Social Media Auslese Oktober 2019

Beinahe drei Milliarden Menschen pro Monat erreicht Facebook mittlerweile mit seinen verschiedenen Diensten. Geht es nach der Anzahl der Downloads und nicht um die Gesamtheit der Nutzerbasis, steht ein anderes Netzwerk derzeit ganz oben. 750 Millionen Downloads konnte die App TikTok in den letzten zwölf Monaten verzeichnen. TikTok macht vieles anders. Besonders auffällig ist, dass Zeit keine Rolle spielt. Keine Rolle spielt zukünftig auch politische Werbeanzeigen auf Twitter. CEO Jack Dorsey verkündete, dass ab November keine politischen Ads mehr auf der Plattform beworben werden können. Weitere Neuigkeiten erfahrt ihr in der neuen Social Media Auslese.

Facebook veröffentlicht neue Quartalszahlen

(Quelle: techchrunch.com)

Laut der neuesten Geschäftszahlen von Facebook erreicht das Gespann um Facebook, Instagram, WhatsApp und dem Facebook Messenger täglich 2,2 Milliarden Menschen. Vergrößert man den Betrachtungszeitraum auf einen Monat, steigt die Reichweite auf insgesamt 2,8 Milliarden Menschen – im Vergleich zum letzten Quartalsbericht jeweils 100 Millionen Nutzer mehr. Wachstumstreiber dafür dürften Instagram und WhatsApp sein, denn die Nutzerzahlen für Facebook sind „lediglich“ um 36 Millionen täglich aktive Nutzer angestiegen. Bei gleichbleibendem Tempo könnten bis zum Ende des Jahres beinahe drei Milliarden Menschen weltweit pro Monat mit Diensten von Facebook in Kontakt kommen, also rund 40% Prozent der Weltbevölkerung.

Twitter verbietet politische Werbeanzeigen

Erst kürzlich sorgte für Aufsehen, als Mark Zuckerberg im Kongress von der in sozialen Medien sehr aktiven US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez extrem in die Enge getrieben wurde. Grund war die Aussage Facebooks, Falschaussagen in Werbeanzeigen von Politikern zuzulassen. Während die eine Plattform also nichts gegen mögliche Fake-News unternimmt, zieht Twitter die Handbremse. Twitter-CEO Jack Dorsey verkündete, dass ab dem 22. November keine politischen Werbeanzeigen auf Twitter geschaltet werden dürfen. Trotz der großen Anerkennung dürften mindestens zwei Aspekte interessant an diesem Vorgehen sein:

  1. Der Umsatz, den Facebook und Twitter mit Anzeigen im politischen Bereich erzielen, liegt im minimalen Prozentbereich. Ein wirtschaftlicher Schaden ist direkt damit also nicht verbunden, was die Entscheidung leichter machen dürfte.
  2. Mit der Aussage, keine politischen Anzeigen auf der Plattform zu erlauben, ist Twitter letztendlich in der Bringschuld der Definition politischer Inhalte. Wie sehr NGOs oder andere Organisationen damit eingeschränkt werden und welcher Inhalt ab wann als politisch bewertet wird, muss Twitter zukünftig erklären. Dabei dürften mit großer Sicherheit intensive Diskussionen entstehen.

Inwiefern dieses Vorgehen ein PR-Stunt ist oder zu einer Verbesserung des Miteinanders auf der Plattform führt, wird die Zeit zeigen.

Das Ende der WhatsApp-Newsletter naht

Die Versprechen sozialer Netzwerke sind atemberaubend. Viralität und Social Interactions sorgen immer wieder für kolossale Reichweiten. Doch auf der üblichen Tageskarte der Plattformen stehen die nicht von der Hand zu weisenden sinkenden organischen Reichweiten. Als Kontrast zu dieser Entwicklung haben viele Publisher Hoffnung in WhatsApp-Newslettern gefunden. Parallel zu E-Mail Newslettern glänzen WhatsApp-Nachrichten mit beeindruckender Reichweite, aufmerksamkeitsstarken Push-Notifications und einer phänomenalen Nutzerbasis von 58 Millionen Menschen in Deutschland. Doch Ende November wird den WhatsApp-Newslettern ein Riegel vorgeschoben. Selbst die großen Pioniere in diesem Bereich wie Urlaubsguru oder MyDealz sind betroffen. Während sie auf Lösungen innerhalb ihrer App zurückgreifen können, stellt sich für kleinere Unternehmen die Frage, wie sie zukünftig mit diesem Thema umgehen. Facebook selbst sieht die Zukunft der Messenger als CRM-Kommunikationstool und nicht als Broadcasting-Plattform. Der Fokus liegt demnach auf der 1 zu 1 Kommunikation. OMR hat sich daher nach Broadcast-Alternativen umgesehen und ist dabei u.a. auf Telegram oder den Apple Business Chat gestoßen. Eine echte Alternative bieten diese Werkzeuge jedoch nicht. Jedoch befindet sich der Messenger-Markt derzeit in einer intensiven Anpassungsphase. Das letzte Wort dürfte in dieser Diskussion noch längst nicht gesprochen sein.

YouTube, sein Algorithmus und seine Folgen

Wer kennt es nicht? Mit einem gemütlichen Kaffee sich entspannt in der Küche niederlassen, nebenbei gemütlich ein paar YouTube Videos gucken und die ein oder andere Sache im Haushalt erledigen. Während wir den Küchentisch verlassen haben, legt YouTube jedoch keine Pause ein. Video für Video wird abgespielt, der Algorithmus entfaltet sich und sorgt für immer mehr Videos. Nach der aufgehängten Wäsche setzen wir uns wieder an den Tisch und sind mitunter erschrocken von den Inhalten, die mittlerweile über den Bildschirm des Tablets laufen. Nicht selten führen die algorithmischen Empfehlungen zu mehr als fragwürdigen Inhalten der Video-Plattform. Wie intensiv das YouTube-Autoplay sein kann, hat Mozilla in der Kampagne „Got YouTube Regrets? Thousands do!“ zusammengetragen. Anhand mehrerer Beispiele werden die Schicksale verschiedener Personen aufgezeigt, die offensichtlich keinen Nutzen aus den Empfehlungsalgorithmen gezogen haben. Beispiel gefällig?

(Quelle: mozilla.org)

Es ist selbstverständlich, dass Plattformen versuchen, Nutzer möglichst lange an sich zu binden. Algorithmen sind dazu ein hilfreiches Tool, doch sollten sich die Anbieter ihrer Verantwortung bewusst sein und sorgsam mit dieser Macht umgehen.

Der Facebook News Tab kommt

Der sorgsame Umgang mit Inhalten dürfte auch Facebook ein Begriff sein. Um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, geht Facebook bei der Einführung des News-Tabs neue Wege. Um Facebook wieder zu einer Plattform zu gestalten, auf der seriöse und relevante Nachrichten konsumiert werden, hat Facebook in den USA damit begonnen, die Plattform um den Bereich „News“ zu erweitern. Dabei sollen den Nutzern sowohl regionale als auch überregionale News präsentiert werden. Facebook achtet bei der Auswahl der Nachrichten auf viele Faktoren, unter anderem sollen Clickbaiting oder Hate Speech nach eigenen Angaben nicht darin zu finden sein. Um so irritierender ist es daher, dass nach inoffiziellen Äußerungen auch das rechte Portal Breitbart News Bestandteil von Facebook News werden soll. Inwiefern Nutzer durch die aktive Förderung der Sichtbarkeit von News wieder zurück zur Plattform streben, wird zu beobachten sein.

Facebook zahlt 40 Millionen für zweifelhafte Metriken

Lange Zeit war es gar nicht erst möglich, Videos direkt auf Facebook zu veröffentlichen. Der Umweg über YouTube hat den wenigsten Publishern Schmerzen bereitet. Dennoch wurde es irgendwann zu verlockend, Videos schließlich direkt auf Facebook hochzuladen. Autoplay, bevorzugte Ausspielung im Newsfeed und die grundsätzlich gestiegene Aufmerksamkeit für Videos sorgten dafür, dass sich immer mehr Seiten für mehr Video-Content entschieden. Viele können sich sicherlich noch an die Zeit erinnern, als Tasty Kochvideos und andere Videoformate den Newsfeed bestimmt haben. Später stellte sich jedoch heraus, dass KPIs wie Videoaufrufe, Reichweite und Wiedergabedauer gar nicht so hoch ausfielen, wie von Facebook berichtet, doch das war vielen Seiten zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Zu sehr waren sie darauf fokussiert, ihre Social-Strategie weiter mit verschiedenen Formaten von Bewegtbild auszubauen. Ein Gericht verurteilte Facebook dafür zuletzt zu einer Geldstrafe von 40 Millionen US$. Ein Tropfen auf den heißen Stein für Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle damals auf die Karte Videos gesetzt haben. Es bleibt dabei: Geschäftsmodelle auf Basis der Funktionalität von Plattformen zu entwickeln ist ein heikles Spiel.

Wann, wenn nicht dann?  

Wer sich neu im Feld der sozialen Medien bewegt, der kommt bei einem gewissen Grad an Neugier irgendwann zu der Frage, wann Inhalte am besten veröffentlicht werden sollten. Eine durchaus berechtigte Frage, schließlich entscheidet sich oft in den ersten Minuten, wie ein Post durch den Algorithmus eingestuft und dementsprechend im Feed ausgespielt wird. Es macht also sehr wohl einen Unterschied, ob ein Post in der Nacht um 3 Uhr veröffentlicht wird oder zur Prime Time um 21 Uhr.
Um Seitenbetreibern das Leben zukünftig zu vereinfachen, arbeitet Facebook an einem Feature, das basierend auf den Erfolgen der zuletzt veröffentlichten Posts die besten Uhrzeiten für neue Posts vorschlägt. Ziemlich praktisch! Trotzdem darf das geschulte Auge gerne noch einmal überprüfen, inwiefern diese Uhrzeit sinnvoll ist.

(Quelle: socialmediatoday.com)

Spiel mit mir!

Fast jeder spielt gern. Warum nicht also die eigenen Werbeanzeigen mit einem spielerischen Element erweitern? Zwar sind die von Facebook bereitgestellten Möglichkeiten für Spiele äußerst begrenzt, aber mit etwas Erfindungsgeist lassen sich die mitgelieferten Bordmittel für spielerische Ansätze nutzen. Adsventure zeigt auf seinem Blog fünf verschiedene Optionen, wie Lead Ads, Video Poll Ads, Instagram Story Ads oder Instant-Experiences genutzt werden können.

(Quelle: adsventure.de)

Kein TikTak auf TikTok

Nichts ist älter als die Überschrift von gestern, heißt es im Print. Nichts ist älter als die Instagram-Story von heute Vormittag, heißt es in sozialen Medien. Zeit spielt in vielerlei Hinsicht eine Rolle. Auf Twitter ist die Halbwertszeit von Inhalten besonders kurz, auf YouTube sieht es hingegen komplett anders aus. Dort verliert die Doku nicht an Wert, obwohl sie bereits vor zwei Wochen hochgeladen wurde. Wer wiederum heute auf Facebook eine Mannequin-Challenge oder Ice-Bucket-Challenge veranstaltet, wird zurecht schief angeguckt.
TikTok macht mal wieder alles anders, denn auf TikTok gibt es keine Zeit. Weder lässt sich einsehen, wann ein Profil erstellt wurde, noch kann das Veröffentlichungsdatum eines Posts gesehen werden. Das führt interessanterweise zu weitreichenden Folgen. Zum einen spielt das Alter eines Posts absolut keine Rolle. Egal ob ein Video drei Tage oder drei Monate alt ist – beide kommen für den Algorithmus gleichwertig in Betracht. Dieser Umstand ist für andere Plattformen unvorstellbar und liefert einen besonderen Reiz für Content-Creator auf TikTok. Andererseits sorgt der fehlende Einblick hinsichtlich des Erstellungsdatums dafür, dass gestohlene Inhalte nicht sofort erkannt werden. Gewissenslose Copycats dürfte das besonders freuen, ist es doch durch den fehlenden Zeitstempel nicht möglich zu erkennen, welcher Inhalt zuerst erstellt wurde.

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