Was wurde eigentlich aus … studiVZ?
Ob ihr Gen Y oder Z seid, das entscheidet sich jetzt: Kennt ihr „Schni Schna Schnappi“ noch von früher? Oder wisst ihr noch, als selbstgemachte Freundschaftsbändchen plötzlich den gelben, blauen oder roten Charity-Gummiringen gewichen sind? Als man direkt Viva Get the Clip eingeschaltet hat, wenn man von der Schule kam? Oder ist euch der Crazy Frog auf dem Motorola RAZR (wir wollten es alle!) noch ein Begriff? Es gab nur eine Sache, die uns 2005 noch mehr bewegt hat: das StudiVZ!
Zwölf Jahre nach seiner Gründung nahm das Startup-Märchen von StudiVZ nämlich ein trauriges Ende. Die damalige Betreibergesellschaft – Poolworks Germany – war zahlungsunfähig. So wurde am 8. September 2017 Insolvenz angemeldet. Nach fast 17 Jahren war am 31. März 2022 dann auch endgültig Schluss. Im März wurde das Online-Netzwerk final abgeschaltet und damit alle Nutzerdaten unwiderruflich gelöscht.
Aber von vorne: Am 11. November 2005, fast zwei Jahre nach der Gründung von Facebook, brachten Ehssan Dariani und Dennis Bemmann eine deutschsprachige Variation des amerikanischen Erfolgsmodells an den Start. Das StudiVZ-Virus war hochgradig ansteckend: 2009 zählte das StudiVZ bereits 6,2 Millionen Nutzer*innen und gehörte damit zur Crème de la Crème der deutschen Onlinemedien. SchülerVZ und MeinVZ wurden gegründet, um auch die nichtstudentischen Zielgruppen für den VZ-Kosmos zu begeistern. Unglaubliche 16 Mio. Mitglieder hatte das soziale Netzwerk, „made in Germany“, mittlerweile.
Damit waren die erfolgreichsten Jahre allerdings auch schon gezählt. Mark Zuckerberg begann mit der weltweiten Expansion und so toppten die Facebook-Mitgliederzahlen 2011 zum ersten Mal in Deutschland die des Studentenverzeichnisses. Somit fiel die Zahl der durchschnittlichen Besucher*innen rapide ab und das SchülerVZ wurde 2013 geschlossen. Danach konnte man sich trotzdem noch einige Zeit bei dem Chatportal anmelden, jedoch mit viel geringerer Wahrscheinlichkeit, auf aktive Nutzer*innen zu treffen. Viele der Profile waren seit Jahren nicht aktualisiert worden. StudiVZ war wahrscheinlich die größte Sammlung digitaler Karteileichen – ein Social-Media-Friedhof sozusagen.
Der Holtzbrinck-Verlag, früherer Besitzer von StudiVZ, verklagte 2015 eine eigene ehemalige Tochterfirma. Drei Millionen Euro forderte der Konzern von der StudiVZ-Betreibergesellschaft Poolworks Germany – und bekam vor Gericht Recht. War das nun das endgültige Ende für die VZ-Netzwerke?
Spricht man mit Angehörigen der Gen Y, macht ein gewisser Anflug von Wehmut die Runde. Was waren das für Zeiten, als wir uns nichts sehnlicher wünschten, als mal wieder „gegruschelt“ zu werden, als wir im VZ unsere Lehrveranstaltungen hinterlegen und uns auf dem kurzen Weg gegenseitig Mitschriften und Prüfungsfragen zustecken konnten. Nie wieder war es so leicht, über die Suchfunktion verschollene Freund*innen, Kommiliton*innen und Diskobekanntschaften aufzustöbern.
Wie viele tausende Fotoalben habt ihr durchgeklickt und Freund*innen vertaggt, zu einer Zeit als Partyfotos noch unbekümmert und leichtsinnig online gestellt wurden? Wer jetzt noch nicht sentimental wird, soll sich bitte an das Herzstück des Netzwerks, die unzähligen Gruppen, erinnern – manchmal nützlich, sehr oft über die Grenzen des guten Geschmacks albern – fast immer unterhaltsam! Was in den Gruppen passierte, wurde schnell zur Nebensache, denn man trug seine Gruppenliste eher noch wie einen Orden einfach so vor sich her.
Heute können wir leider nur noch in unserer Erinnerung darauf zugreifen. Im Internet kursieren zwar Anleitungen, um Einsicht in das eigene Profil zu erlangen, doch ob das nach dem endgültigen Ende von StudiVZ wirklich möglich ist, ist eher fraglich.
Aber für diejenigen, die jetzt gerne noch ein wenig länger in Erinnerungen schwelgen möchten, haben wir den passenden Blogartikel parat: Was wurde eigentlich aus…ICQ?
[…] Was wurde eigentlich aus…studiVZ? […]
Ehrlich gesagt hab ich mir dir Frage in der Überschrift dieses Artikels auch schon einige Male gestellt. Danke für die ausführliche Aufklärung! Und abgefahren, dass es das VZ tatsächlich noch gibt!
[…] Weitere Beiträge dieser Reihe: Was wurde eigentlich aus…studi-VZ? […]