Social Media Auslese – Februar 2018
Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Das musste ein durch Facebook groß gewordener Publisher diesen Monat auf schmerzhafte Art erfahren. Alles andere als schmerzhaft dürfte hingegen die Gefühlslage des Teams hinter der App „Vero“ gewesen sein, die es geschafft haben, dass in der Social Media Welt nicht nur von Facebook und Instagram die Rede war. Meaningful sind neben dem Hype um „Vero“ außerdem Interaktionen auf Facebook, denen zukünftig eine besondere Rolle zuteil wird.
Meaningful Interactions
(Quelle: Facebook Webinar)
Es ist DAS derzeitige Buzzword in der Social Media Szene: Meaningful Interactions. Der Paukenschlag sitzt immer noch tief in den Knochen der Social Media Manager seit Facebook eine radikale Umgestaltung des Newsfeeds verkündete. Weniger Inhalte von Seiten, mehr persönliche Inhalte. Back to the roots of Social Media! Facebook spricht selbst von „Meaningful Interactions“, die derzeit höchste Priorität genießen. Wer keine bedeutenden Interaktionen erzeugt, muss auf Reichweite verzichten. Das musste ein Publisher auf besonders harte Art lernen. Durch die Umstellung des Algorithmus verzeichnete LittleThings einen Traffic-Rückgang von 75%, was dazu führte, dass der Betrieb der Seite eingestellt wurde. Nicht zu vernachlässigen sind dabei die 12 Millionen Facebook Fans, die Little Things abonniert haben. Wenn selbst mehrere Millionen Fans nicht meaningful genug sind, scheint für Seitenbetreiber eine neue Zeitrechnung begonnen zu haben. Was unter „Meaningful Interactions“ genau zu verstehen ist, findet sich in dieser Slideshow. Wie Social Media Manager der Tagesschau oder BuzzFeed mit der neuen Entwicklung umgehen, lässt sich in diesem Blogpost nachlesen.
Goodbye Explore Feed
(Screenshot: Facebook Newsroom)
Groß war der Aufschrei, als Facebook die Ankündigung eines zusätzlichen Feeds im Oktober 2017 veröffentlichte. Das Besondere an dem sogenannten „Explore Feed“: ausschließlich Inhalte von Brands und Unternehmen sollten an diesem Ort erscheinen. Der Test, der auf wenige Länder begrenzt wurde, fand nun sein Ende. „You gave us our answer: People don’t want two separate feeds,“ lautete das Fazit von Facebook. Grundlage des Tests war das Feedback von Facebook Usern, die den Wunsch nach mehr Inhalten von Freunden und Bekannten äußerten. Die Aufsplitterung zu zwei separaten Feeds sorgte demnach nicht für eine steigende Zufriedenheit der Nutzer. Vielmehr erntete Facebook Kritik von den Rezipienten für die intransparente Vorgehensweise und den fehlenden Zugang zu aktuellen Informationen. Mag sich der Schaden für Facebook in diesem Fall in Grenzen halten, offenbart er für Publisher ein deutliches Dilemma: Facebook kann auf Medien verzichten, die Medien hingegen nur schwer auf Facebook. Eine Analyse zu diesem Experiment findet sich auf neunetz.com.
Verringerung der Ads Metriken
Das größte Social Media Netzwerk macht sein Geld nicht durch die bloße Anzahl an Nutzern, sondern durch die Unternehmen, die Werbeplätze auf der Plattform einbuchen. Um möglichst viele Unternehmen in diese Situation zu bringen, will Facebook seinen Dienst so einfach wie möglich gestalten. Nicht gerade einfach ist die Auswertung der aufgesetzten Werbekampagnen, allein durch die Anzahl der verschiedenen Metriken. Aus diesem Grund entschlackt Facebook zukünftig seine Metriken. Facebook sagt selbst, dass sich im Laufe der Zeit eine Vielzahl der KPIs als überflüssig erwiesen haben und mehr Fragen als Antworten verursachten (z.B. werden Button Klicks und Link Klicks separat gezählt, obwohl beide zum gleichen Ergebnis führen).
Angepasste Messung der organischen Reichweite
Anpassungen fanden neben KPIs, die dem Paid-Bereich zugeordnet werden, ebenso im organischen Segment statt. Wie bei bezahlten Posts und Anzeigen bereits üblich, wird die Zählweise der organischen Reichweite angeglichen. Bisher wurde eine bezahlte Impression erst dann gezählt, wenn der Inhalt des Posts vollständig geladen wurde. Unvollständige Posts die der Nutzer nicht komplett sieht (nicht startendes Video oder nicht geladenes Bild), zählen zukünftig nicht mehr als Impression. Durch diese Änderungen sollte jedoch bei den wenigsten Seiten eine signifikante Verschiebung der Reichweite stattfinden.
Facebook Live? Don’t believe the hype!
Vor einiger Zeit trauten sich nur die wenigsten Unternehmen an das Medium Video, doch die Zeiten haben sich geändert. Mit laufenden Verbesserungen der Technik und neuen Funktionen der Plattformen wurde Video für jeden zugänglich. Facebook Live war mitunter dafür verantwortlich, dass selbst Unternehmen, von denen es nicht erwartet wurde, auf Video setzten. Natürlich besitzt Facebook einen großen Hebel um neue Funktionen zu popularisieren. Besonders lukrative Reichweite war dabei das größte Argument, um Facebook Live auszuprobieren. Um das Medium darüber hinaus bekannter zu machen, schloss Facebook Deals mit großen Publishern ab. Der Deal war maximal einfach gestrickt: Facebook zahlt, der Publisher erstellt Facebook Live Videos. Das ging so lange gut, wie das Geld regelmäßig auf das Konto der Publisher einging. Nach dem Vertragsende lässt sich derzeit beobachten, dass die Anzahl an Facebook Live Videos einen deutlichen Rückgang verzeichnet. Seitens der Publisher wird das Argument aufgeführt, dass sich der Aufwand der Erstellung nicht durch ausreichende Monetarisierung deckt. Was bleibt? Wenn Facebook ein Thema meaningful machen möchte, hat es zumindest für den Start ausreichend Kraft, um es in Bewegung zu setzen.
Carousel Ads
Dass Werbeanzeigen Einzug in Instagram Stories Einzug gehalten haben, dürfte mittlerweile auch der letzte Instagram User bemerkt haben. Werbetreibenden wird in Zukunft noch mehr Raum in diesem Format gegeben. War die Werbeanzeige in den Stories bisher auf einen Clip begrenzt, lassen sich demnächst drei Videos bzw. Fotos verwenden. Facebook Anzeigenmanager dürfen sich dabei an Carousel Ads erinnert fühlen. Die Funktionen bleiben dabei erhalten – Story Ads können per Klick oder Wischen weitergeführt oder übersprungen werden.
„Follower“ Ads jetzt auch bei Instagram
Trotz der äußerst deutlichen Ansage von Facebook, zukünftig auf Interaktionen zu setzen, dürfte die Masse an Social Media Managern, die ein Auge auf die Anzahl der Fans werfen, unverändert groß ausfallen. Natürlich treibt sich auch auf Instagram ein Algorithmus herum, der dafür sorgt, dass Inhalte in nicht chronologischer Reihenfolge angezeigt werden. Dennoch ist dieser Filter bei weitem nicht mit dem von Facebook zu vergleichen, so dass die Zahl der Fans auf Instagram nach wie vor einen größeren Wert hat. Im Gegensatz zu Facebook vermissen Fan hungrige Account-Betreiber allerdings das Fan-Ad Format auf Instagram. Mit der neuen Möglichkeit, Personen auf das eigene Profil hinzuweisen, findet sich zumindest ein den Fan-Ads sehr ähnliches Format. Wie dieses Format aufgesetzt wird, haben wir ausführlich auf unserem Blog beschrieben.
Instagram Stories Screenshot Hinweis
Instagram is now notifying users when somebody takes a screenshot of their stories…..
….well it's over for us bitches ? pic.twitter.com/KTOf1E3Qrn
— bulldog (@gabrielmonstere) February 8, 2018
„Auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner“, heißt es so schön, wenn man etwas haben möchte, was gerade nicht erreichbar erscheint. So ähnlich lässt es sich für die Instagram Stories formulieren, die man auch nach 24 Stunden erhalten haben möchte. Zwar lassen sich von dem Produzenten Stories speichern, jedoch obliegt diese Entscheidung lediglich auf einer Seite. Story-Zuschauer bleibt nichts anderes als ein Screenshot. Um Story-Ersteller nicht im Dunkeln tappen zu lassen, wird zukünftig ein Hinweis erscheinen, sobald Zuschauer einen Screenshot der Stories aufnehmen. Inwiefern ist das interessant für Unternehmen? Auf diese Weise lässt sich zumindest feststellen, welche Inhalte besonderes Interesse bei den Zuschauern geweckt haben.
Sonstiges aus der Social Media Welt
Im Februar war es mal wieder soweit: Mit Vero hat ein neuer Stern die Galaxie der sozialen Medien erweitert. Allerdings war der Stern gar nicht so neu, wie es zunächst den Anschein machte. Der selbsternannte Konkurrent von Instagram und Facebook strahlt bereits seit 2015, allerdings weitgehend unbekannt. Wie aus dem Nichts berichteten nun plötzlich tausende Menschen auf Instagram über das neue Netzwerk. Besonders Instagram Stories wurden dabei als Kommunikationskanal für das neue Profil verwendet. Auf der Suche nach dem Grund für die nebulöse Popularität des Netzwerkes sind die OMR auf weibliche Cosplayer gestoßen. So schnell der Hype gekommen ist, geht er aber auch wieder. Besonders interessant war bei dieser Achterbahnfahrt, dass die App sehr schnell in die Kritik geraten ist, was besonders an dem Team hinter Vero lag.
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