Social Media Auslese August 2020
Ein Thema bestimmte im August die Nachrichten aus der Social-Media-Welt ganz besonders: Die drohende Verbannung von TikTok aus dem US-Markt. Das dürfte nicht nur bei den Millennials für einen Schock gesorgt haben. In der aktuellen Auslese verraten wir euch, wie das eine zum anderen geführt hat und welche News die Branche im letzten Monat sonst noch so bewegt haben.
iOS Update bereitet Werbetreibenden Sorgen
Das neue Betriebssystem aus dem Hause Apple bietet NutzerInnen die Möglichkeit, die Weitergabe ihrer Daten an Dritte abzulehnen. Genauer gesagt ist die Datensammlung ohne konkrete Erlaubnis nicht mehr möglich. Was für die einen ein Zugeständnis zur Sicherheit und Transparenz in Sachen Datenschutz ist, bedeutet für die anderen einen enormen Rückschlag im Bereich personalisierter Werbemöglichkeiten.
Facebook geht davon aus, dass im Audience Network mit einem Einbruch der Werbeeinnahmen von etwa 50% zu rechnen ist. Das Unternehmen zieht daraus eine drastische Konsequenz: “Trotz unserer Bemühungen wird diese Änderung das Audience Network auf iOS 14 leider derart unwirksam machen, dass es keinen Sinn ergibt, das Audience Network für iOS 14 in Zukunft anzubieten.” heißt es bei Facebook. Trotzdem versuche man, an einer Lösung für Publisher und EntwicklerInnen zu arbeiten.
Für Verärgerung sorgt außerdem, dass Apple die Sammlung von Userdaten über die eigene Werbeplattform “SKAdNetwork” weiterhin ohne direkte Zustimmung zulässt. Grund dafür seien die eigenen hohen Sicherheitsstandards.
Facebook Events
Auch Facebook zieht in Sachen digitale Konferenzen weiter mit. Für Online-Events über Facebook Live können demnächst Teilnahmegebühren erhoben werden, was die Abwicklung von monetarisierten Webinaren, Workshops und Konferenzen auf der Plattform möglich macht. Gut zu wissen: Bei BetreiberInnen kommen voraussichtlich nur gut 70% der Einnahmen an, wenn die NutzerInnen nicht über Facebook Pay zahlen – und dieser Dienst steht in Deutschland leider noch nicht zur Verfügung.
Werbeanzeigenberichte nun auch visualisiert
Neben der Erstellung von Werbeanzeigenberichten als Pivot-Tabelle bietet das Facebook Business Tool nun auch die Möglichkeit, Berichte als Liniendiagramm oder als Balkendiagramm darzustellen. Das neue Layout verschafft Marketern mehr Übersichtlichkeit und erleichtert das Ablesen von Entwicklungen in der Anzeigenauslieferung. Die Kennzahlen können dazu wie gewohnt benutzerdefiniert ausgewählt werden.
Einen großen Nachteil sehen auch andere Marketer darin, dass der erstellte Bericht lediglich als Pivot-Tabelle oder als Bilddatei im PNG-Format heruntergeladen werden kann. Die Diagramme werden beim Export nicht in Excel-Diagramme umgewandelt. Alles in allem geht das neue Feature in eine richtige Richtung, es weist aber noch viel Potenzial auf.
Ein Blick in die Zukunft? Facebook launcht die Beta Version der VR-Plattform Horizon.
Facebook launchte in der vergangenen Woche die invite only Beta-Version seiner neuen VR Experience Horizon. Kein schlechter Zeitpunkt für die Einführung einer Plattform, auf der wir uns virtuell begegnen können – besonders die soziale Distanzierung während der Pandemie gibt uns doch noch einmal eine neue Perspektive auf die Möglichkeiten, die in der Plattform stecken. Soziale Interaktion, wie kleine Spiele oder die gemeinsame Erstellung kreativer Welten in einem geteilten Raum, können uns auch während der andauernden Kontaktbeschränkungen durch Covid19 wieder näher zusammen rücken lassen.
Interessant könnte die Plattform auch für Unternehmen werden, denn neben Familientreffen birgt Horizon, wie Cathy Hackl schreibt, auch das Potenzial eines virtuellen Working Spaces.
Die neue VR-Plattform bietet dabei multiple Möglichkeiten, einen Raum nach den eigenen Bedürfnissen zu schaffen, in dem sich zukünftig auch Projektteams aus dem Home Office treffen könnten. Auch aus Marketing-Sicht ergeben sich völlig neue Möglichkeiten mit KundInnen und InteressentInnen zu interagieren. Denkbar wären Gewinnspiele als spielerische Matches, virtuelle Produktpräsentationen oder die Erschaffung eigener Marken- oder Produktwelten, in denen Unternehmen auf neuen Wegen mit ihren KundInnen in Kontakt treten können. Es bleibt aber abzuwarten, wie gut die Plattform angenommen wird, da die Oberfläche stark an ein Spiel erinnert und wahrscheinlich nicht jeden wirklich abholt. Hinterlasst uns in den Kommentaren gerne eure Meinung zu dem neuesten Produkt der Facebook-Familie.
Neuer Shop Tab für mehr Conversions
Instagram launcht den neuen Shop Tab innerhalb des Bereichs “Entdecken”. Nachdem das neue Feature in den USA getestet wurde, ist es nun auch in Deutschland verfügbar. Shops, die ihren Content fleißig mit Produkt-Markierungen versehen haben, werden nun in diesem Tab angezeigt und können den UserInnen direkt ihre Produkte in der App verkaufen. Das Shopping-Erlebnis soll so für die UserInnen weiter verbessert werden, denn Inspiration und Kauf liegen mit dem neuen Tab näher beieinander. Nach einer Umfrage gaben über 80% der Befragten an, sich von InfluencerInnen auf Instagram inspirieren zu lassen und dann auch die beworbenen oder präsentierten Produkte zu suchen und zu kaufen. Im Shop Tab werden den UserInnen nun gezielt Produkte von Accounts vorgeschlagen, denen sie folgen oder die relevant sein könnten.
Außerdem
Anzeigen können jetzt auch ohne Facebook-Konto geschaltet werden. Zur Optimierung und Kontrolle empfiehlt es sich jedoch, auch weiterhin eine Schaltung über den FB-Werbeanzeigenmanager zu organisieren. Hier laufen alle Daten zusammen und können einfacher gemanagt werden.
Außerdem automatisiert der Instagram-Algorithmus nun den persönlichen News Feed. Hier werden den UserInnen nun nicht mehr ausschließlich Posts von Accounts angezeigt, denen sie folgen. Auch vorgeschlagene Postings, die vorher nur im Entdecken-Tab zu finden waren, finden nun ihren Weg in den News Feed. So können Reichweiten erhöht und neue FollowerInnen generiert werden.
Neue Features für Shopping Pins: Labels wie “beliebt” oder “Best Seller” sowie Produktratings sollen die Shopping-Anzeigen für die NutzerInnen noch auffälliger machen und so die Conversions erhöhen. Weitere Zusatzinformationen wie Ersparnisse bei Sale-Produkten und Aktionen oder Versandoptionen sollen nun ebenfalls die Ads erweitern.
TikTok
“The spread in the United States of mobile applications developed and owned by companies in the People’s Republic of China (China) continues to threaten the national security, foreign policy and economy of the United States.”, verkündete US-Präsident Trump am 6. August und eröffnete damit die nächste Runde in seinem Provokations-Match gegen die chinesische Regierung. Die veröffentlichte Verordnung sieht vor, dass innerhalb von 45 Tagen alle Transaktionen zwischen den chinesischen Apps TikTok oder WeChat und einer US-amerikanischen Körperschaft oder US-amerikanischem Eigentum eingestellt werden müssen. Konkret stellt Trump ByteDance mit diesem Ultimatum vor die Wahl, die App an US-amerikanische Firmen zu verkaufen oder sich aus dem Markt zurückzuziehen. Interessant ist auch, dass das US-amerikanische Finanzministerium laut Trump an einem möglichen Deal erheblich mitverdienen soll, da es die Übernahme an ein amerikanisches Unternehmen erst ermögliche. Über die tatsächlichen Motive Trumps gibt es nur Spekulationen, fest steht aber, dass ByteDance nicht das erste Unternehmen wäre, das Trump vom US-Markt verdrängen will (denken wir nur einmal an Huawei).
Konkret wirft Trump TikTok vor, die Daten us-amerikanischer NutzerInnen an die chinesische Regierung weiterzugeben. Er kritisiert aber auch den Umgang mit systemkritischen Inhalten, etwa die gesperrten Videos von den Protesten in HongKong oder Posts, die auf die Misshandlungen der muslimischen Minderheit in China hinweisen.
Aber auch Desinformation zum Coronavirus, die über TikTok verbreitet werde, sieht der Präsident als Gefahr für die Sicherheit der USA. Was man zugeben muss – mit Desinformationen und ihrer enormen Wirkung kennt sich Trump bestens aus. Ohne zu behaupten, dass diese Vorwürfe gegen TikTok aus der Luft gegriffen wären (an Beweisen mangelt es bisher jedoch noch), kennen wir ähnliche Datenschutzprobleme von Facebook, Twitter und Co. Was daher viel wahrscheinlicher scheint, ist die wirtschaftliche Bedrohung, die Trump in der App sieht und die seinen Kampf gegen China und die innovative Kraft chinesischer Tech Companys zu leiten scheint. Die gesammelten Daten liegen nun nicht mehr in den USA, sondern außerhalb und bergen, wie alle persönlichen Daten, großes Potenzial.
Die Verordnung trifft neben TikTok auch den Dienst WeChat, der in China ohne große Alternativen als Plattform für Kommunikation sowohl innerhalb Chinas als auch ins Ausland dient. Die Auswirkungen wären sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich immens, wie die NY Times schreibt.
TikTok reagiert auf den drohenden Ausschluss vom Markt mit der Ankündigung, ein erstes europäisches Rechenzentrum in Irland zu errichten, um sich auch räumlich von China zu distanzieren und das Vertrauen westlicher NutzerInnen in den Datenschutz der App zu steigern. Außerdem reichte das Unternehmen Klage ein. Unterdessen melden große Unternehmen wie Microsoft und Walmart Interesse an einem Kauf an. TikTok birgt auch als Werbeplattform großes Potenzial für die beiden Giganten. Auch Twitter arbeitet an einer Möglichkeit, TikTok zu übernehmen. Ob das gelingen kann, ist jedoch unklar. Es bleibt also weiterhin spannend beim Newcomer der sozialen Netzwerke. Da schon einiges geschehen ist, haben wir euch hier eine kleine Timeline zum Überblick erstellt:
Anfang August – Trump kündigt nach einer Prüfung an, die chinesische App TikTok verbieten zu wollen |
Microsoft signalisiert Interesse an einer Übernahme von TikTok mit Hilfe von weiteren AnteilspartnerInnen und tritt mit ByteDance in Verhandlung |
06. August – das Weiße Haus veröffentlicht die Verordnung zum Verbot der chinesischen Apps TikTok und WeChat innerhalb von 45 Tagen |
TikTok kündigt an, gerichtlich gegen das Verbot vorzugehen, da es sich auf Vermutungen stützt |
08. August – Twitter bekundet Interesse an einer Übernahme von TikTok |
Trump verkündet ein Dekret, in dem er unter anderem die Löschung aller von TikTok gesammelten Daten von US-Bürgern bestimmt |
24. August – TikTok reicht beim Bundesgericht Klage gegen Trumps Verordnung zum Verbot der App auf dem US-amerikanischen Markt ein |
27. August – TikTok COO Mayer tritt zurück |
28. August – Walmart will sich an der Übernahme von TikTok beteiligen |
Und sonst so…
Facebook integriert Messenger Rooms in WhatsApp. Wer seine Lieben vermisst, kann sich zukünftig also in der App mit seinen Whatsapp-Kontakten zum Video Call treffen – auch in der Desktop Version.
Facebook veröffentlicht neue Nutzerzahlen: Q2 des Jahres bringt den Plattformen von Facebook 100 Mio. mehr monatliche User. Dieser Zuwachs ist vermutlich auf die Kontaktbeschränkungen während der Pandemie zurückzuführen, besonders das starke Wachstum in Indien ist aber sicherlich auch auf das dortige Verbot von TikTok und den Launch des Instagram Features Reels zurückzuführen.
Bezahlte Partnerschaften sind jetzt auch in Facebook-Gruppen möglich. Auch an der Analyse von Inhalten innerhalb von Gruppen wird bei Facebook weiter geschraubt.
Das Team von Facebook For Business hat in einem kleinen Video die Best Practices zur Verwendung von Bewegtbildern, Sounds und Stickern für Creatives zusammengefasst. Wichtigstes Learning: Weniger ist manchmal mehr!
Das alte Facebook-Design der Desktop-Version verschwindet ab September und damit auch die blaue Menüleiste. Das Interface von Desktop-Version und App soll so angeglichen werden. Kritik am neuen Design gibt es vor allem wegen der Navigationsstruktur. Das scheint bei vielen nicht so intuitiv anzukommen, auch laufen manche Funktionen noch nicht reibungslos.
Eine Studie zeigt, dass Karussells auf Instagram für mehr Engagement sorgen als andere Formate. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil des Formats an den gesamten Posts auf Instagram um fünf Prozent gestiegen. Besonders die Bild-Video-Kombination steigert das Engagement stark und birgt deshalb einiges an Potenzial für Marketer.
Hinter dem immensen Hacker-Angriff auf über 100 prominente Twitter-Accounts Mitte Juli soll nach neuesten Erkenntnissen ein 17-Jähriger “Drahtzieher” stecken. Bei dem tatsächlich geglückten Versuch, sich von Twitter-NutzerInnen Bitcoins überweisen zu lassen, hetzte er sowohl das FBI als auch den Secret Service auf sich. Obwohl die Täter schnell gefasst werden konnten, bleibt wohl eines klar – Twitter hat nun mit einem enormen Misstrauen gegen die Sicherheitsvorkehrungen der Plattform zu kämpfen.
Á propos Twitter: Habt ihr euch auch schon so manches Mal gefragt, was es mit dem ein oder anderen Trend bei Twitter so auf sich hat? Damit seid ihr nicht allein! Twitter kündigte deshalb an, die Trending Topics zukünftig mit einem gepinnten, stellvertretenden Post und einer kleinen Beschreibung zu versehen. Das soll für mehr Transparenz sorgen und problematische Hashtags sollen durch diese weitere Prüfungsebene keinen Zugang zu erhöhter Reichweite erhalten.
TikTok bietet derzeit außerdem ein Business Webinar zur Creation von Branded AR-Effekten an. Wichtigstes Learning für alle Creatives: “Don’t make Ads. Make TikToks.”
Großartiger Blog, ich komme gerne regelmäßig vorbei um mitzulesen. Liebe Grüße vom Jonas