Social Media Auslese März 2021
Der März stand für Social Media Advertiser ganz im Zeichen neuer Tools (endlich Spotify Ads in Deutschland), wichtiger Insights (Start der TikTok Ads Library und neue LinkedIn-Tipps zu Video Ads) sowie Diversität und Inklusion (Pinterest als Vorreiter und Facebook mit erkenntnisreicher Studie). Wie Twitch außerdem Werbetreibenden die Arbeit erleichtern will, welche Neuerungen Instagram bereithält und weitere News lest ihr in unserer aktuellen Social Media Auslese.
Bye bye Facebook Analytics
Wie das Unternehmen im März bekanntgegeben hat, soll Facebook Analytics zum 30.06. diesen Jahres abgeschafft werden. Warum Facebook Analytics eingestellt wird, wird folgendermaßen begründet: So würde der Einsatz des Unternehmens für effektive Mess- und Reportingprodukte die Neugestaltung einiger bestehender Produkte beinhalten. Das sei in diesem Fall das Einstellen von Facebook Analytics und gleichzeitig die Weiterentwicklung von Facebook Attribution. Damit wird auf die sich ständig verändernde Onlinewelt reagiert und die Entwicklung von Innovationen vorangetrieben – so soll Unternehmen jeder Größe ein messbarer Mehrwert geliefert werden.
In den kommenden Monaten soll es mehr Details über Facebooks Pläne für neue „measurement solutions“ geben. Bis zum 30.06. können Werbetreibende noch auf Berichte und Insights zugreifen sowie Tabellen und Diagramme exportieren. Als Alternativen zu Facebook Analytics können zum Beispiel die Facebook Business Suite (sofern für den Account bereits verfügbar), der Werbeanzeigenmanager und der Events Manager genutzt werden.
Dass die überraschende Ankündigung über Facebook Analytics in Verbindung stehen könnte zu den starken Datenverlusten durch beispielsweise das iOS14-Update, ist offiziell nicht bestätigt, jedoch eine naheliegende Vermutung.
Facebook Studie zu Diversität
Von Facebook gab es im März eine neu veröffentlichte Studie zu Diversität und Inklusion im Social-Media-Werbeumfeld. In der Studie enthalten waren eine Umfrage unter 1.200 Personen, eine Überprüfung von mehr als 1.200 Brand-Lift-Studien und eine Analyse von mehr als 1.000 Facebook Videoanzeigen. Einige der Ergebnisse haben wir euch hier zusammengefasst:
- Menschen mit Behinderungen sind in den überprüften Onlineanzeigen stark unterrepräsentiert (in nur 1,1% der untersuchten Anzeigen vorhanden), ebenso wie Mitglieder der LGBTQ+-Community (0,3%).
- Frauen werden 14,1-mal häufiger als Männer in freizügiger Kleidung gezeigt und werden 6,9-mal häufiger objektiviert.
- 54% der Befragten gaben an, dass sie sich in der Onlinewerbung kulturell nicht vollständig repräsentiert fühlen.
Generell zeigte die Studie, dass noch immer viele Stereotype in Social Media Ads vorherrschen und die Herangehensweise an Werbemitteilungen häufig sehr konservativ ist.
Dabei lohnt es sich für Marken, sich für Diversität und Inklusion einzusetzen: „Rund 59% der befragten KonsumentInnen gaben an, dass sie Marken, die für Vielfalt und Inklusion in der Onlinewerbung stehen, loyaler gegenüberstehen, und 59% sagten ebenfalls, dass sie lieber von solchen Marken kaufen.“
Außerdem stehen an oberster Stelle natürlich die positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft, wenn Diversität und Inklusion zum Selbstverständnis von Onlinewerbung werden.
Instagram launcht überarbeitete Instagram Lite App
Ursprünglich im Dezember in Indien gestartet, wurde jetzt im März verkündet, dass die Lite-Variante der beliebten App nun in 170 Ländern ausgerollt werden soll. Sie wurde für Android entwickelt, um Menschen, die in ländlichen und abgelegenen Gegenden leben, ein hochwertiges Instagram-Erlebnis mit geringem Datenverbrauch zu ermöglichen. Mithilfe der abgespeckten Variante sollen mehr Menschen miteinander verbunden werden können: Etwas mehr als 63% der Weltbevölkerung ist online, im Vergleich dazu sind es von allen EinwohnerInnen Nordamerikas fast 90%. Viele der Regionen, die vernetzt sind, verfügen nicht über die modernsten Mobilgeräte, stabile Internetverbindungen oder erschwingliche Datentarife, die für eine schnelle Bereitstellung der Videos und Bilder auf Instagram erforderlich sind.
Nur zwei Megabite werden beim Herunterladen von Instagram Lite benötigt – für die Vollversion braucht es 30 Megabite. Selbst bei schwachen Internetverbindungen können mit der Lite App die meisten Funktionen von Instagram genutzt werden, nur besonders fortschrittliche Tools wie AR-Filter stehen hier nicht zur Verfügung.
Gated Content & Instagram for Kids?
Sehen wir bald mehr und mehr Gated Content auf Instagram? Einige Influencer starten bereits mit privaten Pay-to-Follow Accounts auf dem Netzwerk. Es ist fraglich, wie sehr das Ganze in die Nutzungsbedingungen von Instagram passt und ob es irgendwann wirklich so weit führen könnte, dass ein Abo-Modell in der App integriert wird. Bisher heißt es viel mehr:
„Don’t worry, you aren’t going to have to start paying to follow all of the thousands of influencers you currently do. Instead, this is an extra on top of the content influencers are already providing for free.“
Außerdem wurde im März verkündet, dass Facebook wohl an einer Instagram-for-Kids-Version für unter 13-Jährige arbeitet. Nach aktuellen Nutzungsbedingungen ist der Gebrauch der regulären App für Kinder unter 13 Jahren untersagt. Über Instagram for Kids wird in einem internen Post berichtet:
„We will be building a new youth pillar within the Community Product Group to focus on two things: (a) accelerating our integrity and privacy work to ensure the safest possible experience for teens and (b) building a version of Instagram that allows people under the age of 13 to safely use Instagram for the first time.“
Einen super Einblick in beide Themen erhaltet ihr auch in dieser Wins & Fails Podcast-Folge mit Steffen und Max: Wie sehr lohnen sich solche privaten Instagram Accounts und was halten die beiden von Content für Kids? Hört unbedingt mal rein!
TikTok
TikTok baut Ressourcenbereich aus
Gleich zwei Neuerungen hielt TikTok im März für Werbetreibende bereit: Zum einen hat TikTok eine neue Plattform gestartet, die Business-Tipps und Guides bereitstellt, um Marken dabei zu helfen, die Short-Video-Plattform bestmöglich für sich zu nutzen. Hier wird auf unterschiedliche Aspekte wie Ads-Strategie und Key Trends eingegangen, auch Case Studies und zahlreiche Anwendungsbeispiele erwarten die Werbetreibenden.
Start der TikTok Ads Library
Außerdem hat TikTok seine neue Ads Library gelaunched, mit der Werbetreibenden ermöglicht wird, die am besten performenden Anzeigen in einer Reihe von Kategorien finden zu können. „Top Ads“ heißt diese Anzeigenbibliothek, in der man nach den besten Kampagnen je nach Region, Industrie und Anzeigentyp suchen kann. Die Ergebnisse können dann weiter nach Zeit (letzte sieben Tage oder letzte 30 Tage) und nach Leistung (CTR, Impressionen, 6-Sekunden-Videoaufrufrate) gefiltert werden.
Diese Anzeigenbibliothek ist definitiv noch im Entstehungsprozess, aber es bleibt spannend, in den nächsten Monaten zu beobachten, mit was für Ads sie so aufgefüllt wird.
LinkedIn veröffentlicht Tipps für Video Ads
Das Business-Netzwerk hat 3.649 Videoanzeigen analysiert und daraus einen Guide mit Tipps für Werbetreibende erstellt. Grund für diese Analyse war, dass auch auf LinkedIn Videoanzeigen immer wichtiger werden. So ist laut LinkedIn die Wahrscheinlichkeit, dass NutzerInnen ein Video auf der Plattform teilen, 20-mal höher als bei jeder anderen Art von Posts. Die vier wichtigsten Tipps, die in dem Guide für Videoanzeigen abgeleitet worden, sind:
- Include a Demo and an Offer -> Demos, die ein Produkt/eine Dienstleistung in Aktion zeigen, funktionieren gut. Und Anzeigen mit einem Angebot in der Überschrift, erzielten laut LinkedIn eine acht Prozent höhere Abschlussrate.
- Animate your Video Ad -> Bewegte Grafiken sollten verwendet werden, um die Markengeschichte zu erzählen und Produkte oder Dienstleistungen besser zu demonstrieren.
- Keep Audio simple, use Captions -> 79% der Videos werden ohne Ton geschaut. Wenn Untertitel verwendet werden, kann das dazu beitragen, mehr Engagement beim Publikum zu erzeugen.
- Keep Copy short, with a CTA-Button -> Kurze, prägnante Texte funktionieren am besten: Texte sollten auf drei Zeilen oder kürzer gehalten werden. Die Kernaussage sollte in den ersten beiden Zeilen auf den Punkt gebracht werden.
Spotify
Spotify Ad Studio nun auch in Deutschland
Im März launchte Spotify seine Self-Service-Plattform „Ad Studio“, die von nun an das Werben auf der Plattform erheblich erleichtern soll. So haben Werbetreibende hier die Möglichkeit, NutzerInnen in Situationen zu erreichen, die über andere digitale Medien so nicht möglich wären, beispielsweise während des Zubereitens einer Mahlzeit oder beim Sporttreiben.
Mithilfe des Ad Studios soll es ganz einfach sein, die passende Zielgruppe anzusprechen. Durch verschiedene Targeting-Tools kann man seine Ads nach Alter, Geschlecht und Standort, nach Interessen, nach gehörtem Genre sowie Echtzeit-Kontexten uvm. ausrichten. Hier können eigens erstellte Creatives hochgeladen, aber auch Audio Ads mithilfe individueller Assets innerhalb von 24 Stunden kostenlos durch Spotify zur Verfügung gestellt werden. Um eine Kampagne schalten zu können, bedarf es 250 Euro Mindestbudget. Diese Kampagnen lassen sich auf dem einfachen Interface dann unkompliziert anlegen. Wir sind gespannt, wie sich das Ad Studio in den kommenden Monaten noch weiterentwickeln wird.
Und sonst so:
Apples iOS14-Update: Konflikt mit China
Im Streit um verschärfte Richtlinien zum Datentracking einhergehend mit Apples iOS14-Update tritt im März neben Facebook ein neuer Hauptakteur ins Rampenlicht: China und dessen Technologiekonzerne. Wie die FAZ berichtet, arbeiten chinesische Tech-Konzerne wohl an einem Workaround, mithilfe dessen das Apple-Update umgangen und NutzerInnen auch weiterhin ohne genehmigte Nachverfolgung erreicht werden können. Der bekannte Software-Konzern Bytedance bietet wohl bereits eine alternative Tracking-Technologie an, mit der Apple-NutzerInnen verfolgt werden können. Apps in Apples App-Store müssen sich eigentlich an die Richtlinien des Unternehmens und somit die verschärften Tracking-Maßnahmen halten, wenn sie zugelassen werden wollen. Dennoch könnte der Fall eintreten, dass das Unternehmen bei diesem Konfrontationskurs mit China klein beigeben muss.
Das iOS14-Update beherrscht derzeit die Arbeitswelt sämtlicher Advertiser und hält auch uns ganz schön auf Trapp. Wenn ihr nochmal einen hilfreichen Einblick in diese Thematik rund um Tracking, Privatsphäre der NutzerInnen und die Werbeauswirkungen bei Facebook und Co. haben möchtet, dann legen wir euch unsere Verklickt & Zugenäht Podcast-Folge zum iOS14-Update oder Björns Blogbeitrag zu den anstehenden iOS14-Herausforderungen sehr ans Herz.
Twitch Scoring-System
Twitch arbeitet wohl an einem Scoring-System, welches Streamer auf deren „Brand Safety“ einschätzt. In den Score sollen Alter, Bannhistorie, aktuelle Beziehung zu Twitch (Partnerstatus y/n oder Plattformvertrag), Umsetzung der Chat-Moderation und Altersfreigabe des gestreamten Contents einfließen. Zusätzlich zu diesem automatisierten Scoring soll anscheinend auch eine manuelle Einschätzung durch Twitch selbst möglich sein. Ziel des Scoring-Systems ist es, Werbetreibenden die Placement-Auswahl zu erleichtern. Ähnliche Scores sind bereits auf Youtube oder Twitter live. Auf Twitch befindet sich das Scoring-System derzeit in einem nicht-öffentlichen Test und wurde lediglich auf Twitter geleaked.
Pinterest: Hautton-Auswahl für Beauty-Anfragen
In den USA und anderen englischsprachigen Ländern ist es schon länger verfügbar, nun wurde eine neue Funktion auch in Deutschland und zwölf weiteren Ländern ausgerollt: Ab sofort ist es möglich, Suchanfragen zu Beauty-Themen auf der Grundlage von Hauttönen einzugrenzen. Diese Filteroption soll dazu beitragen, dass sich jedeR repräsentiert fühlen kann: „Wir möchten es unseren NutzerInnen auch weiterhin leicht machen, relevante und personalisierte Beauty-Inhalte zu finden, die zu ihrem Hautton, Stil und Geschmack passen.“ Auf diese Weise möchte Pinterest nicht nur inspirierender, sondern auch inklusiver sein und seine NutzerInnen bestmöglich zu deren persönlichen Auftreten und Interessen abholen. „Inklusion und Diversität haben für unsere Teams oberste Priorität. Es gibt zwar noch viel zu tun, aber wir setzen alles daran, dass unsere Plattform alle mit einbezieht und repräsentiert.“