Social Media Auslese Juli 2022

Im Juli hat keine der großen Plattformen das Rad neu erfunden, aber es wurden hier und da Stellschrauben gedreht, kleine Verbesserungen eingeführt und an manchen Stellen auch eher verschlimmbessert. Bei Instagram dreht sich immer noch alles um Reels, bei Tiktok um Daten- und Jugendschutz und Twitter hängt an Spaces wie wir an unserem ersten Kuscheltier. Dennoch bieten die kleinen Updates und Upgrades Social Media MarketerInnen neue Chancen ihren Content noch einfacher zu erstellen und danach besser an den Mann und die Frau zu bringen. Schauen wir doch mal rein in unserer Auslese für den Juli!

Meta

Der chronologische Feed gibt ein Facebook-Comeback

You want it – you got it: der chronologische Feed ist wieder da… naja irgendwie… und nur auf Facebook. Denn neben dem Home-Tab, bei dem sich nichts ändern wird, wird die Facebook-App ab sofort mit einem neuen Tab geschmückt, der NutzerInnen die Wahl gibt, welche Inhalte sie sehen wollen. Dabei haben sie die Wahl zwischen Favoriten, Freunden, Gruppen und Seiten. Sollte sich dies im NutzerInnenverhalten durchsetzen, könnte es noch schwerer für Firmen werden, ihre (potentiellen) KundInnen organisch zu erreichen.

Quelle: Meta

Unternehmen können auf Instagram Reels boosten

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Reels bei Instagram im Vordergrund stehen und vom Unternehmen mit neuen Funktionen und Vorteilen regelmäßig gepusht werden. Allerdings möchte Meta Reels auch für Unternehmen interessanter machen und hat daher eine neue Funktion eingeführt: Das Boosten von Reels, um mehr Engagement und neue Zielgruppen zu erreichen.

Allerdings kann nicht jedes Reel geboostet werden, sondern nur, wenn weniger als 60 Sekunden lang ist und ein Seitenverhältnis von 9:16 hat. Die Kurzvideoformate müssen vertikal und im Vollbildmodus gefilmt worden sein. Aktuell sind Reels, die von Dritten stammendes geistiges Eigentum verwenden – darunter fallen urheberrechtlich geschützte Musik, GIFs, interaktive Sticker oder Kamerafilter – für das Boosten nicht geeignet. Auch Reels, die auf Facebook geteilt wurden, können nicht geboostet werden.

Geboostete Reels werden im Feed, in den Stories, auf der Registerkarte „Reels“ und auf der „Explorer“ Seite angezeigt. Durch die mehrfache Platzierung soll Marken die Möglichkeit gegeben werden, von einem breiteren Publikum gefunden zu werden. Aber sind wir mal ehrlich – Ideenfindung und Konzeption für Reels erledigen sich nicht nebenbei und wenn wir Medienschaffende etwas zu wenig haben, dann ist es Zeit. Auch dabei greift Instagram uns unter die Arme. So werden die Templates, die Instagram für Reels bereitstellt, erweitert und in der Instagram-Kamera mit einem eigenen Tab erreichbar gemacht sowie passende Sounds zum Reel-Inhalt von Instagram vorgeschlagen.

Quelle: Twitter

Es bleibt spannend zu beobachten, wie das Netzwerk Reels als Content-Format weiter vorantreibt, während NutzerInnen die Plattform unermüdlich dazu aufrufen nicht zum zweiten TikTok zu werden und zu seinen ursprünglichen Formaten zurückzukehren. Der Initial-Post zum aktuellen „Make Instagram Instagram Again“-Movement hat immerhin schon über 2 Millionen Likes gesammelt:

Quelle: Instagram

Werbung im Instagram-Profil?

Meta scheint sich nicht auszuruhen, denn neben den bereits veröffentlichten neuen Features auf Facebook und Instagram wird im Hintergrund weiter an neuen Funktionen experimentiert. Auch in Sachen Werbeanzeigen wird es nicht ruhiger. Diesmal hat es Meta auf einen bislang eher unangetasteten Bereich abgesehen, nämlich auf die Profile. Social Media Experten haben mehrere Hinweise darauf gefunden, dass für Instagram an Ads im Profil Feed gearbeitet wird. Diese sollen die In-Stream Ads (ehemals IGTV Ads) ersetzen. Über die Fusion von IGTV & Feed-Videos haben wir in der Oktober Auslese bereits berichtet.

Quelle: Twitter

Ja, wir können die Schreie der NutzerInnen förmlich hören und die Wahrscheinlichkeit, dass die Kritik an Instagram über die Häufigkeit der Werbung wächst, wird nicht gerade geringer. Dennoch bringt die Funktion für Creators neue Monetarisierungsmöglichkeiten. Und keine Sorge, Instagram lässt den NutzerInnen weiterhin die Möglichkeit, die Ads im Profil Feed auch zu deaktivieren.

TikTok

Neuer Filter zur Kontrolle der Anzeigenplatzierungen

TikTok hat diesen Monat einen neuen Filter gelauncht, allerdings handelt es sich dabei nicht um einen Filter, der zur Unterhaltung der NutzerInnen dienen soll, sondern um einen, der mehr Kontrolle über Anzeigenplatzierungen ermöglicht. Der neue Inventory Filter lässt Werbetreibende durch drei verschiedenen Stufen – Full, Standard und Limited – entscheiden, vor oder nach welchen Inhalten ihre Werbung anzeigt wird.

Mit der Filteroption „Full“ ändert sich nichts für die Werbetreibenden und die Anzeigen können auch neben kritischem oder nicht jugendfreiem Content erscheinen. Während die Option „Standard“ zwar riskante Inhalte ausschließt, können die Ads weiterhin neben nicht jugendfreien Inhalten angezeigt werden. Die Option „Limited“ schließt sowohl jugendfreie als auch riskante Inhalte aus. Die Einstufung des Contents der NutzerInnen wird durch eine künstliche Intelligenz eingestuft.

TikTok gibt an, dass der Filter von vielen großen Marken, darunter auch Unilever, in der Testphase genutzt wurde und zu sehr präzisen Ergebnissen geführt hätte. Jede Kampagne soll zu einem außergewöhnlichen Ergebnis mit einer zu 95% bis 99% sicheren „Zustellungsrate“ geführt haben.

Der TikTok-Filter ist bereits ausgerollt und in 25 Ländern, unter anderem auch in Deutschland, einsetzbar.

Auch NutzerInnen bekommen mehr Kontrolle über Anzeigen

Die beliebte Social-Media-Plattform ist in regelmäßigen Abständen in der Kritik in puncto Datenschutz. Dabei gibt es bereits einige Optionen in der App, die den NutzerInnen die Möglichkeit geben, selbst über ihre persönlichen Daten zu bestimmen. Nun scheint es, als würde TikTok noch an einer weiteren Option zu arbeiten. Social Media Experte Matt Navarra entdeckte eine Funktion, die NutzerInnen in Zukunft mehr Kontrolle über die ihnen ausgespielten personalisierten Anzeigen geben könnte.

Quelle: Twitter

Die Funktion zeigt eine Liste an von Themen, von denen TikTok glaubt, das einzelne User Interesse daran hätten, aufgrund von Interaktionen in der Vergangenheit. Diese Themenliste wiederum dient als Grundlage für das Ausspielen bestimmter Ads. TikTok scheint seinen NutzerInnen auch die Möglichkeit geben zu wollen, bestimmte Themen aus der Liste abzustellen und somit ihre Ads quasi selbst zu personalisieren. Neben dem Schutz vor ungewünschten Werbethemen, wird TikTok NutzerInnen bald auch mehr Macht geben, über den organischen Content zu entscheiden, der sie erreicht. So soll ein neues Tool ermöglichen, Videoinhalte, die mit bestimmten Wörtern oder Hashtags versehen sind, automatisch aus unserem Feed herauszufiltern. Damit sollen besonders Kinder und Jugendliche auf der Plattform geschützt werden, jedoch ist dies sicher auch nicht für Menschen verkehrt, die bestimmte Traumata-Trigger vermeiden wollen.

Twitter

Große Worte, nichts dahinter – Twitter bringt die Rückzieher-Funktion

Auf Twitter gibt es zwei Arten von NutzerInnen: Die, die nur mitlesen, was andere schreiben und die, die zu allem ihren Senf dazugeben und so meist Teil einer großen Twitter-Filterblasen-Diskussion darüber werden, ob das Kleid nun blau-schwarz oder gold-weiß ist (wir wissen alle, dass es weiß-gold war, oder?!) Der Nachteil an Twitter: Bei jedem Retweet wird man selbst verlinkt und ist somit auch Empfänger von Tausenden Tweets. Damit macht die Plattform nun Schluss, denn wer möchte, kann nun die „Unmentioning“-Funktion nutzen und sich aus Konversationen ausklinken. Der Link zum eigenen Nutzernamen wird dann aus dem Originaltweet und allen zukünftigen Tweets entfernt und man bekommt keine Benachrichtungen mehr über alle, die sich zukünftig zum neuesten Kardashian-Skandal auslassen.

Mehr Space für Spaces

Reden wir über Spaces, denn was vermutlich als Clubhouse-Konkurrenz entstanden ist, soll wohl nicht dessen plötzlichen Abwärtstrend einschlagen. Das Audio-Livestream-Format von Twitter hat sich nicht merklich durchgesetzt, soll nun aber ein Upgrade erhalten. Während Aufzeichnungen bisher nach 30 Tagen gelöscht wurden, sollen sie nun dauerhaft zur Verfügung stehen. Mit Hilfe einer neuen Unterkategorie namens „Stations“ sollen Livestreams und Podcast gemeinsam auf der Plattform verfügbar gemacht werden. Alles in allem könnte Twitter damit auf dem Audio-Livestreaming-Markt das bessere Clubhouse werden, doch ob NutzerInnen von Spotify und Co. zu Twitter umziehen, um ihre Lieblingspodcasts zu hören, bleibt anzuzweifeln.

LinkedIn

Tricks aus der Meta School of Stealing Tool

Bevor diese Auslese wieder zu lang wird, wollen wir uns beim Business-Netzwerk LinkedIn etwas kürzer halten (wir versuchen es jedenfalls). Es gibt zwei Neuerungen, die eigentlich keine Neuerungen sind, da LinkedIn sie nur bei anderen Netzwerken klaut (*Hust* Wie Meta *Hust*).

Nummer Eins: Carousel-Posts. Wir kennen und lieben sie von Instagram, jetzt kommen sie auch nativ zu LinkedIn und geben so mehr Platz für Kreativität, Informationen und Storytelling.

Nummer 2: LinkedIn schaut sich etwas bei Twitter ab und führt die Retweets.. ähhh.. Reposts ein. Damit wird der Share-Button ersetzt und erst auf den zweiten Klick kann beim Teilen ein eigener Kommentar hinzugefügt werden. Dies soll, ähnlich wie bei Twitter, NutzerInnen die Schwelle zum Teilen von fremden LinkedIn-Beiträgen in ihrem Netzwerk erleichtern.

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