Der Instagram-Vollbild-Feed – wieder einmal clever geklaut?
Nanu, habe ich mich in der App vertan? Das werden sich die ersten TesterInnen des Vollbild-Feeds auf Instagram gefragt haben. Instagram läuft TikTok und Snapchat mal wieder hinterher und testet aktuell den Fullscreen-Feed, wie wir bereits in unserer letzten Social-Media-Auslese berichtet haben. Heißt: Alles wird im 9:16-Format angezeigt. Was das Update genau bedeutet, wie die Internet-Reaktionen auf die Ankündigung waren und wie das Content & Creative-Team von Projecter den neuen Feed einschätzt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Dass Instagram TikTok mal wieder etwas nachmacht, ist nichts Neues und verwundert auch nicht wirklich. Die App will schließlich mit seinem größten Konkurrenten mithalten. Aber ist es der richtige Weg, die eigene Identität dafür aufzugeben? Instagram startete schließlich mal als Bilder-App. Na, wer kann sich noch erinnern?
Instagram-Chef Adam Mosseri sieht die Zukunft von Videos und Fotos jedenfalls in „Mobile First“. Er will mit dem Vollbild-Feed die User Experience verbessern und mehr Platz für Inhalte schaffen. Das ultimative Ziel ist es, den gesamten Content – Fotos, Videos, Stories – in einen immersiven Feed zu packen.
Wir bewegen Instagram in eine Richtung, in der Videos ein größerer Teil des Home-Erlebnisses sind, in der die Inhalte immersiver sind – sie nehmen mehr Platz auf dem Bildschirm ein – in der ein größerer Teil der Feeds Empfehlungen sind. Dinge, von denen wir denken, dass sie dir gefallen könnten, von denen du aber vielleicht noch nichts gehört hast, und in der du mehr Kontrolle über das Erlebnis hast.
Instagram-Chef Adam Mosseri (Quelle: Instagram)
Reaktionen zum Vollbild-Feed auf Instagram
Mosseris Feedpost zum Update zog natürlich viele Kommentare nach sich. Hier sind einige davon (aus dem Englischen übersetzt). In vielen wird die Liebe der Instagram-User zu den Fotos deutlich:
„Ich bin kein Fan davon. Es fühlt sich ein wenig überladen an und es ist schwieriger, zu kommentieren oder sich sinnvoll zu beteiligen.“
„Wir wollen, dass es eine App zum Teilen von Fotos und Bildunterschriften ist. Und dass sich Instagram damit von TikTok und Snapchat abhebt.“
„Was nützt es, mein Foto zu vergrößern, wenn es niemand mehr zu sehen bekommt? Bitte bringt Fotos zurück. Aussagekräftige statische Inhalte sterben auf dieser Plattform einen langsamen Tod.“
Es gibt jedoch nicht nur negative Stimmen zum Update, einige NutzerInnen freuen sich über die Veränderung des Feeds:
„Ich liebe die immersive Erfahrung. #hereforit“
„Es ist toll, wenn die Inhalte mehr Platz auf dem Bildschirm einnehmen. Aber ich vermisse die Liebe zu den Fotos. Das ist der Grund, warum wir diese Plattform ursprünglich genutzt haben.“
Was bedeutet der neue Vollbild-Feed nun in der Praxis?
Hallo 9:16! Künftig müssen Social-Media-Manager und Creators nicht nur Bewegtbild, sondern auch Fotos in diesem Format parat haben. Sonst sieht’s blöd aus und es werden höchstwahrscheinlich Balken gesetzt. Das hat natürlich den Vorteil, dass Feedposts und Stories nicht mehr in unterschiedlichen Formaten erstellt werden müssen.
Ciao Caption: Sie verschwindet zwar nicht, aber rückt mit der Einführung des Fullscreen-Feeds deutlich in den Hintergrund. Ganz einfach, weil man sie dann nicht mehr so gut auf den ersten Blick sieht. Sie konkurriert außerdem mit dem Bild- bzw. Videotext. Umso mehr muss man bei der Positionierung des Textes auf Bild und Video Acht geben.
Und Stories? Die Story-Leiste verschwindet – zumindest auf den ersten Blick. Sobald man scrollt, taucht sie aber wieder auf. Reels-Tab: Laut Quartalsinfo von Instagram-Mutterkonzern Meta machen Reels (eine weitere TikTok-Kopie) bereits mehr als 20 Prozent der Zeit aus, die Menschen in der App verbringen. Dieser Ideen-Klau hat sich also gelohnt. Video-Content wird dementsprechend zunehmend mehr Raum gegeben. Aktuell ist der Reels-Tab noch die Haupt-Anlaufstelle für vertikale Videos. Der könnte mit dem neuen Feed überflüssig werden.
Meinungen zum Vollbild-Feed aus dem Projecter-Team
Auch im Content & Creative-Team von Projecter sind die Gedanken und Gefühle gemischt.
Senior-Konzepterin Melanie ist zwiegespalten: „Ich find’s eigentlich ziemlich cool, dass der Content dann mehr Platz einnimmt und man auch mehr Platz hat, mit dem man gestalterisch spielen kann.“ Die Umsetzung findet sie allerdings noch nicht wirklich gelungen, da der Text-Overlay so viel Platz einnimmt – Caption und Bild- bzw. Videotext stehen in Konkurrenz.
Social Media Specialist Stefanie wundert es überhaupt nicht, dass Instagram den Vollbild-Feed testet. Die App versuche alles, um attraktiv zu bleiben. „Aber ich sehe es kritisch, denn ich hatte ein wenig die Hoffnung, dass Bilder neben Reels existieren können. Aber das wird nun noch schwieriger. Die Formate müssen neu gedacht werden. Und am Ende hat das alles immer so ein Geschmäckle, weil es eben von anderen Plattformen geklaut ist.“
Unsere TikTok-Queen Charlotte ist generell etwas genervt davon, dass die verschiedenen Plattformen gegenseitig ihre USPs kopieren und sich somit immer mehr einander annähern. Die Differenzierung der einzelnen Netzwerke werde so sehr „schwammig“. „Generell finde ich die Idee eines immersiven Feeds natürlich super interessant, bin aber noch gespannt wie das mit statischen Bildern funktionieren soll.“
Junior Specialist Kurt sieht einen ganz klaren und praktischen Vorteil im Vollbild-Feed: Beiträge und Stories müssen nicht mehr getrennt erstellt werden. Aber erspart das Arbeit? Schließlich muss dann stärker darauf geachtet werden, dass Caption und Bild- bzw. Video-Untertitel sich nicht überlappen.
Wir bei Projecter sind also zwiegespalten und finden es nicht cool, dass Instagram so dreist kopiert. Trotzdem sehen wir ein paar Vorteile und sind natürlich gespannt, was passiert.
Ausblick und Tipps für mehr Aufmerksamkeit bei Instagram
Unser Fazit: Es bleibt nun abzuwarten, ob der Vollbild-Feed auch tatsächlich für alle NutzerInnen ausgerollt wird. Klar ist aber jetzt schon: Künftig kommt es noch mehr auf gute Bilder und vor allem Video-Content an. Die Texte sollten möglichst kurz und knackig und vor allem gut lesbar sein.
Carousel-Posts funktionieren neben Reels allerdings auch immer noch gut. Achtet bei euren Posts auf wertvollen Content mit Mehrwert und seid euch darüber im Klaren, wer eure Zielgruppe ist. Nur mit Hilfe von zielgruppenspezifischen Inhalten kann Instagram auch verstehen, wo die Inhalte ausgespielt werden sollen.
Verratet uns doch gerne eure Meinung zum Vorhaben von Instagram in den Kommentaren!