Social Media Auslese März
Nach der Umstellung des Newsfeeds und den daraus resultierenden Entwicklungen der letzten Wochen und Monate, folgt direkt der nächste Medienaufschrei mit Facebook in der Headline – der Skandal um Facebook und Cambridge Analytica. Eine Zusammenfassung sowie einige Lesetipps finden sich neben weiteren Informationen zu Änderungen und Anpassungen in unserer aktuellen Auslese. Darüber hinaus vergessen wir aber auch diesen Monat nicht, nennenswerte Entwicklungen rund um die anderen Netzwerke zu besprechen.
Das Cambridge Analytica & Facebook Problem
Kürzlich ist bekannt geworden, dass die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica über eine von Dr. Aleksandr Kogan geschriebene App (thisisyourdigitallife) an die Profildaten von etwa 270.000 Personen gelangt ist. Darüber hinaus ermöglichte die App auch den Zugriff auf diverse Informationen der Kontakte besagter 270.000 Nutzer. Um die Daten weiter aufzustocken, nutzte CA laut thenextweb.com auch Mitarbeiter der Firma Amazon Mechanical Turk, einer Plattform, die es ihren Nutzern möglich macht, gegen geringes Entgelt kleine Aufgaben online zu verrichten. In diesem Fall ging es um die Teilnahme an einer Umfrage gegen $1 bis $2. Dieser Schritt ermöglichte CA den Zugriff auf Daten von insgesamt etwa 50 Millionen Facebook Nutzern.
Hier ist wichtig zu wissen, dass der eigentliche Verstoß nicht das Datamining an sich ist und der Vertrauensbruch zwischen Facebook und den Nutzern der Plattform, zumindest aus fachlicher Sicht, an anderer Stelle zu suchen ist.
Besagter Verstoß findet sich nämlich in der höchstwahrscheinlich bezahlten Weitergabe der Daten von Kogan an CA. Denn grundsätzlich können Wissenschaftler (und andere mehr oder weniger versierte Nutzer) noch immer über eine Schnittstelle (in den meisten Fällen wohl die Facebook GraphAPI) auf verschiedene Daten zugreifen, welche zu Forschungszwecken (anonymisiert) verwendet werden können. Ein Beispiel dafür ist das frei verfügbare Tool Netvizz, das es dem interessierten Nutzer ermöglicht, verschiedene Daten zu extrahieren und für private oder, entsprechend referenziert, für wissenschaftliche Zwecke zu nutzen. (Art & Qualität der Daten wird durch den von Facebook gewährten Zugriff über die API bestimmt. Für einige der unten gezeigten Unterpunkte gab es kürzlich und gibt es in naher Zukunft Änderungen.)
Auch über Netvizz (oder vergleichbare Tools) war bis zur Änderung der GraphAPI durch Facebook auch Zugriff auf andere Bereiche von Facebook möglich (s. nachfolgende Abbildung).
Sascha Lobo schreibt mit Bezug auf einen Artikel aus der Süddeutschen Zeitung in diesem Zusammenhang auch davon, dass solche Daten und daraus erstellte Profile schon sehr viel länger zum Einsatz kommen, unter anderem im Wahlkampf von Barack Obama, welcher 2012 zur Wiederwahl geführt hat. Auch Alexandra Samuel schreibt in einem Artikel für The Verge davon, wie häufig die diskutierte Methode in den letzten Jahren zum Einsatz kam.
Der bereits angesprochene Vertrauensbruch mit den Nutzern findet sich wiederum in der Tatsache, dass Facebook bereits seit Jahren von der Weitergabe der Daten seitens Kogan gewusst hat, ohne relevante Schritte einzuleiten. Zwar wurde Cambridge Analytica aufgefordert, die unrechtmäßig erworbenen Datensätze zu löschen, eine Überprüfung hielt Facebook aber scheinbar nicht für nötig. Das ist ein Problem. Denn man kann zwar sagen, dass Facebook in diesem Fall nur entsprechend der gebotenen Möglichkeiten „eingesetzt“ wurde und Microtargeting basierend auf derartigen Datensätzen schon lange Praxis in der Marketingwelt war, dennoch relativiert das nicht die enorme Verantwortung auf Seiten von Facebook, zu prüfen und zu regulieren, was mit den Daten passiert, die auf Grundlage des Netzwerks erhoben werden.
Anders ausgedrückt:
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„With great power comes great responsibility“
(Benjamin Parker)[/su_quote]
Zur genauen Entwicklung des Skandals und den möglicherweise daraus resultierenden Folgen, verlinken wir euch hier noch einige weitere ausgewählte Artikel & Beiträge:
- Suspending Cambridge Analytica and SCL Group from Facebook [newsroom]
- Briefing für den 21.03.2018 [Social Media Watchblog]
- Briefing für den 22.03.2018 [Social Media Watchblog]
- Interessante Einordnung von Thomas Hutter [thomashutter]
- Zusammenfassung der Washington Post [Washington Post]
- Reaktion von Mark Zuckerberg im Interview mit CNN [CNN]
- Man findet immer wieder Verweise über eine Beteiligung von CA am Brexit. In diesem Video spricht Richard Tice über die bezahlte Unterstützung der Leave.eu-Kampagne durch CA (6:30Min). Die jetzt debattierten Daten spielten dabei jedoch noch keine Rolle. [Leave.eu YouTube-Channel]
Facebook testet neue Tools für Creators, darunter ein Abo-Modell
Facebook hat in den USA und dem UK einen Test ausgerollt, durch den die Möglichkeit geboten wird, Videoartists zu abonnieren, um ihnen einen Verdienst auf Facebook zu ermöglichen. Damit scheint Facebook sich gegen Plattformen wie YouTube oder Vimeo aufbauen zu wollen, da ein Verdienst dort schon möglich ist. Diese Option soll vermutlich dazu beitragen, relevanten bzw. „meaningful“ Content auf Facebook zu halten.
Facebook stampft den Explore Feed wieder ein
Im Oktober vergangenen Jahres hat Facebook den Explore Feed in 6 Ländern für einen Test ausgerollt. Die gewonnenen Daten und Erfahrungen nimmt Facebook nun zum Anlass, den Versuch zu beenden und den Feed wieder einzustampfen.
Keine Reichweitenschätzungen für Custom Audiences
Aktuell ist es nicht möglich, sich Reichweitenschätzungen für Custom Audiences anzeigen zu lassen. Das liegt daran, dass durch Wissenschaftler der Northeastern University und des MPI-SWS eine Sicherheitslücke entdeckt wurde, welche nun behoben werden muss. Bis Facebook diesen Fehler ausmerzen kann, bleibt die Reichweitenschätzung für Custom Audiences und in den Audience Insights abgeschaltet. Dazu kommt, dass die Erstellung von Custom Audiences vorerst eingeschränkt ist. Werbetreibenden ist es nur möglich, eine bestimmte (aktuell unbekannte) Anzahl von Audiences zu erstellen.
Weitere Facebook News & Lesetipps
- Recode berichtet von einer Steigerung der Kosten für Ads seit der Newsfeed-Umstellung [Recode]
- DigidayUK zu den Problemen einiger Unternehmen durch die Umstellung [DigidayUK]
Weitere News aus der Welt der sozialen Medien
Veränderungen am Instagram-Feed
Instagram nimmt Verbesserungen am Feed vor. Darunter testet Instagram einen „New Posts“-Button, der es ermöglichen soll, besser zu kontrollieren, wann der Feed refreshed wird. Basierend auf dem Nutzer-Feedback, sollen aktuellere Posts in Zukunft öfter auch am Anfang des eigenen Feeds ausgespielt werden, um dem Feed-Experience einen „frischeren“ Eindruck zu verleihen. Allerdings wird der Feed auch künftig nicht chronologisch angezeigt.
Pinterest Pincodes auch in Deutschland
Im letzten November hat Pinterest die Pincodes bereits in den USA eingeführt. Jetzt wird das Format von den ersten Deutschen Marken getestet. Dabei handelt es sich um Maggi, die Brigitte und Urbanara. Die Brigitte nutzt in der aktuellen Ausgabe drei Pincodes zum Thema Ostern, Maggi hat Pincodes auf einige ausgewählte Produkten im Maggi Kochstudio Store in Frankfurt gedruckt und Urbanara will verschiedene Pincodes auf Postern im Flagship-Store in Düsseldorf zum Einsatz bringen.
Kurz & Knapp
- Spotify weitet Spotify’s Ad Studio auf weitere Länder aus [Spotify & Music Ally]
- Youtube erweitert die Metriken in YouTube Analytics [YouTube Creator Blog]
- Überlegungen von Apple Snapchat zu übernehmen [maclife]
- Elon Musk löscht die Fanpages von Tesla und SpaceX sowie sein Profil – na dann. [t3n]
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