Der neue Stern am Marketing-Himmel? – Was kann Clubhouse

Exklusiv. Elitär. Einzigartig. Die Rede ist natürlich von Clubhouse. Während die einen der Hype-App mit Suchtfaktor bereits erlegen sind, haben die anderen noch nie etwas davon gehört – oder gehören zu den 80% in Deutschland, die die App vorerst noch nicht nutzen können. Was die neue App genau kann und welche Möglichkeiten sich fürs Online Marketing ergeben, haben wir für euch zusammengefasst.   

Wie fing alles an?

Obwohl die App bereits im März 2020 in den USA gelauncht wurde, hat sie uns in Deutschland erst Mitte Januar 2021 so richtig erreicht. Wobei „erreicht“ ein zu schwaches Wort ist: Clubhouse wurde gefühlt über Nacht zu DER Hype-App, von der in sämtlichen Social Media Feeds die Rede war.

Was ist Clubhouse? 

Das Social Network für Audio-Inhalte bringt das Podcast-Format aufs nächste Level und Interaktivität mit ins Spiel. Clubhouse bietet Usern die Möglichkeit, Podiumsdiskussionen live zuzuhören und sogar selbst mitzudiskutieren. Dabei hat das Audio Only Format für die TeilnehmerInnen seinen ganz eigenen Reiz: kein Stress, vor der Kamera gut auszusehen und so ist Mitdiskutieren auch beim Kochen, Badputzen oder abends im Bett möglich. Das besondere Feature: Die Diskussionen finden nur live statt und dürfen laut Richtlinien nicht aufgezeichnet werden. Ein Hören „on Demand“ ist daher ebenso wenig möglich wie Nachhören. 

Wie funktioniert’s?

Als User betritt man sogenannte “Rooms”, in denen Live-Diskussionen stattfinden. Hier kann man den Speakern zuhören und wer selbst etwas sagen möchte, kann sich über das Hand-Symbol melden. Die ModeratorInnen der Rooms entscheiden darüber, wer zu Wort kommt. Es gibt Rooms zu allen erdenkbaren Themen, die einem vorgeschlagen werden – man kann aber auch selbst Rooms eröffnen.
Befindet man sich inmitten einer fesselnden Diskussion und möchte Freunde dazu einladen, kann man das seit Neuestem über das [+] Zeichen in einem Raum tun und direkt den Link mit Anderen teilen.

Wer kommt rein?

Aktuell ist der Zugang zu Clubhouse stark beschränkt, denn die App läuft exklusiv unter iOS. Da sich die App noch in der Beta-Phase befindet, dürfte diese Zugangsbeschränkung wohl nur von vorübergehender Dauer sein. Und tatsächlich haben die Gründer der App, Rohan Seth und Paul Davison, kürzlich auf ihrem Blog verkündet, dass es künftig auch eine Android-Version geben soll. 

Doch das ist der Beschränkungen noch nicht genug: Denn rein kommt außerdem nur, wer vorher eingeladen wurde – wobei jeder neue User die Möglichkeit hat, zwei weitere FreundInnen einzuladen.

Worin liegt der Reiz?

Im Moment sind es drei Dinge:

1. Die Exklusivität

2. Prominente Speaker (Caro Daur, Joko Winterscheidt, Christian Lindner, Thomas Gottschalk, Frank Thelen, Sascha Lobo, Mario Götze, um nur einige zu nennen)

3. FOMO (“Fear of Missing Out”): Wenn man nicht jetzt, in genau diesem Moment, einem bestimmten Room beitritt und die Diskussion dort verfolgt, ist die Chance weg!

Aber es gibt auch schon mächtig Kritik an Clubhouse

Zum einen ist der Datenschutz der App fragwürdig: Um jemanden einzuladen, ist es notwendig, seine gesamte Kontaktliste hochzuladen. Einem kalifornischen Start-Up also seine gesamten Kontakte einfach so überlassen, nur weil es ein neues Social Network verlangt?!

Zum anderen ist der Audio-Only-Inhalt – der nicht aufgezeichnet werden darf – weitgehend ungefiltert. Somit haben ModeratorInnen eine extreme Verantwortung, einzugreifen, falls es zu Verstößen gegen Richtlinien kommt. Allerdings können seit Neuestem auch ZuhörerInnen störende Personen melden (über das “…” Zeichen), sodass eine Nachverfolgung einfacher wird.

Woher kommt der Erfolg?

Clubhouse hat den ultimativ richtigen Moment erwischt. Ein Großteil der Menschen sitzt seit Beginn der Pandemie zu Hause und hat förmlich auf eine Möglichkeit gewartet, mit anderen (wir reden hier in Größenordnungen von bis zu 1000 und mehr TeilnehmerInnen in einem Room) öffentlich zu diskutieren

und trotzdem Social Distancing einzuhalten – oder sich in Zeiten ohne Konzerte von Axel Mansoor persönlich in den Schlaf singen zu lassen.

Was hat Clubhouse in Sachen Online Marketing zu bieten?

Auf jeden Fall die Möglichkeit, den eigenen Content auf einer zusätzlichen und neuen Social-Media-Plattform zu präsentieren. Ganz konkret können so der eigene ExpertInnenstatus weiter ausgebaut und neue Zielgruppen erreicht werden. Im Moment ist die Zahl der Rooms und darin stattfindenden Diskussionen noch überschaubar, weshalb man auch mit weniger bekannten Namen Aufmerksamkeit für das eigene Thema oder die eigene Brand gewinnen kann und, im Optimalfall, neue Follower. Wenn es um neue Kontakte geht, bietet sich in Clubhouse durch die fehlende Messaging-Funktion noch eine weitere Strategie an: Da zumeist nicht alle User, die gerne mitdiskutieren würden oder eine Frage haben, auch zu Wort kommen können, kann man die Diskussion auch in ein anderes Social Network verschieben à la „Wenn ihr noch Fragen oder Anmerkungen habt, schreibt mir doch auf Facebook/Instagram/Twitter.“ Darüber hinaus gibt es natürlich auch Rooms, die sich direkt dem Thema Online Marketing widmen.

Erwähnt werden muss natürlich auch die Marketingstrategie der App selbst: Auch wenn es sich bei der Exklusivität und eingeschränkten Nutzbarkeit aller Wahrscheinlichkeit nach um vorübergehende Phänomene handelt und nicht ganz klar ist, ob diese nun von vorneherein beim Launch der App intendiert waren oder doch schlicht und einfach dem ganz natürlichen Entwicklungsprozess der App geschuldet sind – Fakt bleibt, FOMO und „künstliche Verknappung“ haben auf jeden Fall ihren Teil zum Hype beigetragen.

Was passiert, wenn alle eine Einladung haben und es die App auch für Android gibt?

Die Audio only Live-Diskussionen sind das Herausstellungsmerkmal von Clubhouse. Sie könnten langfristig gesehen aber auch zur Achillesferse der App werden. Podcasts und Streaming-Dienste verdanken ihren Erfolg nicht zuletzt dem aktuellen Trend der „On Demand“-Nutzung. Außerdem arbeitet Twitter schon an einem Konkurrenz-Format (“Spaces”), das Sprachnachrichten in die App integrieren soll. Zu erwarten ist auch, dass es die App in Post-Corona-Zeiten schwerer haben wird, wenn es die Menschen in ihrer Freizeit wieder vermehrt in Bars und Kneipen zieht und größere Treffen im Freundes- und Familienkreis wieder möglich sind: dann wird die Zeit für Clubhouse rar. Ob es sich bei Clubhouse also um einen Hype handelt oder die App es tatsächlich schafft, sich als neues Social Network zu etablieren, muss sich erst noch zeigen. Aber wer weiß in diesen Zeiten schon, was nächste Woche sein wird…

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