Social Media Auslese Januar 2019
Das alte Jahr ist kaum vorüber, schon überschlagen sich News und Ankündigungen innerhalb der Branche. Als Neujahrsbonus quasi obendrauf, verwandeln sich diverse Kenner in Wahrsager und so manche Quelle lässt das Browserfenster wie eine Sendung auf Astro-TV erscheinen. Weil das ja aber auch irgendwie dazugehört und vermutlich fast jeder gern in die Zukunft schauen würde, haben auch wir uns einige Vorhersagen aus der Glaskugel gezogen und schon zu Anfang des Monats in unserem Podcast verpackt. Was das neue Jahr darüber hinaus sonst noch so zu bieten hat, erfahrt ihr wie immer hier in unserer Social Media Auslese!
Mark Zuckerbergs Vorsätze für 2019
Nach den diversen Rückschlägen, die Facebook im vergangenen Jahr durchleben und durchleiden musste, möchte Mark Zuckerberg nun in die Offensive gehen. Das Ziel für das kommende Jahr sei, alle paar Wochen an öffentlichen Debatten zur Rolle der neuen Technologien in der Gesellschaft teilzunehmen.
Inwieweit dieser Plan umgesetzt wird und inwieweit die direkte Rolle von Facebook innerhalb dieser Technologien und der Gesellschaft zum Thema wird, bleibt abzuwarten.
Noch mehr Vorsätze?
Diesmal ein Vorsatz des Netzwerks insgesamt. Nachdem Facebook das Anzeigengeschäft lokaler Zeitungen mit dem eigenen Werbeangebot kräftig torpediert hat, steht nun eine Rettungsmission auf dem Zettel. Das Netzwerk plant eine Investition von 300 Millionen Dollar über den Zeitraum von drei Jahren, um so Projekte und Zeitungen wie die Initiative „Bringing Stories Home“, das Pulitzer Center oder „Report for America“ zu unterstützen. Darüberhinaus sind im Rahmen des 2017 gegründeten Facebook Journalism Project auch Angebote und Tools verfügbar, die Journalisten und Redaktionen in der Vermarktung der eigenen Produktionen unterstützen sollen.
Die Süddeutsche Zeitung zitiert eine Studie der University of North Carolina, nach der seit 2004 etwa 1800 amerikanische Lokalzeitungen schließen mussten und von 3143 US-Countys 200 keine eigene Zeitung mehr haben. Somit kommen die Unterstützungsangebote wohl kaum ungelegen. Dennoch ist die Verantwortung, die Facebook selbst an der desolaten Situation trägt, nicht zu übersehen, da etwa 9 von 10 Dollar des Werbebudgets amerikanischer Unternehmen an Dienste von Facebook und Google gehen, so die SZ weiter.
Vordergründig erscheint die Initiative edel und der positive Effekt den die Unternehmung, insbesondere auf lokaljournalistisch gebeutelte Regionen wie den Mittleren Westen oder die Südstaaten ohne Frage haben kann, ist nicht zu unterschätzen. Hintergründig allerdings sollte auch danach gefragt werden, in welchem Kontext diese Entwicklungen stehen. 2018 war, wie bereits angedeutet, kein leichtes Jahr für das soziale Netzwerk und obwohl sich die Frage, ob man dem geschenkten Gaul ins Maul schauen will oder nicht, für viele lokale Nachrichtenanbieter in ihrer wirtschaftlichen Situation nicht stellen wird, wirkt eine derartige Kampagne nach den diversen Debatten rund um den Datenskandal, politisch motivierte Werbeanzeigen, Hatespeech und Hetze doch berechnend.
Sprachoptionen für Facebook Dynamic Ads
Dynamic Ads auf Facebook wechseln bei Bedarf nun die Sprache. Im Produktkatalog können dazu verschiedene Sprachoptionen integriert werden, um in den entsprechenden Regionen die Ad dann in der passenden Sprache auszuspielen. Im Vorfeld muss dazu eine passende Beschreibung hochgeladen worden sein.
Geld verdienen mit Facebook mal anders
Buzzfeed veröffentlichte im Januar einen Artikel über eine Praxis, bei der Nutzer der Plattform ihre Accounts an Advertiser vermieten, die zumindest teilweise wegen fragwürdiger Praktiken von der Plattform verbannt wurden.
Dabei werden die Nutzer, die sich auf Seiten wie Rentusyourfbook.com, fbcash.net oder fbdollars.com anmelden, unter anderem dazu aufgefordert, Chrome-Erweiterungen oder Programme wie TeamViewer zu installieren, die den Anbietern Zugriff auf Daten, den Browser oder gar den Computer des Facebook-Nutzers ermöglichen. Die Anbieter solcher Angebote richten dann ein Werbekonto ein, auf welches sie ohne großen Aufwand zugreifen können, um ihre Produkte oder Angebote zu bewerben, ohne den eigenen Account zu riskieren, da im Zweifel das Konto des Privatnutzers in die Bresche springt.
In einer weiteren Variante bekommen Facebook-Nutzer gratis einen Laptop zugeschickt, der den Anbietern der jeweiligen Seite den Zugriff auf das über den Nutzer registrierte Werbekonto ermöglicht.
In beiden Varianten riskiert man durch das Wahrnehmen eines solchen Angebots seinen privaten Facebook-Account, darüber hinaus aber auch seine persönlichen Daten auf dem eigenen Rechner. Deshalb unbedingt Hände weg von derartigen Angeboten!
Facebook wertet künftig Nutzererfahrungen aus
Nutzern werden Fragen zum Service von Werbekonten gestellt, welche die Bestellung, die Qualität der Produkte usw. betreffen.
Liegt der Wert unter 2, wird die Reichweite des Kontos eingeschränkt.
Hier findet sich eine gute Funktion gegen Spam und schlechte Leistungen, die durch gute Ads getarnt werden. Aktuell befindet sich die Funktion allerdings noch im mehrstufigen Rollout und ist somit noch nicht für alle Advertiser verfügbar.
Vermutlich gibt es einige, denen Beschränkungen durch solches Feedback eher in die Quere kommen, doch bekommt man hier in erster Linie die Möglichkeit, seine Anzeigen auch auf Basis des Nutzerempfindens zu verbessern. Erfreulich wäre, so auch allfacebook.de, eine erhöhte Transparenz und Qualitätssteigerung des Werbeumfelds.
Petitionstool auf Facebook
Facebook startet den US-Rollout für ein Petitionstool, mit dem sogenannte „Community Actions“ eingerichtet werden können. Diese sollen möglichst viele Unterstützer sammeln und verfügen dazu unter anderem über einen eigenen Diskussions-Feed, in dem Nutzer Kommentare hinterlassen, Benefizveranstaltungen organisieren oder Events veranstalten können.
Öffentlich sichtbar ist die Zahl der Accounts, die die Community Action unterstützen, für den Einzelnen erkennbar sind aber nur die Namen von Freunden oder von Seiten öffentlicher Personen.
Leseempfehlung
Die Leseempfehlung im Januar ist ein Artikel von Zeit Online, in dem Mark Zuckerberg seine Sicht zur Lage des Netzwerks darlegt. Die englische Version des Textes ist im Wallstreet Journal erschienen, aber auch über Zeit Online verfügbar.
Self-Regram auf Instagram
Instagram ermöglicht es Usern der iOS-Version nun, einen Post gleichzeitig über mehrere Accounts zu teilen. Das könnte für Kooperationen etwa mit Influencern, aber auch anderen Partnern sehr interessant sein und zu einigem an Zeitersparnis führen, birgt aber auch eine nicht unerhebliche Möglichkeit des Missbrauchs. Techcrunch vermutet nicht zu unrecht, dass sich die Qualität des Feeds zurückentwickeln und insbesondere jüngere Nutzer von der Plattform vertreiben könnte, wenn die Nutzererfahrung durch stumpfe Promo-Crosspostings vergiftet wird. Es bleibt also zu hoffen, dass Instagram mit dem Algorithmus entsprechend stark dagegen steuert.
Instagrams Jagd auf Fake Follower und Engagement läuft langsam
Vor zwei Monaten kündigte Instagram an, gegen alle Drittanbieter-Apps vorzugehen, die Nutzern helfen, Follower und Engagement zu gewinnen, um als Werbepartner interessanter zu werden. Außerdem sollten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz sowohl die Follower als auch das dadurch generierte Engagement von den entsprechenden Profilen und Posts entfernt werden.
The Drum zitiert eine Studie der Points North Group, welche zwar nur anhand von 500 Profilen erstellt wurde, aber aus der sich dennoch Tendenzen der Wirksamkeit der Selbstreinigungsversuche der Plattform ableiten lassen. Nach dieser Untersuchung stellte Points North fest, dass selbst die verdächtigsten Accounts kaum bis gar nicht unter den Maßnahmen zu leiden hatten.
Ein endgültiger Grund zur Entwarnung ist das aber dennoch nicht, da davon auszugehen ist, dass Instagram auch künftig versuchen wird, das Netzwerk sauber und für Nutzer attraktiv zu halten. Man muss also damit rechnen, dass die angesprochenen Versuche einer Säuberung verbessert und noch weiter ausgerollt werden.
Weitere Insta-News:
- Die Top 10 Instagram Ads 2018 [AdEspresso]
- All about instagrammable Bathrooms [Vox]
- Autos oder Fußball. Welche deutschen Markenaccounts sind 2018 am stärksten gewachsen? [OMR]
- Das beliebteste Bild auf Instagram? [Instagram]
Objective Based Advertising
LinkedIn hat bereits im letzten Jahr das Objective Based Advertising eingeführt und ermöglicht das Testen in einer Beta-Umgebung. Dadurch wird die Kampagnenerstellung deutlich verbessert. Ende Februar soll die neue Oberfläche ins endgültige Roll-Out gehen und ist dann der neue Standard, was LinkedIn-Advertising betrifft.
Mehr Infos dazu findet ihr in diesem Video!
Interessentargeting bei LinkedIn
LinkedIn ermöglicht nun auch Targeting auf Basis der Nutzerinteressen. Hier kann aus mehr als 200 Interessenkategorien gewählt werden. Darunter finden sich unter anderem Kategorien wie AI, Global Economy & Customer Experience. Wie effektiv diese Targetingmöglichkeiten genutzt werden können und wie hoch der Mehrwert dieser ist, bleibt abzuwarten.
Der LinkedIn-Algorithmus
Brandwatch erläutert in diesem Artikel die Funktionsweise des LinkedIn-Algorithmus und stellt diese auch grafisch ansprechend dar. Spannend sicher für alle, die noch ein paar Tipps suchen, um auf LinkedIn erfolgreich zu werden. Nicht überraschend ist allerdings, dass das Schema dem ähnelt, das auf den meisten anderen gängigen Plattformen eingesetzt wird.
Influencer-Marketing
Influencer-Boxen bei Lidl
Lidl springt auf den Boxentrend auf und verkauft ab dem 21. Januar fünf verschiedene Influencer-Boxen. Mit dabei sind:
- Eine vegane Back-Box von Mirella Precek (Mirellativegal)
- Eine Fitnessbox vom Bachelor-in-Paradise Phillip Strehler
- Eine Jetset-Box von Riccardo Simonetti
- Eine „I love food“-Box von Sonja Meise
- Eine „Mommy-Survival“-Box von Isabel Kraus
Zu beziehen sind die Boxen für 10-12 € allerdings nur online. Die Kampagne ist, wie unter anderem W&V berichten, Teil der Aktion #Lidlstudio, in welcher die Influencer-Kooperationen der Discounter-Kette gebündelt werden. Das nächste Kapitel der Aktion ist im Frühjahr dieses Jahres zu erwarten und beinhaltet die erste Modekollektion von #Lidlstudio.
Animal Influencer
Noch zum Ende des letzten Jahres berichtete FastCompany über „The Dog Agency“. Die New Yorker Agentur kümmert sich in erster Linie um die Vermarktung von Hunden, hat aber auch einige andere, zum Teil wesentlich exotischere Tiere im Portfolio.
Dass Animal-Content in den sozialen Netzwerken oft mehr als erfolgreich ist, ist keine neue Information, doch der Weg über eine Agentur nur für diese spezielle Nische, hebt das ganze dann doch noch einmal auf eine neue Stufe.
Pinterest Seasonal Insights Guide 2019
Pinterest hat den „Seasonal Insights Guide 2019“ veröffentlicht, der sich insbesondere auf saisonale Ereignisse bezieht und aus dem sich für den einen oder anderen gute Tipps zum Pin-Verhalten an Feiertagen ergeben können.
Pinterest Ads in Deutschland
Pinterest hat das Advertising im Self-Service nun auch in Deutschland ausgerollt. Das Advertising ist für alle Geschäftskonten verfügbar und wird hier erklärt. Problematisch daran ist bisher nur, dass Deutschland selbst als Targetingoption noch nicht für alle Konten verfügbar ist.
Weitere Netzwerke
Snapchat-Studie
Snapchat hat eine Studie erstellt, um herauszufinden, welche Emotionen und Gefühle bei Nutzern während der Nutzung der verschiedenen Social Media Plattformen auftreten. Die äußerst positiven Gefühle bei der Nutzung von Snapchat sind für die Plattform sicherlich erfreulich, jedoch auch nicht weiter verwunderlich, da das Unternehmen die Studie letztendlich finanziert hat.
A year of Tumblr search activity
Redditor downvoteforwhy hat sich mit den Auswirkungen des Bannes von Adult Content auf Tumblr beschäftigt und eine Grafik erstellt, die die Suchaktivität um den Begriff „Tumblr“ im Verhältnis zum Jahresverlauf des Jahres 2018 darstellt. Deutlich zu sehen ist der Abfall der Aktivität nach dem Bann im November 2018.
Die Plattform ist jetzt zwar werbefreundlicher, hat jedoch mit der Verbannung auch einige Communities von der Plattform getrieben. Ob sich die Maßnahme als Eigentor herausstellt, wird sich vermutlich in den nächsten Jahren zeigen.
Twitter startet Beta-App
Twitter startet eine neue Form von Betatest. Im Gegensatz zu den meisten anderen Plattformen und Netzwerken will das Netzwerk neue Funktionen nicht mehr länger in der eigentlichen App testen, sondern veröffentlicht dafür eine eigenständige App. In dieser sollen ausgewählte Nutzer die jeweiligen Neuerungen testen, um eine Basis zu liefern, aufgrund der Twitter entscheidet, ob die Neuerung in größerem Umfang eingeführt wird.
Starten soll das Testing mit einem neuen Design des Twitter-Feeds, in dem zwischen Kommentaren von Nutzern, denen man folgt und denen man nicht folgt, unterschieden werden soll, indem diese farblich gekennzeichnet werden.
WhatsApp ist neuer Spitzenreiter im Bereich monatlicher Nutzerzahlen
WhatsApp hat Facebook im September 2018 im Wettlauf um die Anzahl der monatlich aktiven Nutzer abgelöst. Spitzenreiter ist der Messaging-Dienst nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit.
Wissenswertes & Voraussagen für 2019
- Die aktuellen Bildgrößen von Facebook, Twitter, Instagram, YouTube und Pinterest für 2019 in einer Infografik. [allfacebook]
- Der Head of Social Media der Welt hat im Dunstkreis herumgefragt, was Social Media Experten für 2019 erwarten. [joca.me]
- Die MessengerPeople haben einige Best Practices für die E-Commerce-Branche zusammengestellt. Diese schließen an die MessengerPeople Studie 2018 an. [MessengerPeople]
- Was der Teilerfolg von Vreni Frost bedeutet: Werden Produkte oder andere Dinge verlinkt, die im Foto sichtbar sind, aber nicht mit einer Kooperation zusammenhängen, kann dies als redaktioneller Hinweis des Influencers verstanden werden und muss nicht gekennzeichnet werden. Zu diesem Thema haben wir vor einigen Monaten im Rahmen der Auslese schon einmal berichtet. [lead]
- Die Trends 2019 aus einer Umfrage unter 100 Experten. [futurebiz]