzwerke – klare Leseempfehlung von uns!

Professional Dashboard

Auf Instagram steht Creators sowie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nun das Professional Dashboard zur verbesserten Analyse ihrer Accounts zur Verfügung. In den Bereichen Track Your Performance, Grow Your Business und Stay informed können sich NutzerInnen dort die Instagram Insights noch übersichtlicher ansehen und ihren Account daraufhin besser optimieren. Keine bahnbrechende Neuerung, doch Instagram kündigte an, regelmäßig neue Features auf dem Dashboard zu launchen, mit denen die Performance der Kanäle weiter optimiert werden kann.

Und sonst so

Facebook bietet jetzt kleine Spots mit Tipps & Tricks zur Erstellung von Instagram Reels für Unternehmen an. Das Feature sollte den Konkurrenten TikTok wieder aus dem Markt verdrängen, hat aber Anlaufschwierigkeiten und wird derzeit vor allem im Business-Bereich kaum genutzt. Ob dieser Push daran etwas ändern kann?

TikTok

Mit einer neuen Kooperation stellt TikTok weiter seinen Kampfgeist im Rennen der Sozialen Netzwerke unter Beweis. Eine Partnerschaft mit der E-Commerce-Software Shopify ermöglicht es nun kleinen Unternehmen, ihre Werbekampagnen für TikTok direkt aus der Shopify-Plattform heraus zu planen. Besonders kleineren Unternehmen soll so auch in der anhaltenden Pandemie der Weg in den E-Commerce erleichtert werden. Ganz nebenbei bietet TikTok sich so als attraktiver Werbepartner zur Erreichung einer jungen und offenen Zielgruppe an. 

Das Startup Oatsome startete direkt durch und war mit den ersten TikTok-Werbekampagnen schnell ausverkauft.

@oatsome

Cremig, zimtig und sooo einfach!😍 so bereitest du Zimterella Overnight Oats ganz easy zu😋 #overnightoats #leckererezepte #vegan

♬ FEEL THE GROOVE – Queens Road, Fabian Graetz

Ansprechende Food Spots mit leckeren Rezept-Tipps kommen bei der Community gut an, weil sie inspirieren und nicht zu aufdringlich wirken. 

Wie der aktuelle Trendreport für TikTok zeigt, bergen vor allem die Themen Sport, Mode und Beauty großes Potenzial für Werbetreibende im DACH-Raum. Ihr stellt euch die Frage, ob TikTok die richtige Plattform für eure Brand ist? Im November hat Susi euch die passende Antwort darauf gegeben: in ihrem Blogartikel erfahrt ihr alles über das Potenzial des Netzwerks für euer Unternehmen!

Spotify

Sie ist das Kernelement sozialer Netzwerke: Interaktion! Was in der Social-Media-Welt im Zentrum steht, ist der Austausch, der Dialog zwischen Brands und KonsumentInnen und die Möglichkeit als Otto-NormalverbraucherIn zum Creator zu werden. Auf Spotify war das bisher nur eingeschränkt durch das Kommentieren von Podcasts oder das Teilen von Playlists und einzelnen Tracks möglich. Jetzt rollt Spotify einige neue Features aus, mit denen das Engagement auf der Seite steigen soll. In Zusammenarbeit mit der Plattform Anchor soll zukünftig das automatisierte Erstellen eines Podcasts aus einem WordPress-Inhalt möglich sein. Creator sollen nun außerdem Videos zu ihren Podcast hinzufügen können. Besonders spannend: interaktive Features wie Q&As oder Umfragen ermöglichen einen intensiveren Austausch zwischen Creators und ZuhörerInnen und heben damit das NutzerInnenerlebnis auf Spotify auf ein neues Level. Wir sind gespannt, was da noch kommt!

Durchstarter im Februar

Das Highlight aller Romantiker im Februar war wohl der Valentinstag. In diesem Jahr fiel das Candlelight-Dinner im Lieblingsrestaurant ja bekanntermaßen aus. Was blieb also anderes, als sich selbst für die bessere Hälfte an den Herd zu stellen, denn Liebe geht ja bekanntermaßen … naja lassen wir das und kommen wir direkt zur Herausforderung, der sicher hunderte von Menschen jeden Tag in der Küche begegnen: Wie lange koche ich meine Pasta für den perfekten Garpunkt? 

Barilla lieferte im Februar für alle Nudel-Fans eine humorvolle Lösung: Spotify Playlists, die genauso lange gehen, wie die gewünschte Pasta köcheln sollte! Eine super Kampagne, die die perfekte Balance zwischen Usability und Unterhaltung findet und damit auch super bei der Community ankommt. Bravo!

Ihr seid neugierig geworden? Von weiteren coolen Kampagnen aber auch von Aktionen, die richtig nach hinten losgingen, erzählen wir in unserer Podcast-Reihe Wins & Fails. Hört doch mal rein! 

Und sonst so

Apple und Facebook verzeichnen historische Umsätze in der Corona-Pandemie.

Wenn euch mal wieder jemand erzählen will, dass sich die Zielgruppe des Unternehmens nicht auf Social Media aufhält: Doch, das tut sie! Fast 80% der Deutschen sind laut einer Studie von Hootsuite und We Are Social in den Sozialen Netzwerken unterwegs. Dabei hat einE NutzerIn im Durchschnitt rund sechs Accounts! Die Frage lautet also nicht, ob sich die Zielgruppe in den Netzwerken befindet, sondern wie man sie erreichen kann.

Der Verkauf von TikTok in den USA ist erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Joe Biden arbeitet nun an einer eigenen Strategie, mit der vermeintlichen Sicherheitslücke der App umzugehen.

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